Jasmin Taylor – IM NAMEN GOTTES

Mit der Trennung von Kirche und Staat ist eine Deutung unseres gesamten gesellschaftlichen Lebens in der westlichen Welt eine rational-wissenschaftliche geworden. Religiöse Argumente spielen allerdings bei einigen Parteien und Gruppierungen weiterhin eine Rolle. Ein auf dem Islamismus basierender Staat wie etwa der Iran geht davon aus, dass der Islam nicht nur eine private Angelegenheit ist, sondern auch das gesellschaftliche Leben und die politische und gesetzliche Ordnung bestimmt. Wer dagegen verstößt, muss mit harten Sanktionen rechnen. Wie es der Tod der 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini im vergangenen Jahr überdeutlich und schmerzhaft sichtbar machte. Wegen ihres locker sitzenden Kopftuchs war sie von der iranischen Sittenpolizei verhaftet und misshandelt worden. Drei Tage später starb sie.

Wie wir in diesem Buch der Autorin Jasmin Taylor lesen können, ist dies seit der islamischen Revolution in Iran im Jahre 1979 einer von vielen Tausenden Fällen, in denen Verbrechen an Frauen begannen wurden und wieder vermehrt werden. Das Buch zeigt Einzelschicksale von acht Frauen auf, die stellvertretend für über 40 Millionen von Iranerinnen stehen. Frauen, die Opfer von männlicher Gewalt und des iranisch-islamischen Rechtssystems wurden, darunter auch die Autorin selbst, die als 15-Jährige wegen lackierter Fingernägel Gefängnis und Folter erleben musste. Erschütternd wie Mädchen mit neun Jahren verheiratet werden können und wie schwierig, ja nahezu unmöglich es ist, solchen Zwangsehen zu entgehen oder aus ihnen jemals wieder herauszukommen.

Zynische Urteile, die auf religiösen Vorstellungen beruhen und fern von jeder menschlichen und modernen Justiz sind. Eine religiöse Auslegung des Korans aus heutiger Sicht, würde zu einer anderen Wertigkeit der Frau führen. Doch der Islamische Staat Iran legitimiert auf Grundlagen des islamisch-iranischen Rechts Frauenhass und Verbrechen. Die Autorin zieht in ihrem Buch einen Vergleich zwischen der iranischen Gesetzgebung und dem internationalen Recht, der sehr deutlich macht, wie überlebensnotwendig für Frauen konkrete Änderungen des aktuell geltenden Frauenrechts in Iran sind. Das zeigt sich an der höchsten Zahl an Hinrichtungen von Mädchen und Frauen: Sie werden willkürlich inhaftiert, gefoltert, vergewaltigt und hingerichtet.

Unbegreiflich, dass die Islamische Republik Iran hat die UN-Konvention unterschrieben und verübt dennoch schwerwiegende Vertragsbrüche,

IM NAMEN GOTTES ist ein Buch, das jeder lesen sollte, denn es trifft einen Nerv, der schon viel zu lange offen liegt. Die Schilderungen der Gräueltaten aus Sicht iranischer Frauen lassen niemanden kalt. Und sie machen zudem deutlich, dass der Iran von mutigen Frauen bevölkert ist, mit deren Mut und Stärke der Iran weiterhin zu rechnen hat. Mit aller Macht sollten wir diese Frauen unterstützen.

Jasmin Taylor – Im Namen Gottes
Die Unterdrückung der Frauen im Iran

Mit einem Vorwort von Masih Alinejad
240 Seiten

Verlag: Europa-Verlag

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

Artikel: 3707

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.