Blue & Lonesome heißt das neue Studioalbum der Rolling Stones, es ist mittlerweile in den UK Charts auf den ersten Platz gestiegen. Die Band, deren Mitglieder die 70 längst überschritten haben und die dennoch selbst die jüngsten Musikfans kennen dürften, ist mit diesem Album zu ihren R&B Wurzeln zurückgekehrt. Schließt sich da ein Kreis? Mick Jaggers Stimme ist zwar etwas brüchiger geworden, besitzt aber immer noch eine Ausdrucksstärke, die ja gerade beim Blues so enorm bedeutsam ist. Mick trifft auch hier immer den richtigen Ton, mal aggressiv, mal intim, sodass sich der Hörer in eine Location versetzt fühlt, wo man eng zusammensteht, erhitzt und doch glücklich, der Band zuhören zu können. Seine Mundharmonika spielt Jagger ausgezeichnet, selbst Brian Jones würde uns da zustimmen.
Das Album besteht aus reinen Cover-Versionen, eines ist dabei besonders bemerkenswert: alle dieser Songs sind bisher nicht in die Charts gekommen – erst mit den Rolling Stones ist es gelungen. Vielleicht auch deshalb, weil die Stones diese Songs musikalisch mit Respekt behandeln. Einer der schönsten Tracks ist sicherlich „All of Your Love” von Magic Sam, der von einem tiefen Seufzer eingeleitet wird. Ebenso toll ist „Just Your Fool”, der von Buddy Johnson stammt und mit dem das Album beginnt. Und ja, Eric Clapton hat während der dreitägigen Aufnahmesessions schnell sein Studio verlassen und bei zwei Songs mitgespielt, exzellent wie immer – ein zusätzliches Highlight.
Produziert wurde das Album von Don Was und The Glimmer Twins. Hinter Letzteren stecken Mick Jagger und Keith Richards, die dieses Pseudonym benutzen, wenn sie gemeinsam produzieren.
Mit Blue & Lonesome ist den Rolling Stones ein wirklich tolles Studioalbum gelungen. Hoffentlich haben die Stones immer noch nicht genug. Ihre Tourenaktivitäten sprechen ja dafür. Und ins Studio können sie ja notfalls auch mit Gehhilfen hinkommen, um sich musikalisch auszutoben. Schön wärs jedenfalls.
The Rolling Stones
Blue & Lonesome
VÖ 02.12.2016, Polydor