Fotografien und ihr Weg zur Kunst

Das Deutsche Foto-Institut soll nun endgültig seinen Platz in Düsseldorf bekommen und wird in der Kunstmeile Ehrenhof angesiedelt. Damit ist ein jahrelanges Tauziehen um die neue Einrichtung zu Ende gegangen. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft in Düsseldorf teilte mit, Bund und Land setzten trotz angespannter Haushaltslage infolge der Energiekrise ein klares Zeichen für die Kunst.

Heute gehören Fotos dank Smartphonekameras schon zum Alltag. Plattformen wie Instagram zeigen die Lust an der Selbstdarstellung und generell am Teilen des Lifestyles durch Fotos. Doch In der Kunstwelt war lange umstritten, ob die Fotografie überhaupt zur Kunst zählt. Immer aber wurde ihr eine besondere Beziehung zur Realität zugeschrieben.

Wann aber wird ein Foto zum Kunstobjekt?

Zum Geburtsjahr der Fotografie 1839, als in Paris die erste Daguerreotypie vorgestellt wurde, sah man sie eher pragmatisch. Benannt nach ihrem Erfinder, dem französischen Maler Louis Daguerre, wurde sie als eine naturwissenschaftliche Entdeckung wahrgenommen. Gesegnet mit einem hohen Wahrheitsgehalt. Bilder mussten nicht erst gemalt werden, sondern stellten sich beinahe wie von selbst her. Das Foto als Abbild der Welt, das keine subjektive Vermittlung eines Künstler braucht, sondern einen technischen Fortschritt darstellt. Ob Fotos dagegen Kunst sein können, wurde damals sehr strittig diskutiert. Der Maler Jean-Auguste-Dominique Ingres ging sogar soweit, eine Petition ins Leben zu rufen, die betonte, Fotografie sei keine Kunst. Glücklicherweise konnte er den Prozess nicht aufhalten und dank der Daguerreotypie blieb eines seiner verschollenen Werke durch dieses Fotoverfahren erhalten.

“ Die Kunst vollendet das, was die Natur nicht ins Werk umsetzen kann, oder sie ahmt nach.“ Ein Zitat von Aristoteles. Und Jean Sibelius sagte einst dazu: „Kunst ist die Signatur der Zivilisation.“

Walker Evans gilt als einer der bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Das New Yorker Museum MoMa widmete ihm als erstes Museum eine Einzelausstellung und adelte damit seine Fotografien als Kunst. Die Entwicklung seiner Fotosprache lässt zunächst den Einfluss der europäischen Moderne erkennen, deren Formalismus und die betont dynamischen grafischen Strukturen. Mit der Zeit jedoch ließ Evans diesen stark ästhetisierten Stil hinter sich, um einen eigenen zu finden – stimmungsvolle, aber zurückhaltende Vorstellungen von Realismus.

Evans gilt als Begründer der dokumentarischen Tradition in der amerikanischen Fotografie und besaß die außergewöhnliche Fähigkeit, die Gegenwart so zu sehen, als wäre sie bereits Vergangenheit. Diese historisch geprägte Sichtweise setzte er in dauerhafte Kunst um.
Seine Fotografien und Veröffentlichungen inspirierten mehrere Generationen von Künstlern von Helen Levitt und Robert Frank über Diane Arbus bis hin zu Lee Friedlander und Bernd und Hilla Becher.

Die „Düsseldorfer Fotoschule“

Die Entwicklung der zeitgenössischen Fotografie ist mit Düsseldorf und dem Ehepaar Bernd und Hilla Becher als wegweisende Künstler ganz wesentlich verbunden. Zwischen 1976 und 1998 wurden hier an der Kunstakademie Düsseldorf 87 Fotografinnen und Fotografen ausgebildet. Becher hatte zugleich die erste Professur für künstlerische Fotografie inne. Studierende waren Tata Ronkholz, Volker Döhne, Candida Höfer, Axel Hütte, Thomas Struth und Thomas Ruff. Andreas Gursky wechselte 1981 von Essen nach Düsseldorf. Ihre Fotografien wurden in nationalen und internationalen Einzelausstellungen gezeigt. Die weltweit große Faszination für die Düsseldorfer Fotoschule ging von ihren neuen und modernen Verfahren aus, die ihre Fotos wie „gemalt“ aussehen ließen. Die Düsseldorfer Künstler brachten auch Porträt und Landschaft in die Fotokunstszene zurück.

