Mallorca ist für viele immer noch ein Lieblingsort, um Urlaub zu machen. Doch wie haben Literaten die Insel gesehen, als sie einige Zeit zuvor Mallorca erlebt haben? Eine literarische Einladung, auf die Leser*Innen gespannt sein dürfen.
So beschreibt der Schriftsteller Santiago Rusinol Mallorca als eine Insel, wo immer Ruhe herrscht. Die Mallorquiner haben eine beschauliche Seele und keine Eile. Warten ist für sie so etwas wie eine Religion. Diese Fähigkeit der Beschaulichkeit und zur Ruhe übertragen sie ganz auf ihre Besucher, die vielleicht nervenleidend und voller Unruhe sind.
Amüsant und manchmal auch ironisch stellt uns der Schriftsteller eine Insel vor, die durch ihre Schönheit betört und auch ohne Wellnesseinrichtungen eine allumfassende Entspannung auf Urlauber ausübt. Weil die Menschen auf ihre eigenartige Weise die Eile vertreiben, sodass sie für jeden, der die Insel betritt, ein Fremdwort wird.
Der Lyriker und Schriftsteller Blai Bonet erhielt Inspiration und dichterische Kraft aus der Insel. Mit dem Leben dort verwurzelt, imaginiert er in seinem Gedicht einen flüchtigen Zimmergefährten, „… ein Nachtvogel, der des Morgens zurückkommt“, doch ohne Wurzel ist. Die Landschaft, das Meer, die Düfte bilden die Essenzen, die Zugaben und dichterische Kraft, die „Der Zimmergefährte“ zu einer mallorquinischen Schöpfung macht.
George Sand kommt 1838 auf die Insel, die jedoch ohne freundschaftliche Beziehungen kaum einen Ort finden lässt, um zu übernachten. Auch sie und ihre Freunde müssen Geduld haben und mieten schließlich auf dem Land eine Villa am Fuße eines Berges. So weit von zu Hause entfernt, hat sich Sand noch nie gefühlt, obwohl sie eine weit gereiste Person war. Auch das bewirkte Mallorca mit seiner außergewöhnlichen Vegetation und Landschaft.
Fast 100 Jahre später geriet der Schriftsteller Albert Vigoleis Thelen auf die Insel. Mallorca inspiriert ihn zu einer höchst amüsanten, schelmischen Geschichte über einen buckeligen Bettler, der jedoch am Ende alles andere als arm war.
Und es stecken noch mehr kluge Geschichten, geheimnisvolle Erinnerungen und schöne Gedichte zwischen den roten Buchdeckeln der wunderschönen Wagenbach Salto Edition, die die Lektüre lohnen, da sie uns auf eine Insel vergangener Zeiten entführen, uns Zeit und Muße schenken.
Wir begegnen zudem Djuna Barnes, Jorge Luis Borges, Albert Camus, Tilman Spengler, Gertrude Stein, Jose Carlos Llop, Llucia Ramis, Baltasar Porcel und Carme Riera.
Mallorca
Eine literarische Einladung
Hrsg: Margit Knapp
Verlag: Wagenbach /Salto
Margit Knapp, geboren 1960 in Schwaz/Tirol, promovierte in Wien über Italo Svevo und lebt seit 1990 als Lektorin, Filmautorin und Publizistin in Berlin.
„MußeOrte – weltweit“ erfahrbar machen
Wer auf der Suche nach weiteren Mußeorten ist oder darüber informieren möchte, kann das jetzt online tun. Die Universität Freiburg hat eine interaktive Karte veröffentlicht, die mit Texten und Bildern einen Überblick über solche Stätten bietet.
Das Akakusgebirge in der Wüste Libyens, das Hafenstädtchen Penarth in Wales und der Akademische Filmclub in Freiburg haben etwas gemeinsam: Sie alle sind Orte, an denen Menschen Muße gefunden haben. Mit dem Vorhaben „MußeOrte – weltweit“ hat ein Team vom Sonderforschungsbereich (SFB) 1015 „Muße. Grenzen, Raumzeitlichkeit, Praktiken“ der Universität Freiburg eine interaktive Karte veröffentlicht, die mit Texten und Bildern einen Überblick über solche Stätten bietet. Menschen aus unterschiedlichen sozialen und beruflichen Kontexten, aber auch Studierende und Forscherinnen und Forscher haben für das Projekt Beiträge verfasst und berichten von ihren persönlichen Räumen der Muße. Das Projekt soll weiter wachsen – Beitragsvorschläge sind also willkommen.
„MußeOrte – weltweit“ macht subjektive Mußeerlebnisse und die damit verbundenen Räume multimedial erfahrbar und lädt zum Erkunden ein. Die Besucherinnen und Besucher der Seite erfahren nicht nur, wo diese Orte liegen, sondern auch was sie für die Autorinnen und Autoren besonders macht. Im Mittelpunkt steht die Frage: Welches Alltagsverständnis haben Menschen von Muße und wie spiegelt sich dieses in ihrem Umgang mit Orten wider? Die Beiträge werden ergänzt durch Interviews mit Forschern des SFB. Ihre wissenschaftliche Perspektive rahmt die Beiträge und soll zum Nachdenken über das Thema anregen.