Am 18. Februar feiert eine besondere Musiktheaterproduktion Online-Premiere im radialsystem: „Songs for Captured Voices“ ist ein Projekt u.a. von Laure M. Hiendl, Philipp Bergmann und Thea Reifler. Es widmet sich Audio-Aufnahmen menschlicher Stimmen, die im Laufe der Geschichte instrumentalisiert und zum Gegenstand ungleicher Machtverhandlungen wurden. Stimmen aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie aktuell Stimmen aus Asylverfahren. Instrumental umgesetzt vom Ensemble KNM Berlin, vokal begleitet von der britischen Sängerin, Komponistin und Aktivistin Elaine Mitchener.
Die Stimmen, mit denen sich die Künstler*innen der Produktion „Songs for Captured Voices“ auseinandersetzen, stammen zum einen aus dem Lautarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin – ein weltweit einmaliges Archiv von akustischen Aufzeichnungen. Herzstück der Lautarchiv-Sammlung sind Aufnahmen von Liedern sowie einer Vielzahl von Sprachen und Mundarten von Kriegsgefangenen aus aller Welt.
Es gibt wenig bis keine Informationen über die Identität der Aufgenommenen, der Fokus liegt auf der Sammlung ihrer Dialekte. Zum anderen handelt es sich um Aufzeichnungen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, das seit 2017 eine Spracherkennungssoftware nutzt, um die „Echtheit“ von Dialekten zu überprüfen und mit Hilfe von Algorithmen festzustellen, ob Asylbeantragende tatsächlich aus einer Gefahrenzone kommen – mit nicht unerheblicher Fehlerquote.
Das Musiktheater wird aufgrund der Umstände im Februar als Albumversion auf der Website des radialsystems veröffentlicht. Diese Version umfasst eine Tonaufnahme der Musik sowie ein Booklet mit dem Libretto und Fotografien der Bühnenarbeit.
Ein Memento des Unausgesprochenen: Das neue Musiktheater
„Songs for Captured Voices“ von Philipp Bergmann, Sandra E. Blatterer, Laure M. Hiendl, Göksu Kunak, Elaine Mitchener, Thea Reifler Djibril Sall und dem Ensemble KNM Berlin
„Songs for Captured Voices“ Musiktheater (Albumversion)
Radialsystem vom 18. 02 – 28. 02
Titelfoto: Rita Couto