Songs schreiben und Melodien komponieren, ist sicher immer ein Balanceakt. Als Konsument hört man in der Regel nur die Resulate: Harmonische Klänge, die aber durchaus von Gegensätzlichkeiten geprägt sein können. Wie beim Album Pendulum der New Yorker Folk-Pop-Sängerin und Songwriterin AISHA BADRU, das heute erscheint. Gut und Böse, duale menschliche Eigenschaften, die in der Lage sind, unser Leben durcheinanderzubringen, uns aber auch stärken. Sich einzupendeln auf diese Grunderfahrungen und zu wissen, „dass diese Schwünge nicht von Dauer sind,“ so die junge Musikerin, sind Erkenntnisse, die uns stark machen und die Fähigkeit entwickeln, sein Leben zu kontrollieren.
Stärke und Kontrolle waren bei der Selfmadefrau für ihre Karriere nötig. Alle Texte und Kompositionen stammen von ihr. Als es dann soweit war, wollte sie es zunächst nicht glauben, dass sie es tatsächlich geschafft hatte. Das Herzstück ihrer Debüt-EP Vacancy (2015) , „Waiting Around“, wurde für eine virale südafrikanische Volkswagen-Kampagne ausgewählt und sammelte über 11,3 Millionen Spotify-Streams ein. AISHA wusste nun, dass der musikalische Weg der richtige für sie war.
Ihr Debüt-Longplayer Pendulum weist nicht weniger Potenzial auf. AISHAs Stimme im Opener „Mind on Fire“ erklimmt nachtigallenartige Höhen, klingt dabei weich und harmonisch, während der Songtext von den kognitiven Dissonanzen erzählt, wenn wir nicht so handeln, wie wir empfinden. Ein Kapitel, das jeder von uns kennt. Ein besonders eindrucksvoller Songs, der diese Dissonanz sehr schön hörbar macht.
„Fossil Fuels“ beginnt minimalistisch und erinnert an Tropfen, die gleichmäßig irgendwo auftreffen, dabei trifft der gefühlvolle Gesang den Zuhörer / die Zuhörerin intensiv, verstärkt noch durch die untermalenden elektronischen Klänge. Die Stimme Aishas kann brüchig und zugleich kindlich rein sein und tiefe Verletztheit ausdrücken, wie im Song „Navi Blues“, der sogleich Emotionen weckt. Er handelt von einer unglücklich endenden Romanze. Eine kurze Beziehung, die von den Betroffenen ungleich bewertet wurde: „You had your armor on“ singt Badru, „I had none“.
Das Stück „Bridges“ wird eingeleitet von bassgewaltigen Heartbeats, die Aishas Stimme kontrastieren. Untermalt von synthetischen Klängen, ersetzen plötzlich Streicher den Gesang, was dem Song eine überraschende Wendung gibt. Sicher eines der tollsten Stücke auf dem Album.
Der Produzent Chris Hutchinson hat den Texten und Kompositionen einen subtilen atmosphärischen Ausdruck verliehen und damit das Talent der ambitionierten Singer/Songwriterin noch deutlicher hörbar gemacht. Ein tolles, gefühlvolles und professionelles Album.
Pendulum
AISHA BADRU
VÖ: 27.4. / [Nettwerk]
Pendulum Track Liste:
1. Mind On Fire
2. Bridges
3. Just Visiting
4. Navy Blues (Acoustic)
5. Waiting Around
6. Fossil Fuels
7. Happy Pretending
8. Splintered
9. Dreamer