Buchtipps zum Weltfrauentag

Zwei Bücher zum Weltfrauentag: Heute ist ein guter Tag, das Patriarchat abzuschaffen und eine wahre Geschichte über ein wildes Frauenleben.

Brauchen wir den Feminismus noch?

Das Patriarchat ist keine naturgemäße Erscheinung. Lange vor unserer Zeit, als die Menschen dort hinzogen, wo sie Nahrung fanden, also noch nicht sesshaft waren, teilten sich Mann und Frau die Arbeit zum Überleben – die Geschlechter waren also gleichgestellt. Die Idee, dass die Frau dem Mann untergeordnet sein soll, entstand erst vor wenigen Jahrtausenden. Die Erfindung der sozialen Ungleichheit gilt bis heute. Frauen werden in Afghanistan aus den Universitäten verbannt, in Iran Frauenrechte weiterhin unterdrückt. In Deutschland übersteigt trotz der Einführung der Frauenquote der Frauenanteil in Führungsetagen von Unternehmen selten einen Wert von 30 %. Im aktuellen Bundestag beträgt der Frauenanteil gerade einmal 31 %. Zudem ist auch Deutschland von einer hohen Femizid-Rate betroffen: Patriarchale Strukturen ziehen sich durch fast alle Kulturen der Welt und führen in verschiedensten Bereichen der Gesellschaft zu geschlechtsbasierter Diskriminierung.
In den USA hob der Obersten Gerichtshof ein Grundsatzurteil auf, welches Frauen das Recht gab, über Fortführung oder Abbruch einer Schwangerschaft zu entscheiden.
Und Frauen leben in einer Umwelt, die von Männern für Männer gestaltet wurde, schreibt Rebekka Endeler in ihrem Buch „Das Patriarchat der Dinge“ und öffnet den Blick für das am Mann ausgerichtete Design. Sie zeigt, dass die westliche Medizin – mit Ausnahme der Gynäkologie – auf den Mann geeicht ist. Das betrifft auch die Diagnoseverfahren, medizinischen Geräten oder die Dosierung von Medikamenten. Darum ist ..

Heute ist ein guter Tag, das Patriarchat abzuschaffen

Das Frauenwahlrecht ist erst 100 Jahre alt, noch in den 1970e Jahren brauchten Frauen in Westdeutschland die Einwilligung ihres Ehemannes, um ein Arbeit anzunehmen und ein Bankkonto zu eröffnen und noch vieles mehr, schreibt die Herausgeberin Bettina Schulte in ihrem Buch „Heute ist ein guter Tag, das Patriarchat“ abzuschaffen“.

Es gibt also noch viel zu tun, auch wenn Frauen heute besser dastehen als ihre Mütter und Großmütter. Diese verfestigten patriarchalen Strukturen sind nicht so schnell zu verändern. Frauen brauchen Wachsamkeit, Klugheit und Selbstbewusstsein, um die noch immer andauernde Vorherrschaft der Männer zu beenden. Die feministischen Beiträge des Buchs sind von Feminist*innen der dritten Generation geschrieben worden. Sie berichten über ihre persönlichen Erfahrungen und Strategien, wie sie sich im Beruf und in ihrem persönlichen Umfeld gegen patriarchale Strukturen wehren.

Sieben Essays, sieben Perspektiven, eine Vielfalt von Positionen: Amani Abuzahra macht die Situation muslimischer Feministinnen deutlich, Henriette Hell, wie Mütter vom sozialen Abstieg betroffen sind, ein:e nonbinäre Science-Fiction-Autorx Aiki Mira gibt queer*feministisch und eindrücklich ihre Perspektive wieder. Theresa Brückner ist sich als Frau und Pfarrerin bewusst, dass Frauen in der Kirche noch viele Debatten führen und Hürden überwinden müssen.

Mareike Fallwickl reflektiert über Männer, wo sie stehen und wie sie ihren Sohn erziehen kann, ohne die patriarchalischen Muster zu perpetuieren. Wo sind die entsprechenden Rollenbilder? Theresa Hannig schreibt über feministische Regeln und Rollenbilder und was zielführend für einen gemeinsamen Weg sein könnte. Für eine Streitkultur in der feministischen Szene macht sich die Journalistin und Buchautorin Barbara Streidl stark.

Das Buch bietet klare, tiefgehende Erfahrungen und Einsichten feministischer Autorinnen, deren verbindendesElement der gemeinsame Kampf für mehr Gleichberechtigung und vor allem der Wunsch nach einem solidarischen Feminismus ist.
Ein sehr aufschlussreiches, erhellendes Buch, das jede/r lesen sollte.

Heute ist ein guter Tag, das Patriarchat abzuschaffen

Autorinnen: Amani Abuzahra , Theresa Brückner , Mareike Fallwickl , Theresa Hannig , Henriette Hell , Aiki Mira , Barbara Streidl , Dr. Bettina Schulte-Böning (Hg.)

ISBN 978-3-7776-3475-3

Verlag Hirzel

Ruth Shaw – Der Buchladen am Ende der Welt

Ein außerordentliches Frauenleben und eine wahre Geschichte liefert uns das Buch „Der Buchladen am Ende der Welt“. Der Titel lässt nicht erahnen, welch spektakuläres Leben sich bis dahin verbirgt.
Denn Ruth Shaw hat in ihrem Leben schon vieles erlebt. Als junge Frau in den 1960er Jahren versuchte sie sich bei der Navy, hinterfragte alles und wurde dafür bestraft. Doch sie gab sich nie auf, heuerte als Crewmitglied bei der neun Meter langen Schaluppe namens „Islander“ an, verbrachte viele Monate dort und erlebte echte Abenteuer. Denn die Crew wurde von Piraten überfallen. Ruth Shaw wurde wegen Glücksspiels verhaftet, arbeitete als Köchin für den Erzbischof. Die Autorin erzählt von Trauer und Verlust, aber auch von der Liebe – zum Leben, zur Welt der Bücher und zur Weite des Ozeans. Dabei verwebt sie geschickt Anekdoten über Besucher ihres Ladens mit ihrer eigenen, turbulenten Lebensgeschichte.

Heute ist sie da angekommen, wo sie immer sein wollte. Sie verkauft Bücher im kleinsten Buchladen der Welt in der Home Street, im malerischen Dorf Manapouri auf der Südinsel von Neuseeland. Eine starke Frau, die ihren Weg gefunden hat. Ein sehr unterhaltsames und mitreißendes Buch.

Buchtipps zum Weltfrauentag

Der Buchladen am Ende der Welt von Ruth Shaw

Übersetzt von Anja Samstag

Erschienen im Dumont Reiseverlag

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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