Luke Sital-Singh hält nichts davon, schnell und unter Stress Musik zu produzieren. Stattdessen viel mehr von Sorgfalt und Hingabe. Bei seinem ersten Album hatte er abschließend den Eindruck, dass der „Prozess anstrengend war und Prozesse sind mir wichtig. Sie geben dem Ergebnis eine unterschwellige Bedeutung. Jetzt schaue ich etwas irritiert zurück. Alles, woran ich mich erinnern kann, ist der Prozess, und der war zu zäh.“
Diesmal – genau 18 Monate später – wollte der Musiker eigene Bedingungen schaffen, unter denen er sein Album aufnimmt, handgemachte Musik sollte es werden.
„Ganz generell mag ich eigentlich ausschließlich Musik, die ich als schön bezeichnen würde. Für mich sind das eher langsamere Sachen. Und der Song an sich war immer das, was mich am meisten interessiert hat, nicht die Glöckchen und Flöten drum herum. Mir geht es um den Song in seiner reinsten Form.“
Aufgenommen hat der Brite mit indischen Wurzeln sein neues Album „Time Is A Riddle“ in dem kleinen irischen Städtchen Donegal, und zwar so, wie Platten früher gemacht wurden, ohne Firlefanz. Wer jedoch glaubt, die Songs seien deshalb wenig spannend, der irrt. Es ist eine stille, hintergründige Dramaturgie, die von der Stimme angeführt wird. Einer Stimme, die sehr eindrucksvoll ist, die mit ihrer hohen Stimmlage, dem feinen Timbre und ihrer Melancholie ein wenig an Neil Young erinnert, wobei sie jedoch wesentlich kräftiger ist.
Der Opener „Still“ ist ein harmonischer, langsamer Song mit dem Refrain „Time is running on year on year River ever rolling. But I’m still standing here.“ Damit meldet sich der Künstler ausdrucksstark zurück.
Im Song „Innocence” dominieren monoton pulsierende Drums, deren Rhythmus die Gleichförmigkeit des Lebensverlauf meint, in den man unschuldig hineingeboren wird, um dann einem ständigen Veränderungsprozess zu unterliegen. Ein toller Song, groß und weit. „Killing Me“ ist eine herzzerreißende Ballade, in dem es um Lukes Großvater geht. Dabei nimmt er die Erzählperspektive seiner Großmutter ein, die jeden Tag an ihren Mann denken muss, obwohl er seit zehn Jahren tot ist. Eines seiner persönlichsten Songs.
Für die meisten Tracks gilt, dass Luke seinen Gedanken freien Lauf gelassen hat, wenn es um das Texten ging. Er hat einfach alles das gesungen, was ihm in den Sinn kam.
Das Rätselhafte des Albums ist, was genau an ihm süchtig macht, ist die Stimme, die Musik – wahrscheinlich alles gemeinsam. Aber das sollte man unbedingt selbst herausfinden!
Luke Sital-Singh
„Time Is A Riddle“
VÖ: 12.05.2017
Label: ferryhouse productions
Vertrieb: Warner, Zebralution
Trackliste:
1. Still
2. Oh My God
3. Until The Night Is Done
4. Rough Diamond Falls
5. Nowhere’s Home
6. Cynic
7. Innocence
8. Time Is A Riddle
9. Hunger
10. Killing Me
11. Slow Down
Foto: Steve Gullick