Der französische Saxofonist Pierre-Antoine Badaroux und seine Band widmen sich immer wieder den Werken unterschätzter oder vergessener Komponisten und Arrangeuren der Jazzmusik. Dabei legt die Band ihren Schwerpunkt auf große Big Bands und Tanzbands der frühen bis mittleren 1900-er Jahre. Dabei entstanden Alben zu Ehren von Don Redman, Benny Carter, Will Hudson, John Nesbitt und Gene Gifford.
Das soeben erschienene Album UMLAUT BIG BAND MARYS IDEAS setzt diese Reihe musikalischer Porträts fort.
Manche Jazz-Fans werden Mary Lou Williams vor allem als brillante Pianistin kennen, die ihren kraftvoll swingenden Stil ihr ganzes Leben lang weiterentwickelte. Sie wirkte jedoch auch als Komponistin und Arrangeurin im Hintergrund, schrieb für Duke Ellington, Benny Goodman, Dizzy Gillespie und blieb doch ihr ganzes Leben lang im Schatten derer, für die sie Kollegin oder Mentorin war.
Der Titel des Albums bezieht sich auf den Beginn ihrer Karriere als Arrangeurin im Jahre 1929, als ihr Mann John Williams in Kirks Band einstieg. Da gerade der Pianist fehlte, war der Platz für Mary Lou frei. Sie nutzte die Gelegenheit, eine Reihe ihrer neuen Kompositionen vorzustellen. Da sie noch nicht genug Vertrauen in ihre Fähigkeiten als Arrangeurin besaß, diktierte sie Kirk ihre Ideen. Ein frühes Stück darunter hieß „Mary’s Ideas“.
Auch nach über 100 Jahren nach ihrem Geburtstag ist das komplette Werk der brillanten Pianistin und Arrangeurin noch wenig bekannt, das die vierzehn Musikerinnen und Musiker der „Umlaut Big Band“ auf dieser wunderbaren Doppel-CD erkunden. Sie beinhaltet Titel, die noch nie aufgenommen wurden. Präsentiert werden sie nicht chronologisch, wie in den ausführlichen Liner Notes zu lesen ist. Vielmehr anhand von Themen, die für die musikalische Praxis von Mary Lou Williams spezifisch sind. Etwa ihre Beziehung zum Blues, der Einfluss von Kansas City oder die Neubearbeitung alter Werke.
Ein tolles Album, das eine außergewöhnliche Künstlerin ehrt, die zu ihrer Lebenszeit auf Ruhm und Anerkennung verzichten musste.
Erschienen beim Label Umlaut Records