Berlin 1936. Eine junge Gruppe von Kunststudenten ist davon überzeugt – Kunst kann die Leute aufklären und zeigen, dass Deutschland auf dem falschen Weg ist. Um die Menschen aufzurütteln, entwerfen sie Plakate und kleben sie an Häuserwände. Anna gehört zu diesen Studierenden, die sich Phoenix nennen. Sie ist mit Leopold zusammen, der Skulpturen modelliert und aus Bayern nach Berlin des Studiums wegen gekommen ist. Zudem arbeitet sie als Hilfskraft bei der NS-Filmemacherin Leni Riefenstahl.
Doch das Vorhaben der Gruppe ist gefährlich, denn die Olympischen Spiele stehen kurz bevor und nun will sich die Reichshauptstadt glamourös und weltoffen zeigen. Randalierende Schlägertrupps dürfen nicht durch die Straßen ziehen und die Schaufenster jüdischer Geschäfte nicht wie sonst mit Judensternen markieren. Es gilt einzig die Parole, den guten Eindruck bei Gästen und Reportern aus aller Welt zu bewahren.
Dafür zu sorgen ist die Aufgabe von Herrmann Schmidt, der sich dazu in Veranstaltungsorten, Bars und Restaurants begeben muss und Hilfstruppen aus HJ-Kreisen zusammensetzen will. Sein Leben gerät jedoch vollends aus der Bahn, als er Anna Kollmann kennen und lieben lernt. Dabei ist er verheiratet und seine Frau erwartet das zweite Kind. Und eigentlich müsste er Anna melden, da er inzwischen weiß, dass sie zur Gruppe Phoenix gehört. Als er zu einem Gespräch mit Hitler eingeladen wird, ahnt er nicht, was ihn dort erwartet.
Auch der Zeppelin-Steward Georg Finkbeiner gerät zwischen die Fronten. Zunächst stolz, dass er auf dem Luftschiff Hindenburg arbeiten darf, ist er nicht mehr sicher, ob seine Entscheidung richtig war. Denn hinter der Fahrt der Hindenburg zur Eröffnungsfeier der Spiele steckt weit mehr als reine Propaganda, sondern ein ausgefeilter Komplott.
Dem Autor Christian Herzog gelingt mit seinem Roman „Aktion Phoenix“ ein spannender und aufwühlender Roman, der Fiktion mit historischen Fakten verknüpft. Eindringlich erzählt er, wie während der Olympischen Spiele in Berlin 1933 umfangreiche finanzielle, organisatorische und personelle Mittel eingesetzt werden, um den wirklichen Alltag im nationalsozialistischen Deutschland zu verdecken. Propaganda heißt das Zaubermittel, das mit der „Hindenburg“ als Werbeträger einen Höhepunkt findet. Faszinierend zu lesen sind die Schicksale der drei sehr unterschiedlichen Protagonist*innen, die teilweise naiv oder unter Druck handeln und schließlich den Weg versperrt sehen, um aus der Spirale von Gewalt, Pflicht und Gehorsam herausfinden zu können.
Aktion Phoenix
Autor: Christian Herzog
512 Seiten
ISBN: 978-3-8052-0106-3
Verlag: Wunderlich