Im Kunstpalast in Düsseldorf ist derzeit eine Ausstellungen mit Fotografien von Evelyn Richter zu sehen. Richter zählt zu den bedeutendsten Fotografinnen Deutschlands. 2020 erhielt sie den erstmals ausgelobten Bernd und Hilla Becher-Preis der Stadt Düsseldorf für ihr Lebenswerk. Im Oktober 2021 ist die Künstlerin im Alter von 91 Jahren in Dresden gestorben.

Fotos als Manipulationswerkzeug

Dass Fotobilder manipuliert werden können, ist heute kein Geheimnis mehr. Dennoch haftet der Fotografie ein besonders hoher Wahrheitsgehalt an. Fotos können jedoch zu ideologischen und werbetechnischen Zwecken verwendet werden und sind damit auch in ihrer Wirkung manipulativ. Diese Zusammenhänge sind in der Lage, Bedeutung und Sinngehalt eines Fotos entscheidend zu verändern und die Betrachter*innen zu täuschen. Vielleicht auch ein Kriterium, das die Kunstfotografie von anderen Fotobildern unterscheidet. Die Kunstfotografie will eine Wirkung über das rein Ästhetische hinaus erzielen, die Menschen berühren, aufwecken und interessieren. Kunstfotografie ist zudem visionär. Sie stellt sich oftmals in den Dienst eines Prozesses, etwa einer politischen Recherche, der Erzählung einer Lebensgeschichte, eines Ortes oder einer Region oder der Beschreibung problematischer Zustände in dieser Welt.

Bilder aus der Partnerschaft zum Krieg in der Ukraine

Diese Fotografien zeigen dies eindrücklich. Sie werden in einer besonderen Form präsentiert. Fotos, die den Schrecken, die Zerstörung und Gewalt durch den Krieg in der Ukraine wahrnehmbar machen. Sie sind in sieben deutschen Städten zu sehen. Die Fotograf*innen Emile Ducke, Johanna-Maria Fritz, Mila Teshaieva und Sebastian Wells haben sich seit Beginn des Krieges regelmäßig in die Ukraine begeben und dokumentieren das Kriegsgeschehen mit ihren Arbeiten.


Die Fotografien aus der Ukraine werden an prägnanten, öffentlich sichtbaren Orten im jeweiligen Stadtgebiet auf insgesamt über 600 großformatigen Werbeflächen präsentiert. Insgesamt werden 40 verschiedene Motive in den sieben Städten zu sehen sein. Die Bilder zeigen keine Grausamkeiten, sondern fangen das aktuelle Geschehen in den Partnerstädten ein, um auf die anhaltende Notlage der ukrainischen Bevölkerung aufmerksam zu machen.

Die Agentur OSTKREUZ bringt ihre Bilder in die folgenden sieben deutschen Partnerstädte der ukrainischen Orte, an denen sie entstanden sind:

  • München (Partnerstadt Kiew, Laufzeit 22.11.-05.12.)
  • Leipzig (Kiew, 22.11.-01.12.)
  • Nürnberg (Charkiw, 22.11.-01.12.)
  • Freiburg im Breisgau (Lwiw, 22.11.-01.12.)
  • Bergisch Gladbach (Butscha, 25.11.-05.12.)
  • Borna (Irpin, 25.11.-05.12.)
  • Memmingen (Tschernihiw, 22.11.-01.12.)

Die Ausstellung „Bilder aus der Partnerstadt“ wurde von der Agentur konzipiert und realisiert. OSTKREUZ ist eine von Fotograf:innen geführte Agentur in Berlin. 26 OSTKREUZ-Fotograf:innen erstellen weltweit Fotoserien und Auftragsarbeiten für renommierte Medien, Institutionen und Marken. Vieles, was so entsteht, findet später seinen Weg in Publikationen, Museen und Sammlungen.

