Die US-amerikanische Künstlerin Martha Rosler hat die Gegenwartskunst nachhaltig geprägt. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt widmet der Konzeptkünstlerin vom 6. Juli bis zum 24. September 2023 eine fokussierte Einzelausstellung. Roslers politisches Werk befasst sich mit Fragen von Macht, Gewalt und sozialer Ungerechtigkeit, mit Kriegsberichterstattung sowie mit gesellschaftlich verankerten Frauenbildern und deren Dekonstruktion.
In einem Interview mit dem pinupmagazine sagte sie einmal, sie habe als Malerin angefangen, und diese anderen Dinge waren eine Möglichkeit, etwas auszudrücken, das nicht abstrakt war, denn ich wurde als Maler des abstrakten Expressionismus ausgebildet. …“Ich erinnere mich, dass mich die Erkenntnis ermutigte, dass abstrakte Maler, soweit ich das beurteilen konnte, auch fotografierten, Zeichnungen und Cartoons machten und sogar Fotomontagen.
Darum nutzte sie für ihre gesellschaftskritischen Fotomontagen und Videos vielfältige Medien wie Fotografie, Text oder raumgreifende Installationen. Die Ausstellung der Schirn führt eine in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin getroffene Auswahl an zentralen Werken zusammen, die einen Überblick über Roslers Schaffen seit den 1960er-Jahren bieten.
Zentral in dieser Werkauswahl sind Roslers ikonische Serien House Beautiful: Bringing the War Home und Body Beautiful, or Beauty Knows No Pain sowie ihr einflussreiches Werk The Bowery in two inadequate descriptive systems.
Der konzentrierte Rundgang orientiert sich davon ausgehend an drei Themenfeldern: der Ikonografie des Krieges, der Bedeutung des patriarchalen Blickregimes für die Konstitution von Geschlecht sowie Roslers Beobachtung des Wandels in ihrem Umfeld.
Martha Roslers konsequentes Engagement für Frieden und gegen Krieg zeigte sich schon früh in ihrem Schaffen und prägt bis heute ihre eindringlichen Werke. In der Rotunde der Schirn ist die aus Bannern bestehende Installation Theater of Drones (2013) zu sehen, die mit Infografiken über den damals aktuellen Stand der modernen Kriegsführung und die Überwachung durch unbemannte Fluggeräte aufklärt. Rosler schuf diese Arbeit über „unmanned aerial vehicles“ (UAV) auf Einladung eines Fotofestivals in Charlottesville in Virginia, denn die Stadt war die erste Kommune in den Vereinigten Staaten, die den Einsatz von Drohnen – für militärische ebenso wie für nicht militärische Zwecke – in ihrem Luftraum untersagte.
Den Auftakt der Ausstellung bilden Werke, die verschiedene militärische Konflikte thematisieren
So etwa ihre Serie von Fotomontagen House Beautiful: Bringing the War Home, die im Zeitraum von etwa 1967 bis 1972 während des Vietnamkrieges entstand und fast 40 Jahre später – zwischen 2003 und 2008 – in Reaktion auf die US-Militärinterventionen in Afghanistan und im Irak eine Fortführung erfuhr. Die Künstlerin konzipierte die Arbeiten ursprünglich als Flugblätter für Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg und kombinierte Kriegsaufnahmen aus damaligen Nachrichtenquellen mit Bildern von Wohnlandschaften aus Einrichtungsmagazinen.
Mit ihren formwandlerischen Arbeiten befördert die Künstlerin Martha Rosler Themen an die Oberfläche, die oftmals verborgen sind. Ihre bissigen und kritischen Positionen gegen Gewalt, Krieg und weibliche Rollenmuster sind bis heute aktuell. Ihre Kunst fasziniert durch eine eigenwillige Ästhetik und fordert zum Nachdenken auf.
MARTHA ROSLER
IN ONE WAY OR ANOTHER
6. JULI – 24. SEPTEMBER 2023 in der Schirn Kunsthalle Frankfurt zu sehen
Titelfoto: Martha Rosler, „Flower Fields (Color Field Painting)“, 1974,
Filmstill, Farb-Super-8-mm-Film auf Video übertragen, 3:36 Min.,
Courtesy: The Artist, Electronic Arts Intermix (EAI), New York