FILMFEST MÜNCHEN: Nichts ist spannender als die Wirklichkeit

Das FILMFEST MÜNCHEN ist eines der größten Sommerfestivals Europas und nach der Berlinale das größte Filmfest Deutschlands. Es bietet auch in diesem Jahr Einblicke in die besten TV-Movies:   Mit dem Titel Neues Deutsches Fernsehen sind Beiträge  zu sehen, die den Bogen sehr weit gespannt haben – von den Hexenverfolgungen über die Nachkriegs- und Wendejahre bis in die heutige Zeit.

„Die Authentizität der Filme geht unter die Haut“, sagt Ulrike Frick, die für die Festival-Reihe verantwortlich ist. „Die Anlehnung an die Realität erzeugt eine ganz eigene Spannung.“

Am weitesten zurück in die Geschichte blickt Regisseur Urs Egger mit seinem Historiendrama „Die Seelen im Feuer“. Die fiktive Geschichte spielt vor dem Hintergrund der historisch belegten Hexenverfolgungen in Bamberg im 17. Jahrhundert.

Um jüdisches Leben im München der Nachkriegszeit geht es in zwei autobiographisch geprägten Filmen. Das Biopic „Landauer“ von Regisseur Hans Steinbichler gibt einen Einblick in das Leben des FC-Bayern-Präsidenten und Juden Kurt Landauer, der nach der Verfolgung durch die Nazis wieder die Führung des Vereins übernimmt. Vom Leben der jüdischen Familie Stöger in den ersten beiden Jahrzehnten nach dem Krieg erzählt Michael Verhoeven in seinem neuesten Film „Let’s Go!“ – und orientiert sich dabei an Motiven des autobiographischen Romans der Autorin Laura Waco.

Auf tatsächlichen Ereignissen beruht auch „Bornholmer Straße“. Der Film beleuchtet den Mauerfall am 9. November 1989 aus einer überraschenden Perspektive – der der überforderten Soldaten am Berliner Grenzübergang Bornholmer Straße. Regisseur Christian Schwochow, damals noch ein Kind, hat den Film nach den Erinnerungen (und dem Drehbuch) seiner Eltern inszeniert und setzt dabei komödiantische Akzente.

Ernst geht es in dem Kriminaldrama „Für immer ein Mörder – Der Fall Ritter“ zu, das sich auf wahre Begebenheiten in der DDR-Zeit stützt. Zwei junge Polizisten sollen nach der Wende einen 15 Jahre alten Mordfall noch einmal aufarbeiten und stoßen dabei auf unfassbare Stasi-Verhörmethoden und eine umfangreiche Vertuschungsaktion.

Aber auch Ereignisse der Gegenwart dienen als Vorlage für herausragende Fernsehfilme: die Fälle von sexuellem Missbrauch an Schülern der hessischen Odenwaldschule („Die Auserwählten“), der bis heute nicht völlig geklärte Selbstmord der engagierten Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig („Das Ende der Geduld“), oder der aufsehenerregende Fall einer reichen Unternehmerin, die sich auf eine Affäre einlässt und anschließend mit kompromittierenden Fotos erpresst wird („In der Falle“). Illegale Leihmutterschaften, mit denen sich Paare aus Europa in Indien den Traum vom Kind erfüllen („Ein neues Leben“), werden ebenso thematisiert wie Klüngeleien in der Politik und die Frage, wie viele Affären eine politische Karriere vertragen kann („Männertreu“).

Dass der Blick in die Vergangenheit auch ein spielerischer sein kann, zeigen unter anderen auch zwei neue Krimis. In „Die reichen Leichen. Ein Starnbergkrimi“ lässt Regisseur Dominik Graf ein Double des Märchenkönigs Ludwig II. im See auftauchen und ein allseits umschwärmtes Mädchen namens Sissi entführen. Und im neuen Hessen-Tatort „Im Schmerz geboren“ liefern sich Ermittler Ulrich Tukur und Bösewicht Ulrich Matthes ein spannendes Duell, in dem sich deutscher Krimi und Shakespeare-Tragödie verbinden.

Insgesamt zeigt die Reihe Neues Deutsches Fernsehen die Premieren von 18 der besten TV-Filme des kommenden Jahres vorab auf der großen Leinwand. Mit dabei sind die neuesten Filme mit Martina Gedeck, Claudia Michelsen, Suzanne von Borsody, Julia Jentsch, Anna Loos, Rosalie Thomass, Matthias Brandt, Edgar Selge, Axel Milberg, Ulrich Noethen, Charlie Hübner, Maxim Mehmet und vielen anderen. Unter den Machern sind viele namhafte deutsche Regisseure, darunter auch Rainer Kaufmann, Matti Geschonnek, Nina Grosse, Hermine Huntgeburth, Andreas Kleinert und Alexander Adolph.

Alle Filme der Reihe konkurrieren um den Bernd Burgemeister Fernsehpreis, der am 29. Juni auf dem FILMFEST MÜNCHEN vergeben wird. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert und wird von der Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten (VFF) gestiftet. Die Jury bilden in diesem Jahr die Schauspielerin Susanne Wolff, die ehemalige SWR-Fernsehspiel-Chefin Susan Schulte sowie der Drehbuchautor und Regisseur Michael Gutmann, der als Professor an der Hochschule für Fernsehen und Film München lehrt.

Das komplette Programm des FILMFEST MÜNCHEN 2014 finden Sie ab 10. Juni 2014 online unter filmfest-muenchen.de. Der Online-Kartenverkauf startet am 16. Juni.

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Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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