Stravinsky, Debussy, Tschaikowsky, Ravel und Bizet – über diese großen Meister der Ballettmusik kann an dieser Stelle nur bemerkt werden, dass sie unvergessliche Kompositionen geschaffen haben, nach denen gut ausgebildete BalletttänzerInnen auf den Opernbühnen der Welt getanzt haben und immer noch tanzen.
Am Dienstagabend im „silent green“ trafen wir auf diese Musik, die jedoch anders klang als gewohnt und nach der auch alle, wenn sie denn wollen, tanzen können. Denn Matthias Arfmann und seine Mitstreiter, Onejiru Schindler, Peter Imig, Milan Meyer-Kaya und Sebastian Maier haben die originale, orchestrale Musik mit elektronischen Eigenkompositionen, Dance, Pop, Hip Hop bis hin zu Reggae modifiziert, ohne die Schönheit und Genialität der Originale zu beeinträchtigen.
Die Erben von Sergej Prokofjew gaben dessen längstes und bekanntestes Ballettwerk „Romeo und Julia“ für das „Ballet Jeunesse“ weltweit erstmals für eine Bearbeitung frei.
Inspiriert von den Ideen des russischen Impressarios Sergej Djagilew, der mit seiner Künstlergruppe Ballets Russes zu Beginn des 20sten Jahrhunderts den europäischen Ballettbetrieb revolutionierte, gelang eine kreative Überarbeitung solcher Werke wie der „Säbeltanz“ von Chatscharturjan, „Feuervogel“ von Stravinsky u.v.m., die zeitgemäß ist und damit neue Wege eröffnet. Die Musik begibt sich mit den neuen Arrangements nicht mehr nur in die orchestralen Räume, sondern auch ins Berghain oder in irgendeinen anderen Club. Jetzt können Kopfnicker genauso berauscht werden wie hochmotivierte Tänzer. Wer „Ballet Jeunesse“ hören will , muss mit der opulenten Größe 200 Jahre alter klassischer Kompositionen rechnen und ebenso mit der Ohrwurmdreistigkeit von Beatdrums und elektronischen Basslinien und wird verblüfft feststellen, dass hier weder der Klassik- noch der Elektronikfan zu kurz kommt. Im Gegenteil, denn hier gibt es noch mehr, was den Musikbegeisterten euphorisch macht, der unter die Haut gehende Gesang und die Texte von Onejiru, die wie Honig in die Musik einfließen und einfach wunderbar passen. Zudem sind auf dem Album Gastkünstler wie die New Yorker Rap-Legende KRS One, Jan Delay, Schorsch Kamerun und Kele Okereke, der Sänger der englischen Indie-Rockband Bloc Party, zu hören.
Im „silent green“ war das Publikum begeistert, mit dem Tanzen haperte es ein wenig, dafür gab es jede Menge Kopfnicker.
Wir finden, dass „Ballet Jeunesse“ein wirklich tolles und innovatives Projekt ist.
Matthias Arfmann
„Ballet Jeunesse“
Album VÖ: 09.09.16
Formate: CD, Vinyl, Download
Label: Decca
Vertrieb: Universal Music
Live-Premiere am 21. September beim Hamburger Reeperbahn Festival
www.facebook.com/matthiasarfmann
Foto:Gulliver Theis / DECCA Records