Clementine ist nicht nur von Trauer über den Selbstmord ihrer Schwester überwältigt, sondern es plagen sie Schuldgefühle. Den letzten Anruf vor Poppys Sprung von der Klippe galt Clementine. Und sie ist nicht an ihr Handy gegangen, weil sie in einer Situation befand, die sehr emotional war und Ablenkung undenkbar. Zudem häufen sich mit jeder Frage, warum auch Zweifel darüber, dass es Selbstmord war. Der endgültige Bericht der Gerichtsmedizin steht noch aus. Doch weder ihre Eltern noch die Polizei zweifeln daran, dass ihre kleine Schwester, die Sonnenuntergänge liebte, ein großes Talent fürs Zeichnen besaß und an der Kunstakademie studierte, sich das Leben genommen hat. Ja, Poppy war schüchtern und oftmals nicht in der Lage, nach draußen zu gehen. Clementine aber weiß instinktiv, etwas passt nicht zusammen.
Länger als geplant bleibt sie deswegen in London und teilt eine kleine Wohnung mit Liam, der nichts über Poppys Todesumstände weiß. Um sich nützlich zu machen, arbeit sie ehrenamtlich bei einer Telefonseelsorgestelle und lernt dort Jude kennen, der für sie da sein will. Dann erreicht sie ein Anruf, der Alles verändert. Der Mann hat ebenfalls den Selbstmord seiner Schwester seelisch zu bewältigen. Und Clementine hat jetzt einen wenn auch winzigen Hinweis erhalten, der sie noch sicherer in der Annahme werden lässt: Poppy ist nicht gesprungen. Jemand hat sie ermordet.
Aber was ist, wenn der Mörder sie ins Visier genommen hat. Plötzlich wird es für Clementine gefährlich. Die Barriere zwischen Vorstellungskraft und Realität werden plötzlich durchlässig und sie fühlt sich komplett allein …
Die Autorin Lucy Goacher hat mit ihrem Roman „Abgrund“ einen sehr fesselnden und Thriller geschrieben, der mit jeder Seite spannender wird. Ihr gelingt es eindrucksvoll, die Situation der Schwester zu schildern und die Leser*innen in deren Dilemma mit hineinzuziehen.
ABGRUND – Thriller
Autor:in: Lucy Goacher
Übersetzt von: Katharina Naumann
Verlag: Rowohlt
528 Seiten
ISBN: 978-3-644-01408-4