FilmTipp – Dalí und das DALILAND

Das Leben des jungen New Yorker Galerieassistenten James Linton (Christopher Briney) ändert sich radikal an dem Tag, als er das Daliland betritt, das Reich, das von dem surrealistischen Maler Salvador Dalí (Ben Kingsley) und seiner Frau Gala (Barbara Sukowa) regiert wird. Als er sie 1974 kennenlernt, haben die Dalis ihre besten Jahre längst hinter sich. Sie sind in den Siebzigern und residieren im noblen St. Regis Hotel in Manhattan, wo sie regelmäßig einen Teil des Jahres verbringen oder ein Ritual zelebrieren, wie sie es ausdrücken.

Daliland
Sir Ben Kingsley verkörpert den Surrealisten Salvador Dalí.
© SquareOne Entertainment

Dalís Leidenschaft für die Malerei lässt nach, doch die Mystik um seine Person ist ungebrochen. Er und Gala geben extravagante Partys, auf denen sich Pop- und Rockstars wie Alice Cooper und Models aus der Nobel-Diskothek Studio 54 tummeln. Auch Dalís Muse Amanda Lear (Andrea Pejic), ein statuenhaftes Transgender-Model, das sich auf dem Cover der internationalen Modezeitschrift Vogue einen Namen gemacht hat, ist hier Dauergast. „Haben die beiden Sex womöglich miteinander?“, fragen sich damals viele. Wahrscheinlich nicht, denn Dalí hat schon lange bekannt gegeben, dass Gala die einzige Sexpartnerin ist, die er je hatte. Die hingegen ist da von einem anderen Schlag und hat die „Libido eines Zitteraals“. Gegenwärtig ist Jeff Fenholt (Zachary Nachbar-Seckel) ihr Lover, der im Musical Jesus Christ Superstar am Broadway mitspielt. Gala ist überzeugt, dass er eine große Karriere als Musiker vor sich hat und fördert ihn großzügig. 

Barbara Sukowa spielt Gala, Dalís Ehefrau und Muse.
© SquareOne Entertainment

James‘ Eintrittskarte in diese bizarre Welt ist sein Gesicht. Dalí vergleicht es mit dem eines Engels und ist hocherfreut, dass sein Galerist den jungen Mann beauftragt hat, ihm bei den Vorbereitungen für seine bevorstehende Ausstellung zu helfen. In Wahrheit soll James – so der Auftrag seines Chefs – dafür sorgen, dass Dali mit dem Feiern aufhört und weiter malt.

Daliland
Der junge Galerieassistent James Linton (Christopher Briney) trifft auf sein Idol, Künstlerlegende Salvador Dalí (Sir Ben Kingsley).© SquareOne Entertainment

Die kanadische Regisseurin Mary Herron („American Psycho“) hat gemeinsam mit ihrem Mann John C. Walsh das Drehbuch für diese scharfsinnige Tragik-Komödie geschrieben. Man erfährt zwar nicht viel über Dalís Werk, aber Kingsley und Sukowa brillieren in der Darstellung des exzentrischen Paares und seinem Sinn für schräge Theatralik in all ihren Formen. Die beiden sind je auf ihre Weise besessen: Gala vom Geld, das sie mit vollen Händen ausgibt, und Dalí von ihr und dem Drang sicherzustellen, dass er sie nie verliert. Die Welt der Dalis wird dabei durch die Augen der fiktiven Figur des jungen Galerieassistenten James gesehen, der ins kalte Wasser geworfen wird und um seine Zukunft schwimmen muss.

Die Rückblenden auf Dalis Jugend sind kurz und streifen die Entstehung seines bahnbrechenden Frühwerks und seine Abenteuer in der Kunstszene jener Zeit nur flüchtig. James‘ Neugier auf den internationalen Kunstmarkt und dessen raffinierte Praktiken bietet dem Drehbuch die Möglichkeit, die Entstehung jener Fälschungen zu ergründen, die die Karriere des Malers in den späteren Jahren beeinträchtigten, auch weil Gala von dem Wunsch getrieben war, reich zu werden und zu bleiben.   

Die Besetzung des Films ist hervorragend. Kingsley brilliert als Dalí, obwohl er über weite Strecken kaum mehr tun muss, als rätselhaft herumzustehen. Barbara Sukowa in der Rolle der Gala ist klasse wie eh und je. Auch der britische Schauspieler Rupert Graves überzeugt als Sekretär des Künstlers und sympathischer Betrüger, während Christopher Briney mit seinem frischen unschuldigen Gesicht einen effektiven Kontrapunkt zu dem wirbelnden Chaos um ihn herum bildet. Es ist jedoch letztlich das unermüdliche Tauziehen zwischen Kingsley und Sukowa, das den Film befeuert und unterhaltsam macht. 

DALILAND startet am 7.9.2023

Titelbild:

Amanda Lear (Andreja Pejić), Dalí (Sir Ben Kingsley) und Gala (Barbara Sukowa),
© SquareOne Entertainment

Standardbild
Hans Kaltwasser
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