THE LAST DUEL ein Film von Ridley Scott

Matt Damon, Adam Driver und Jodie Comer in den Hauptrollen, dazu Ben Affleck in einer starken Nebenrolle und Star-Regisseur Ridley Scott, der nach seinem Meisterwerk „Gladiator“ und dem guten „Königreich der Himmel“ mal wieder einen Historienfilm auf die Leinwand bringt. Keine Frage, die Zutaten für einen richtig guten Streifen sind zweifelsfrei vorhanden. Und was am Ende bei den 153 Minuten von „The last Duel“ herauskommt, löst dieses Versprechen auch ein.

Dabei sollte man womöglich vorab eine Warnung an all diejenigen aussprechen, die ein Schlachtenepos á la „Gladiator“ erwarten. Wer mit dieser Vorstellung in die Vorstellung geht, könnte vielleicht enttäuscht werden. Denn eben das ist Scotts Historiendrama nicht. Zwar gibt es einige Schlachtensequenzen, die auch gewohnt stark inszeniert sind. Allerdings sind diese sehr kurz und auch rar gesät. Denn in „The last Duel“, das auf wahren Begebenheiten rund um das letzte von der französischen Legislative gebilligten Duell auf Leben und Tod basiert, geht es um etwas ganz anderes.

The Last Duel: Jodie Comer |Copyright 2021 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Die starbesetzte Buchverfilmung von Eric Jager führt den Zuschauer ins Frankreich des 14. Jahrhunderts. Die zunächst befreundeten und kriegserfahrenen Jean de Carrouges (Damon) und Jaques le Gris (Driver) haben Seite an Seite schon einige Schlachten für König Charles VI geschlagen. Nach einigen Entwicklungen, die das Duo immer mehr entzweien, erfährt de Carrouges von seiner Frau Marguerite, dass le Gris sie vergewaltigt haben soll. Um die Ehre des Paares wieder herzustellen, fordert de Carrouges seinen früheren Freund vor dem König und dem Gericht zu einem Duell auf Leben und Tod heraus. Derweil beteuert le Gris seine Unschuld…

The Last Duel: Matt Damon, Adam Driver

So simpel sich die Handlung von „The last duel“ zunächst lesen mag, so spannend entblättert sich nach und nach die Geschichte. Denn gemeinsam mit Nicole Holofcener haben Damon und Affleck erstmals seit dem Oscar-prämierten „ Wood Will Hunting“ wieder gemeinsam ein starkes Drehbuch erarbeitet. So werden nacheinander die Geschehnisse zunächst aus der Sicht von Jean de Carrouges, dann von Jaques le Gris und zuletzt von der betroffenen Marguerite de Carrouges erzählt. Es ist spannend zu sehen, wie sich zunächst auftuende Handlungslücken mit Hinzunahme von jeder Version der Geschichte mit neuen Sachverhalten gefüllt werden. Ebenfalls faszinierend ist mitanzusehen, wie manche Szenen und Sequenzen aller drei Versionen nahezu gleich sind, aber dann doch durch eine andere Betonung, einen anderen Blick oder eine zusätzliche Nebeninformation eine ganz andere Intention offen legen.

Dass die Sichtweise des Opfers dabei am Ende erzählt wird, ist in diesem Zusammenhang ein starker Kniff. Denn das Bild der unmittelbar betroffenen Frau rückt die Erzählungen der beiden Männer in ein komplett anderes Licht. Dabei bieten alle drei Sichtweisen der Protagonisten großen Spielraum für Interpretation und eine ordentliche Portion Nachdenklichkeit. Denn natürlich hält gerade die Selbstwahrnehmung der beiden Männer bei genauerem Hinsehen nicht allzu lange stand und es wird allzu schnell gewahr, dass Frauen zu Zuchtstuten und Statussymbolen herabgewürdigt werden.

Nach den drei sich in Teilen widersprechenden Geschichten mündet die Handlung in einer unabwendbaren Wahrheit. Und am Ende bleibt eines unvermeidlich: das titelgebende Duell zwischen den beiden Männern. Dieses führt entweder zum Tode von le Gris oder aber zum Tode des Paares de Carrouges. Denn es gilt derjenige als der, der die Wahrheit gesagt hat, der am Ende das Schlachtfeld als Sieger verlässt. Und so droht auch Marguerite im Falle der Niederlage ihres Mannes der Tod durch den Scheiterhaufen. Denn dann hätte sie ja nicht die Wahrheit gesagt.

Auch wenn neben den sehr stark aufspielenden Darstellern – hier sei auch Ben Affleck in seiner Nebenrolle als Graf Pierre ausdrücklich erwähnt – vor allem die Erzählweise sowie die Atmosphäre die großen Stärken des Films sind, bietet das Duell am Ende des Films eine so unglaubliche Intensität, Härte und Wucht, dass der Zuschauer nahezu in den Kinosessel gepresst wird. Das liegt nicht nur an der guten Kaderarbeit, sondern vor allem auch am sehr starken Sounddesign.

Fazit: Ridley Scott erzählt eine Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln, über Egomanie, Männlichkeit, Geschlechterrollen und Narzissmus. Dabei ist die entscheidende der drei Perspektiven die bittere Wahrheit einer ganzen (damaligen) Welt. Nicht umsonst beginnt und endet der Film mit einer Szene von Marguerite de Carrouges. „The last Duel“ ist sicher nicht der Film, den man nach dem Trailer und mit Blick auf die früheren Historienfilme von Scott erwartet. Und das ist gerade heutzutage in Zeiten von „MeToo“ auch gut so.

4 von 5 Punkte

The Last Duel: Alle Fotos: Copyright 2021 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Standardbild
Niklas Frielingsdorf
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