Helene (Martina Gedeck) lebt tagsüber ihr eintöniges Leben an der Seite ihres Mannes Christoph (Johannes Krisch), für den sie schon lange nur noch wenig empfindet. Nachts erdrückt sie diese Tatsache und macht sie schlaflos. Doch Helene will sich nicht tatenlos ergeben. So glücklos soll ihr Leben nicht weitergehen.
Auf der Suche nach Veränderung hatte sie auch Halt im Glauben an Gott gemacht. Doch auch der schien sie verlassen zu haben. Plötzlich jedoch glaubt sie den richtigen Zugang gefunden zu haben. Ihr Gehirn muss nur umprogrammiert werden. Die Wirklichkeit ist ein Konstrukt des Gehirns, also kann sie entsprechend manipuliert und eine glückliche Persönlichkeit entfaltet werden. So die Botschaft des Neurologen und erfolgreichen Ratgeberautors Eduard E. Gluck (Ulrich Tukur). Helene ist fasziniert von dieser Idee. Sie schreibt dem Professor und erfindet für ihren Mann eine Ausrede, um nach Hamburg zu fahren und einen Vortrag des Professors zu besuchen.
Eduard E. Gluck (Ulrich Tukur), kann er Helene zu ihrem Glück verhelfen?Foto Wildbunch
Helene scheint bei dem ersten Zusammentreffen mit dem Wissenschaftler wenig beeindruckt. Nur dessen Nackenhaare findet sie etwas zu lang geraten. Die sensible Frau spürt vielleicht, dass sich hinter der arroganten Fassade des Mannes, eine dunkle Seite versteckt. Dennoch fühlen sich die beiden so unterschiedlichen Menschen voneinander angezogen. Sie verbringen einen unterhaltsamen Abend miteinander. Die Nacht darauf kann Helene erstmals nach langer Zeit wieder gut schlafen. Doch wenig später erfährt Helene von der „dunklen Seite“ Eduards und ist zunächst geschockt. Sie fährt zurück zu ihrem Ehemann und will Eduard vergessen.
Kurze Zeit später erhält sie jedoch eine Postkarte von Eduard, der weitere folgen. Als ihr Ehemann davon erfährt wird er gewalttätig und Helene flüchtet zu Eduard nach Berlin. Doch noch gibt es kein Happy Ending, denn auch als der verkorkste Porno-süchtige Eduard und die von Gott verlassene und vom Ehemann misshandelte Helene sich auch körperlich näherkommen, zieht es Helene nach Hause zurück. Sie will eine Entscheidung herbeiführen, ohne sie selbst fällen zu müssen. Sie lässt ihren Ehemann entscheiden, dem sie sich nackt präsentiert. Martina Gedeck wird von hinten mit der Kamera aufgenommen und enthüllt sich vor ihrem Ehemann – die Gestik erinnert dabei an Aphrodite, die Göttin der himmlischen, heiligen Liebe und als Christoph Helene nackte Scham entdeckt, rastet er aus und schlägt Helene fast tot…
Ein bewegender Film mit einem außergewöhnlichen Frauenbild, das Erstaunen auslöst. Denn am Ende des Films sagt die Heldin im Krankenhaus „Ich habe es durchgestanden. Ich bin hindurchgeführt worden. Ich lebe. Ich glaube an etwas. Oder etwas glaubt an mich. Und ich kann alles. Wirklich alles tun, was ein lebender Mensch tun kann.“ Nachdem Helene eine Entscheidung provoziert hat und beinahe gestorben wäre, ist sie befreit. Eine Form der Befreiung, die man keiner Frau wünschen möchte. Fantastisch gespielt von Martina Gedeck, die fast gleichmütig mit Engelsgeduld ihren Weg geht, der vorgezeichnet scheint.
Ulrich Tukur als Eduard spielt die Rolle mit Charme und Chuzpe, immer hin und hergerissen zwischen seinem Selbstbild und seiner Suchtpersönlichkeit. Am Ende wirkt seine selbst durchgeführte Entzugstherapie, er ist frei!
Nach dem Roman „Gleißendes Glück“ von A.L. Kennedy (dtv), mit starken Bildern in Szene gesetzt von Regisseur Sven Taddicken („Emmas Glück“, „Mein Bruder der Vampir“).
Kamera Daniela Knapp („Poll“, „Emmas Glück“). Produzenten sind Alexander Bickenbach und Manuel Bickenbach mit ihrer Firma Frisbeefilms.
https://youtu.be/VLW1sv52Xgc
Alle Fotos: Wildbunch