Mr. Spock ist tot. Als ich Ende Februar von Leonard Nimoys Ableben erfahre, werden Erinnerungen an meine Trekkie-Zeit wach. Nicht, dass ich jemals im Sternflotten-Kostüm und angeklebten Spitzohren durch die Gegend gelaufen wäre. Aber in den neunziger Jahren war ich ein großer Fan der Abenteuer von Kirk, Picard und Co. Während Star Wars nette Popcorn-Märchen bietet, gefällt mir an Star Trek die humanistische Botschaft.
Ich stöbere ein wenig im Internet und finde die Website der Fedcon. Erinnerungen werden wach. Zum ersten und einzigen Mal bin ich 1998 auf einer Fedcon gewesen. Für Nichteingeweihte: Dort dreht sich alles um das Thema Star Trek. Kostümierte Fans treffen sich und können die Stars hautnah erleben. So wie jedes Jahr findet auch 2015 wieder eine Fedcon statt. Nachdem ich die Gästeliste überfliege, steht mein Entschluss fest: Fedcon, ich komme.
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Auf der Suche nach Mr.Spock
Pfingsten 2015 ist es soweit. Am liebsten würde ich mich angesichts des Bahnstreiks nach Düsseldorf beamen. Immerhin läuft die Anreise mit dem Auto glatt. Als ich am Samstag eintreffe, laufen Sturmtruppen und Kopfgeldjäger aus Star Wars durch das Foyer. Die Fedcon 24 ist keine reine Star-Trek-Veranstaltung mehr. Besucher in Star-Trek-Uniformen sind eine Gruppe von vielen. Einen spitzohrigen Vulkanier sehe ich nirgends. Beeindruckend ist indes, wie viel Leidenschaft und Liebe zum Detail in den Kostümen stecken.
Die Vielfalt sieht der geneigte Fan auch anhand der Gästeliste. Unter anderem sind auf der Science-Fiction-Convention Darsteller der Serien Battlestar Galactica, Babylon 5, Defiance und Dr. Who vor Ort. Neben den sogenannten Panels, auf denen die Besucher den Schauspielern Fragen stellen können, gibt es populärwissenschaftliche Vorträge, Ausstellungen, Merchandising-Stände und Filme.
Aus der letzteren Kategorie feiert sogar einer auf der Fedcon Premiere. Der Film Star Trek Renegades ist eine von Tim Russ (Darsteller aus Star Trek Voyager) produzierte und durch Crowdfunding finanzierte Indie-Produktion. Von Fans für Fans. Man möchte sich von der Popcorn-Neuinterpretation eines J.J.Abrams absetzen und wieder klassisches Star Trek bieten. Der Nostalgiefaktor ist hoch. Tim Russ ist abermals als Vulkanier zu sehen. Walter Koenig schlüpft erneut in die Rolle von Pavel Chekov – mittlerweile als über 140 Jahre alter Admiral. In der Zukunft scheint alles möglich. Die Story hat das Unterhaltungspotential einer soliden Star-Trek-Voyager-Folge, gestreckt auf Kinofilm-Länge. Balsam für die Trekkie-Seele, eine Herausforderung für Menschen wie mich, die am selben Tag um 4 Uhr aufgestanden sind, um potenziellen Staus auf der Autobahn zu entgehen.
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Persönliches Highlight
Ein persönliches Highlight ist die Autogrammstunde am Nachmittag. Normalerweise bin ich kein Unterschriften-Jäger. Welchen Sinn hat das Gekritzel? In diesem Fall ist das anders. Sean Young und Edward James Olmos sind auf der Fedcon. Beide waren Schauspieler in Blade Runner, dem besten Film aller Zeiten. Zumindest findet das der Autor dieser Zeilen.
Nach einem kurzen „Hi“ blättert Sean Young vergnügt in meinem Blade-Runner-Artbook. Ihre Assistenten merken an, dass dies Teil einer in Europa veröffentlichten Blu-Ray-Special-Edition sei. Darüber entsteht zwischen uns ein Dialog, während Sean Young einige Kommentare zu den abgebildeten Fotos abgibt und schließlich mit einer persönlichen Widmung signiert. Dann reicht sie mir mit einem Lächeln das Artbook zurück. Ich bedanke mich und lächle ebenfalls. Innerlich indes juble ich. Ähnlich euphorisch macht mich der Besuch bei Edward James Olmos, der mir nebst Autogramm einen der Schlüsselsätze aus Blade Runner ins Artbook schreibt.
Space, The Final Frontier
Spannend sind auch die Panels, in denen die Schauspieler von persönlichen Ängsten beim Dreh oder lustigen Szenen vor der Kamera berichten. Als Tricia Helfer und James Callis (beide Battlestar Galactica) von hindernisreichen Sexszenen berichten, sind Lachtränen garantiert. Besonders Grant Bowler und Rob Archer (beide Defiance) gefallen als genial-komisches Duo. Neben der ausgelassenen Stimmung sind Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft auf der Fedcon bestimmende Elemente. Science-Fiction-Fans scheinen in ihrer Mehrheit tatsächlich an das Gute im Menschen und eine Zukunft des Homo Sapiens zu glauben.
Am Sonntagabend steht schließlich die Abschlusszeremonie mit allen Schauspielern und Gastrednern an. Zuvor gibt es jedoch einen filmischen Tribut an den verstorbenen Leonard Nimoy. Als im großen Hauptsaal sein „Space, The Final Frontier“ aus den Lautsprechern ertönt, ist Gänsehaut-Atmosphäre angesagt. Die folgenden Bilder zeigen die Karriere des Mannes, der knapp fünf Jahrzehnte den Vulkanier gemimt hat. Einige bewegende Minuten später brandet ein donnernder Applaus durch den Hauptsaal. Mr. Spock lebt.
Stephan Petersen