Eine Familie der Exilanten nennt die iranische Schauspielerin Golshifteh Farahani die Künstlerinnen, die durch Krisen und Kriege gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und ins Exil zu gehen. Sie lebt seit 2009 in Paris im Exil. Was es heißt, nicht mehr dort arbeiten zu dürfen, wo man sich zu Hause fühlt und ob die Kunst darunter leidet oder sich verändert, darauf versucht der Film „Die Kunst frei zu sein“ der Regisseurin Nuray Sahin Antworten bei den Betroffenen zu finden.
Er erzählt die Geschichten von Kunstschaffenden im Exil und setzt dabei die Erfahrungen etablierter Künstlerinnen und Künstlern wie Golshifteh Farahani und Ai Weiwei in Beziehung zu jungen Kunstschaffenden. Können aus dem Trauma der Flucht neue künstlerische Möglichkeiten erwachsen? Ai Weiwei lebt jetzt in Portugal und nutzt die Freiheit, viele Orte und Plätze in der Welt zu erkunden und Kooperationen einzugehen. Dennoch braucht er einen Ort wie ein neues Atelier, um sich heimisch zu fühlen. So ist das Leben im Exil in der westlichen Welt für ihn zur Realität geworden wie für viele andere Kunst- und Kulturschaffende auch. Kein neues Phänomen, aber ein gravierendes und weltweit beachtetes. ARTE erzählt die Geschichten verschiedener Künstlerinnen und Künstler aus unterschiedlichen Regionen, die im Westen Schutz gefunden haben.
Aus dem Trauma der Flucht entstehen neue künstlerische Möglichkeiten
Der Künstler Ai Weiwei fiel bei der chinesischen Regierung in Ungnade und etablierte sich im westlichen Exil als internationaler Star. Die Schauspielerin Golshifteh Farahani entwickelte sich nach Jahren der Unterdrückung im Iran zur Hollywoodgröße. Der ägyptisch-sudanesische Karikaturist Anwar geht seiner Kunst in Form von politischen Zeichnungen in Berlin nach. Die ukrainische Balletttänzerin Anastasiia Ilnytska tanzt seit ihrer Flucht aus Kiew im Hamburger Kammerballett, und das russische Kunstkollektiv Pussy Riot ist auf Welttournee, während Putin einen unerbittlichen Krieg in der Ukraine führt.
„Die Kunst frei zu sein“ zeigt den Spagat zwischen Kunst als Chiffre für etwas ansonsten Unsagbares und der plakativen Brutalität des Realen, zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart im Leben mehrerer Kunstschaffender. Ihre Schicksale werden thematisch verknüpft: Dem Schock der Flucht folgt die Benommenheit, die Neuorientierung, das Ausloten und Probieren von künstlerischen Möglichkeiten, die Akzeptanz des Lebens im Exil. Am Ende sind Liebe und Kunst das, was man nicht verlieren sollte, alles andere ist der Veränderung unterworfen.
Regie: Nuray Sahin
Herkunft: ZDF/ Land Deutschland/ Jahr 2023
© Daniel Lam/Gebrüder Beetz Filmproduktion