Cyndi Lauper: Detour

Wenn die letzten Jahre der Karriere von Cyndi Lauper etwas gezeigt haben, dann das: die gebürtige New Yorkerin packt vieles an, kann fast alles singen und das obendrein mit großem Erfolg. 2008 rüttelte sie mit ihrem Club-Album „Bring Ya To The Brink“, das immerhin für einen Grammy nominiert wurde, am Thron der Dancefloor Queen Madonna. 2010 coverte sie gekonnt auf „Memphis Blues“ Songs von B. B. King, Robert Johnson und anderen Legenden des Deltablues. 2013 schrieb Lauper die Musik und Texte für das Broadway Musical „Kinky Boots“, das derzeit unter anderem mit großem Erfolg im Londoner West End läuft. Und auch ihre gemeinsame Arbeit mit Nellie McKay an der „Dreigroschenoper“ haben ihren Ruf als ewige Formwandlerin gefestigt, die immer wieder für eine Überraschung gut ist.

Auf ihrem neuen soeben erschienenen Album „Detour“ macht Lauper diesmal einen Abstecher in die Country Musik und greift auf die Songs von Patsy Cline, Loretta Lynn, Wanda Jackson und anderen zurück, die sie als Kind in der Küche ihrer Tante hörte. Doch Cyndi Lauper und Nashville, passt das zusammen? Eigentlich erstaunlich gut. Vielleicht auch deshalb, weil die gebürtige New Yorkerin aus dem Stadtteil Queens erst gar nicht den Versuch unternimmt, die näselnde Sprache der Nashville-Musiker nachzuahmen, sondern mit ihrer coolen „Noo Yahwk“ Vernakularsprache ihrem persönlichen Stil gleichwohl treu bleibt.

Laupers Affinität zu den Meistern des Genres zieht sich durch das gesamte Album. Mit den gelungenen Coversongs „I Fall To Pieces“ und „Walking After Midnight“ verbeugt sie sich vor der 1963 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen legendären Country-Sängerin Patsy Cline. Martyn Robbins, dessen Songs Lauper seit jeher mochte, erweist die Sängerin mit dem häufig vergessenen Klassiker „Begging To You“ die Ehre, bei dem sie mit schöner, die erstickten Schluchzer wohlplatzierenden Vibrato-Stimme zu überzeugen vermag.

Unterstützt wird Lauper auf ihrem Album von exzellenten Gastmusikern wie Emmylou Harris bei dem witzigen titelgebenden Stück „Detour“, Willie Nelson beim bluesigen „Night Life“ und Vince Gill im hinreißend komischen Song „You’re the Reason Our Kids Are Ugly“, bei dem Lauper zwar nicht die Lockenwickler aus ihren Haaren nimmt, dafür aber sprachlich keinen Hehl daraus macht, dass sie waschechte New Yorkerin ist.

Absoluter Höhepunkt des Albums ist hingegen Laupers tolle, atmosphärisch dichte Version des Wilma Burgess‘ Klassikers „Misty Blue“. Kein anderer Track des Albums macht die große Leidenschaft der schrillen Künstlerin für diese Art von Musik deutlicher und verdient es, immer wieder gehört zu werden.

Fazit: Lauper versucht nichts Anderes zu sein als, na ja eben Cyndi Lauper, selbst wenn sie in der Country Musik unterwegs ist. Und auch das gelingt ihr wirklich gut.

Cyndi Lauper
Detour

VÖ: 06.05.2016
Label: Sire Records / Warner Music
Formate: CD / digital


Foto: Chapman Baehler

Hans Kaltwasser
Hans Kaltwasser
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