Ob Shakespeare oder Karl Marx, die wichtigsten literarischen Werke berühmter Dichter und Denker passen auf eine Seite. Das ist Weltliteratur einmal anders präsentiert. Die Idee ist so einfach wie faszinierend: den kompletten Text eines literarischen oder wissenschaftlichen Klassikers auf ein Plakatformat von 70×100 Zentimeter zu bringen, in einer Schrift nicht größer als 5,5 Punkt, von erfahrenen Buchgestaltern nach allen Regeln typografischer Kunst gesetzt.
Shakespeare – Romeo and Juliet
Ohne die ambivalenten Wahrheiten des Lebens hätte es diese Geschichte zweier junger Liebender aus verfeindeten Elternhäusern nie zur wohl berühmtesten Romanze der Weltliteratur gebracht. Macht und Ohnmacht, Schicksal und freier Wille, Gut und Böse. Die wahre Liebe Romeos und Julias bahnt sich ihren unheilvollen Weg bis zum tragischen Ende durch ein tabellarisch geordnetes menschliches Chaos. Zeilen und Spalten offenbaren den Hergang des Scheiterns im Format 70 x 100. Mit einem einzigen Blick erkennt man: Es wird nicht gut gehen
The Kamasutra of Vatsayana
«Solange man das Wissen nicht beherrscht, so lange darf man nicht an Liebe denken». In der Jugend erst ergibt man sich der Liebeskunst und im reifen Alter dann erschöpft den religiösen Pflichten. So das Kamasutra. Die «Verse des Verlangens» sind ein zwischen dem 2. und 3. Jhd. n. Chr. akribisch erstellter systematischer Leitfaden über die Liebeskunst. Alles will gelernt sein, auch die Mittel des Kāma, des weltlichen Genusses. Hier wird alles Erotisch-Sexuelle mit extremer Pedanterie eingeteilt, klassifiziert und definiert und kaum etwas ausgelassen. Verständlich, dass es auf dem Titel der Erstausgabe in der englischen Übersetzung von 1883 hieß: «Nur für den privaten Gebrauch». Das Kamasutra auf einer Seite ist nicht minder exklusiv.
Cervantes – Don Quijote
Als «Ritter von der traurigen Gestalt» wurde er weltberühmt: Komisch und tragisch ist dieser so tollkühne wie irre Junker aus der Mancha, der unverdrossen anrennt gegen allerlei profane Widrigkeiten. Mit notdürftiger Rüstung und einem klapprigen Ross gewappnet zieht er mit seinem bauernschlauen Diener Sancho Panza hinaus in die Welt, an deren trügerischen Herausforderungen er sich die Zähne ausbeißt. Dabei hat er bloß zuviel Roman im Kopf. Hier wähnt sich einer als ruhmreicher Held, der doch nur ein Narr ist, aber – immerhin – als Weiser stirbt. Welchen Kampf wohl Don Quijote mittenmang unseres Die-Welt-auf-einer-Seite-Buchstabengewitters gekämpft hätte?
Stendhal – Le Rouge et le Noir
«Die Wahrheit! Die bittere Wahrheit!» – eine ziemlich illusionslose Einleitung eines vielhundertseitigen Werkes. Stendhal schreibt aus Sicht der Gesellschaft, wie sie ist – für den Geschmack der Zeitgenossen etwas zu nüchtern und herzlos. Politik bestimmt das eitle Handeln bis ins Private hinein im Eifern um Pöstchen, Geld und Macht. Rot und Schwarz eben. Militär und Klerus. Das eine so gut wie das andere. So lernt Julien, die Hauptperson, mal eben die Bibel auswendig, emotionslos und nur der Karriere wegen. Das Ende zeigt:Kompromisslose Ehrlichkeit im Leben wird hart bestraft, denn die Spielregel heißt Maskerade. Glücklich macht das nicht. Aber 846.648 Zeichen an der Wand – einfach so – das schon!
Die Literaturposter von «All The World’s A Page» sind auf hochwertigem Werkdruckpapier gedruckt und können im Onlineshop für jeweils 20 € erworben werden.