Tom Blankenberg „et“ – Die Kraft der leisen Töne

Mit dem Komponieren von Musik hat der Düsseldorfer Pianist Tom Blankenberg erst vor wenigen Jahren begonnen. Bereits sein Debütalbum „Atermus“, das 2019 erschien, wurde von der Kritik hochgelobt. Für 2020 war eigentlich eine Europatournee geplant, die jedoch wegen der Corona-Pandemie bereits nach einem Konzert in London abgebrochen werden musste. Wie viele Musiker nutzte Blankenberg die Zwangspause des Lockdown dazu, Stücke für ein zweites Album zu schreiben, das heute unter dem Titel „et“ erschienen ist.

Blankenberg ist ein Verfechter der ruhigen Töne, mit denen er das Thema meditativ, nach innerer Ruhe suchend umspielt. Leise, konzentriert und lyrisch spielt der Düsseldorfer das Klavier. Mit wenigen Tönen entfaltet er melodische Motive, spürt still Stimmungen nach und zeigt, wie wenig das Wesentliche sein kann.

Seine Musik lässt keine einfache Kategorisierung zu, bewegt sich irgendwo zwischen Jazz, Klassik und Ambient und stellt eine magische Verbindung zum Zuhörer her. Die Harmonie der neun Stücke des Albums beschränkt sich oft auf wenige Akkorde, die ständig wiederholt werden. Durch diese einfache Struktur im Zusammenwirken mit dem rhythmischen Gleichmaß wird eine statische Harmonik der Klänge erreicht, in der Unvermeidbarkeit und Überraschung fein ausbalanciert sind. Jede Note und jeder Akkord wirken geradezu so, als gäbe es keine andere Möglichkeit, wie sie existieren könnten oder sollten. Und doch sind gleichzeitig ihre Wege nie vorhersagbar. Durch diese Antinomie bauen sich ungeahnte Spannungsbögen auf, die den Zuhörer unwillkürlich magisch in den Bann ziehen.

Dass et atmosphärisch auch von der Pandemiesituation beeinflusst wurde, wie Blankenberg in einem Interview sagte, merkt man einigen Stücken deutlich an. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Stück „kaschmir“, das mit einer Spielzeit von neun Minuten gleichzeitig der längste Titel des Albums ist. „kaschmir“, das ist mit seinen düsteren Moll-Akkorden, von wenigen hellen, giftigen Tönen unterbrochen, eine unheilvoll dahin schleppende Interpretation, die die derzeit von vielen empfundene Erschöpfung und Müdigkeit der unsäglichen Corona-Situation kongenial in düstere Klangbilder umsetzt.

Das Album „et“ ist beim Label Less Records am 16.4.2021 erschienen

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Hans Kaltwasser
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