Kafka und Dora – Die Herrlichkeit des Lebens

Als Franz Kafka 1923 Dora Diamant am Ostseestrand trifft, ist dieser Zufall zugleich ein Glücksfall für die beiden. Kafka wirkt dort am Ostseestrand, wo Kinder im Wasser toben und Badesachen das passende Outfit darstellen irgendwie deplatziert. Die 25-jährige Dora mit ihrem Temperament und ihren Tanzeinlagen am Strand steht im krassen Gegenteil zu ihm und dennoch ziehen sie sich magisch an. Und wo Dora mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht, schwebt Kafka immer etwas darüber.

Franz erzählt den Kindern aus dem Volksheim am Strand eine Geschichte.
©Majestic/Christian Schulz

Dora kommt aus einer jüdisch-orthodoxen, polnischen Familie. Ihre Lebenslust und ihr Freiheitsdrang haben sie an die Ostsee in ein Ferienheim für Kinder geführt. Doch das ist nicht ihr eigentliches Ziel. Sie will Schauspielerin werden und endgültig aus der konservativen Enge fliehen. Franz ist 40 Jahre alt, leidet seelisch unter der Dominanz seines Vaters und körperlich an einer Tuberkulose. Sein Charisma, seine Ehrlichkeit und sein Humor machen ihn für Dora sehr liebenswert.

Kafka und Dora
Dora Diamant (Henriette Confurius) beobachtet Franz liebevoll beim Schreiben, er soll seine Stimme schonen.
©Majestic/Christian Schulz

Schon nach kurzer Zeit erkennen Dora und Franz, dass sie zueinander gehören und beschließen am Ende des Sommers in Berlin eine gemeinsame Wohnung zu beziehen. Die familiären Konflikte bleiben jedoch ungelöst. Als Franz Kafka hohes Fieber bekommt, besucht seine Schwester die beiden in Berlin. Das Liebespaar ahnt da noch nicht, wie wenig gemeinsame Zeit ihnen noch bleibt.

Der Film „Die Herrlichkeit des Lebens“ bringt uns den Menschen Franz Kafka näher. Denn der Schriftsteller, der Jura studierte und als Versicherungsangestellter in Prag arbeitete, wurde durch seine Krankheit und seine Ängste mit häufigen Schreibblockaden geplagt. Andererseits inspirierte sie ihn. Denn Kafka registrierte und beobachtete seinen Körper, seine Krankheitssymptome. Atemnot und Schwäche, die sich wie ein Panzer über seinen Oberkörper legten, ganz genau. Dies und die Suche, im falschen Leben das richtige zu finden, sind wie ein Raster für all seine schriftstellerischen Werke.

Dabei wusste er, „dass die Herrlichkeit des Lebens immer in ihrer ganzen Fülle bereit liegt. Aber verhängt, in der Tiefe unsichtbar. Ruft man sie beim richtigen Namen, dann kommt sie“ .Quelle: Michael Kumpfmüller – Die Herrlichkeit des Lebens / Franz Kafka – Tagebücher

Ein sehr atmosphärischer, lebensbejahender und berührender Film mit eindrucksvollen Bildern und herausragenden Schauspieler*innen. Allen voran Sabin Tambrea, der in der Rolle des Franz Kafka brilliert, ebenso wie Henriette Confurius als Dora sehr überzeugend ist. Regie führten Georg Maas und Judith Kaufmann. Das Drehbuch schrieben Georg Maas und Michael Gutmann nach dem gleichnamigen Roman von Michael Kumpfmüller.

Majestic Filmverleih wird DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS heute, am 14. März 2024, im Vorfeld des 100. Todestags Franz Kafkas, bundesweit in die Kinos bringt.

Dora Diamant war Aktivistin und Schauspielerin. Nach Kafkas Tod blieb sie zunächst in Berlin. 1926 trat sie als Schauspielerin in Düsseldorf bis 1930 in verschiedenen Produktionen auf. Sie starb 1952 in London.

KAFKA und seine Werke

1904 verfasste er die Erzählung „Beschreibung eines Kampfes“, 1907 die Novelle „Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande“.“ Prosastücke und Artikel veröffentlichte er in der Zeitschrift Hyperion, in der Tageszeitung „Bohemia“ und im Sammelband Betrachtung. Die Erzählung „Das Urteil“ verhalf ihm zum Durchbruch. Es folgten Texte wie „Die Verwandlung“, „Der Heizer“, „In der Strafkolonie“, „Eine kaiserliche Botschaft“ und die drei Romane „Der Verschollene“, „Der Prozess“ und „Das Schloss“.

Seit dem 8.3. gibt es zum Film „Die Herrlichkeit des Lebens“ eine Kinotour.

Hier die restlichen Termine:

MÜNCHEN, Donnerstag, 14.3.24
City Kinos, Sonnenstr. 12a, 80331 München
Filmbeginn: 18.:00 Uhr
·
MÜNCHEN, Donnerstag, 14.3.24
Rio Filmpalast, Rosenheimer Str. 46, 81669 München
Filmbeginn: 20:00 Uhr
Bühnenpräsentation: 21:40 Uhr
·
FRANKFURT, Freitag, 15.3.24
Cinéma, Roßmarkt 7, 60311 Frankfurt am Main
Filmbeginn: 18:00 Uhr
Bühnenpräsentation: 19:40 Uhr
·
AACHEN, Samstag, 16.3.24
Apollo Kino & Bar, Pontstraße 141-149, 52062 Aachen
Filmbeginn: 20:00 Uhr
Bühnenpräsentation (Regisseur Georg Maas): 21:40 Uhr

Titelbild: ©Majestic/Christian Schulz

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

Artikel: 3703

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.