Fotografiemuseen im deutschsprachigen Raum

Fotografie-Forum der StädteRegion Aachen

In der Städteregion Aachen gibt es ein Fotografie-Forum, das neben Ausstellung auch jährlich ein Fotografie-Festival veranstaltet. Zur Zeit ist dort die Ausstellung „Early Work“ zu sehen, die sich dem Werk des Schweizer Fotografen René Groebli (Jahrgang 1927) widmet. Schon als 26-Jähriger wurde er zur Teilnahme an der legendären Ausstellung „The Family of Man“ eingeladen, die Edward Steichen für das Museum of Modern Art (MoMA) in New York kuratierte. In den frühen 1950er-Jahren arbeitete er als Reportage-Fotograf für internationale Magazine wie „Life“ oder „Picture Post“ sowie für die Londoner Agentur „Black Star“ in Afrika und dem Nahen Osten.

Das Fotografie-Festival der Städteregion Aachen findet zwischen dem 13.8. und 10.9.2023 zum zweiten Mal statt. Fotografen und Fotografinnen als auch Galerien und kulturelle Einrichtungen in dieser Region werden aufgerufen, sich an diesem Festival zu beteiligen.

Museum für Fotografie / Helmut-Newton-Foundation, Berlin

Mitten im Herzen von Berlin am Bahnhof Zoo liegt das Museum für Fotografie. Es wurde 2004 eröffnet und ist seitdem Publikumsmagnet für Fotografiebegeisterte aus aller Welt. Die Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek und die Helmut-Newton-Foundation haben insgesamt 2000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung.

Deutsches Fotomuseum, Leipzig

Das Deutsche Fotomuseum im Leipziger Raum ist für alle interessant, die sich mehr mit der Technik und der Geschichte der Fotografie auseinandersetzen wollen. 70.000 Fotografien und 3000 Kameramodelle aus drei Jahrhunderten zählt die Sammlung. Sie beginnt mit den Anfängen der Fotografie und gehört einem der größten Fotomuseen im deutschsprachigen Raum.

Ernst Leitz Museum, Wetzlar

Das Ernst Leitz Museum in Wetzlar bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Unternehmensmuseum (Leica) und Fotomuseum. Im Museum finden sich sowohl Fotografie-Ausstellungen, als auch Projekte zur Unternehmensgeschichte von Leica oder zu technologischen Aspekten der Fotografie.
Der Startrompeter und Fotograf Till Brönner ist seit Oktober Schirmherr des Museums in Wetzlar.

Till Brönner ist nicht nur ein einzigartiger Musiker und versierter Fotograf, er ist auch ein wunderbarer Mensch. Diese Eigenschaft ist besonders wichtig, wenn es darum geht, für eine kulturelle Institution die Schirmherrschaft zu übernehmen. Leica und Till Brönner verbindet eine langjährige vertrauensvolle Freundschaft und der Austausch als Kenner der Fotografie Szene – entsprechend soll auch die Schirmherrschaft durch Kontinuität geprägt sein – das erfordert Geduld und Zeit. Till Brönner hat die Schirmherrschaft ohne zeitliches Limit übernommen und das erfüllt uns mit großer Freude und Dankbarkeit.
Als Schirmherr des Ernst Leitz Museums trägt er die kulturellen Werte der Marke Leica in die Welt. Da er selbst mit Leica fotografiert, weiß er genau, worauf es dabei ankommt und kann dies sehr bewusst und authentisch vermitteln. Natürlich wird er auch bei großen Eröffnungen und weiteren Aktivitäten dem Ernst Leitz Museum mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Geraldine Pfeffer
Geschäftsführung  I Leitz-Park Marketing GmbH
Museum für Photographie, Braunschweig

1984 gegründet, zeigt das Museum für Photographie Braunschweig internationale zeitgenössische Fotografie und wichtige fotografische Werke der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ergänzend zu den zeitgenössischen Aspekten der Fotografie präsentiert das Museum regelmäßig Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen zum Sammlungsbestand und der Fotografie des 19. Jahrhunderts.

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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