Als Toni das Waldhaus erreicht, ist sie betroffen darüber, wie wenig sich in ihrem Heimatdorf geändert hat. Lange ist es her, dass sie das letzte Mal hier war. Nun ist ihre Mutter gestorben und hat ihr das Waldhaus vererbt, in dem sie mit Großmutter und Mutter groß geworden ist. Das Verhältnis zur Mutter, auch Emma zwei genannt, war sehr angespannt, denn die Malerin kümmerte sich kaum um ihre Tochter und war dem Alkohol verfallen.
Das Waldhaus ist staubig und riecht vermodert, doch kaum sitzt Toni am Küchentisch, hört sie die Stimme ihrer Großmutter Emma eins, doch auch sie ist längst gestorben. Das Haus will Toni so schnell wie möglich loswerden, doch wer ist diese extravagant gekleidete alte Frau, die sich im Gartenatelier eingerichtet und offensichtlich auf sie gewartet hat? Als die sich mit ihrem kleinen Hund auf dem Arm als Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven vorstellt, glaubt Toni sich verhört zu haben. Denn die Baroness ist 1927 in Paris gestorben. Heute ist sie vergessen und auch zu ihren Lebzeiten wurde sie nicht gefeiert und starb schließlich in Armut.
Doch die Dada-Künstlerin der ersten Stunde, die neben Marcel Duchamp zu den einflussreichsten Figuren dieser Bewegung gehörte und mit ihren Arbeiten wie „Art of Madness“ einst heftige Debatten über weibliche Sexualität und männliche Kontrolle auslöste, für die mag es leicht sein und ist sogar zwingend, sich einen Weg ins 21. Jahrhundert zu bahnen. Und Toni merkt schnell, dass der Verstand, skurrile Humor und das feministische Interesse der Baroness hilfreich sind, um ihr Erbe anzutreten, das Bild ihrer Mutter zu revidieren und herauszufinden, was sie selbst will.
Ein witziger, kluger und origineller Roman der Autorin Veronika Peters, den diejenigen lieben werden, die Lektüre über Frauen und Freundschaft mögen.
Nackt war ich am schönsten
Autorin: Veronika Peters
Verlag: Kindler Verlag
320 Seiten
ISBN: 978-3-463-00051-0