Weihnachten steht vor der Tür. Wer jetzt noch ein paar Geschenktipps braucht, dem hilft vielleicht unsere Auswahl der interessantesten Sachbücher.
Vom Geist des Bauches
„Du bist, was du isst“, diese Aussage stammt nicht von einem Ernährungscoach unserer Zeit, sondern von dem Philosophen Ludwig Feuerbach, der von 1804 bis 1872 lebte. Und die Reihe berühmter und weniger bekannter Philosophen, die sich mit dem Thema Bauch und allem, was damit zusammenhängt, beschäftigt haben, ist erstaunlich groß. Und doch wird das Sujet nicht unbedingt mit der Philosophie in Verbindung gebracht. Dabei wusste schon Hegel, was wir heute als Neuheit betrachten, dass im Bauch ein hochsensibles Nervensystem existiert, das wir heute auch gerne als das Bauchhirn oder das zweite Gehirn bezeichnen. Die Geschichte der abendländischen Philosophie ist von Fragen der Verdauung durchzogen. Die thematische Vielfalt ist enorm, und es gibt viele gegensätzliche Meinungen zum Thema: Platon zählt die Freude des Bauches noch zu den höheren Werten, wenn er schreibt, so wie der Körper nach Speise und Getränk, so dürste und hungere auch die Seele nach Wissen und nach Verstand“. Nietzsche macht sogar eine gute oder schlechte Verdauung für Erfolg – oder Misserfolg im Leben verantwortlich. Erkenntnisse der Wissenschaft haben die Sicht auf unser Verdauungssystem geändert, doch sind die Weisheiten der meisten Philosophen von Pythagoras, Platon, Epikur, Philon über Montaigne, Diderot, Kant, Lichtenberg bis Hegel und Wittgenstein alles andere als überholt. Vielmehr sind es Erkenntnisse, die zwar nicht unabhängig von der historischen Epoche zu betrachten, in ihrer Essenz indessen klug und aufschlussreich sind. Ein Buch, das Einblick in die Kulturgeschichte und den konkreten sowie symbolischen Umgang mit Bäuchen gibt.
Vom Geist des Bauches
Für eine Philosophie der Verdauung
Christian W. Denker
ISBN 978-3-8376-3071-8
Transcript-Verlag
Das letzte Jahrhundert der Pferde
Pferde sind aus dem Blickfeld geraten, zumindest in den meisten industriellen Gesellschaften. Man sieht sie im Sport und begegnet ihnen in der Freizeit, aber ansonsten sind sie für den modernen Städter nahezu unsichtbar geworden. Allein die Leistung von Kraftfahrzeugmotoren wird noch in Pferdestärken (PS) angegeben.
Der Abschied vom Pferd, das schon seit Urzeiten engster Partner des Menschen und unverzichtbares Nutztier in der Landwirtschaft war, verlief nahezu unbemerkt – das Pferd fiel einfach aus der Geschichte heraus. Diesen Exodus beschreibt der Autor Ulrich Raulff in seinem neuen Buch „Das letzte Jahrhundert der Pferde“. Der Sprung in die technische Moderne vollzog sich auf dem Lande fast ein Jahrhundert später als in städtischen Gebieten. Doch wer glaubt, dass die Trennung zwischen Mensch und Pferd einfach vonstatten gegangen ist, der sieht sich getäuscht. Vielmehr ereignete sich dieser Prozess in mehreren Phasen, die sich über einen Zeitraum von anderthalb Jahrhunderten erstreckte, vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.
Das Buch eröffnet einen Blick auf die Veränderung der Kultur- und Literaturgeschichte und nimmt uns mit auf eine kurzweilige Reise durch die Geschichte dieser schönen und wertvollen Tiere, deren Verschwinden aus unserem Alltag letzendlich auch den Auszug des Menschen aus der analogen Welt bedeutet.
Das letzte Jahrhundert der Pferde
Geschichte einer Trennung
Raulff, Ulrich
ISBN 978-3-406-68244-5
Verlag; C.H. Beck
Lee Miller: Krieg – Reportagen und Fotos
Elizabeth „Lee“ Miller war ein bemerkenswerter Mensch. In einer grundlegend männlich dominierten Zeit gehörte sie zu den ganz wenigen weiblichen Kriegskorrespondentinnen. Von der Landung der Alliierten in Nordfrankreich im Sommer 1944 bis zur Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 begleitete sie hautnah die Befreiung Europas von der Nazi-Herrschaft. Der vorliegende Band enthält Reportagen und Fotos aus dieser Zeit. Bemerkenswert sind sie vor allem deshalb, weil Lee Miller stets im Brennpunkt des Geschehens war. Sie berichtet von der Belagerung Saint-Malos und beschreibt – unwissentlich – den ersten Napalm-Angriff der Geschichte, sie schildert in Wort und Bild ihre Eindrücke von der Befreiung der französischen Hauptstadt und trifft auf Künstler wie Colette und Picasso. Weiterlesen
Kluge Gefühle – Eyal Winter
Täglich fällen wir Entscheidungen, oft sind es Routinevorgänge, die keine längeren Überlegungen erfordern. Frauen sagt man ja nach, sie würden zumeist mit dem Bauch entscheiden. Wenn das so ist, dann kann man sie nur beglückwünschen. Denn Eyal Winter, der Autor des Buchs „Kluge Gefühle“ räumt rigoros mit dem Vorurteil auf, dass Gefühle wie Wut, Liebe und Angst rationell gefällten Entscheidungen unterlegen sind. Überhaupt, gibt es sie, die Urteile und Entscheidungen, die nur logisch und verstandesmäßig sind? Wie kommt es zu der Trennung dieser beiden Möglichkeiten? Ist die Vorstellung von einem inneren Kampf zwischen den emotionalen und vernünftigen Entscheidungen eine korrekte? Zu all diesen und vielen anderen Fragen hat der Autor Antworten, die durch umfangreiche Studien untermauert werden.
Zu Beginn definiert Eyal Winter Rationalität und zeigt an einem einfachen Beispiel, wie unwahrscheinlich es wäre, zu dem heutigen Entwicklungsstand der Menschheit gekommen zu sein, hätten wir uns ständig so rational verhalten wie beispielsweis Mr. Spock, das berühmte Mitglied der Raumschiff Enterprise Crew. Weiterlesen
Schiffbruch
Stefan Keßler, Wolfgang Grenz, Julian Lehmann
Wer 6.000 EURO zur Verfügung hat, um eine Reise anzutreten, der kann sich zumeist auf eine erholsame recht luxuriöse Reise inklusive Rückflug freuen. Flüchtlinge, die nach Europa wollen, investieren etwa eine ähnlich hohe Summe. Aber erstens treten sie die Fahrt ohne Rückfahrkarte an und zweitens, was noch viel entscheidender ist, sie wissen nicht, ob und wo sie schließlich in Europa landen werden. Denn wie die oben erwähnt humane Katastrophe deutlich macht, Asyl in Europa zu bekommen, ist ein schwieriges ja, sogar gefährliches Unterfangen.
Es gibt die Flüchtlingskonvention, unterstützt von der Menschenrechtskonvention zwar, aber viele Asyl Suchende bekommen kein Bleiberecht in Europa – warum ist das so?
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