Gary Clark Jr. im Hamburger Gruenspan

Seit seinem fulminanten Auftritt beim Crossroads Guitar Festival 2010 in Chicago, bei dem ihm an der Seite von B.B. King, Eric Clapton, Jeff Beck und gut zwei weiteren Dutzend Gitarrenhelden der Durchbruch gelang, reißt sich die Öffentlichkeit um den 30jährigen Ausnahmegitarristen Gary Clark Jr. aus Austin, Texas. Auftritte bei wichtigen Festivals wie dem Coachella, dem New Orleans Jazz & Heritage Festival oder Bonnaroo steigern seine Bekanntheit weltweit. Auch in Deutschland ist der frisch gebackene Grammy-Gewinner, den viele Musikkritiker bereits als Reinkarnation von Jimi Hendrix feiern, durch Gigs in Berlin und Hamburg im vergangenen Jahr längst kein Unbekannter mehr.

Gary Clark Jr. im Grünspan in Hamburg
Gary Clark Jr. im Gruenspan in Hamburg

So ist es nicht verwunderlich, dass Clark bei seinem Konzert am 31. Mai 2014 im Hamburger GRUENSPAN vor ausverkauftem Haus spielte. Die britische Band KILL IT KID hatte im Vorprogramm mit einer lautstarken Mischung aus Bluesrock und Grunge das Hamburger Publikum in Stimmung gebracht. Lauter Jubel empfängt Clark dann, als er und seine mit Bass, Gitarre und Schlagzeug besetzte Band die Bühne betreten und mit dem „Next Door Neighbor Blues“ den Abend eröffnen – Auftakt zu einem großartigen Konzert in einer schönen Location, das Clark auch bei den nachfolgenden Songs wie „Catfish Blues“, „Ain’t Messing Round“, „Three o’Clock Blues“, „If Trouble Was Money“, „Don’t Owe You A Thang“ als glänzenden Gitarristen und begabten Songwriter zeigt, der sich mühelos und virtuos durch die Genres bewegt, vom rauhen Texas-Blues, über R&B bis hin zum Soul. Die Klänge, die Clark seiner Gibson entlockt, erinnern dabei stärker an B.B. King, T-Bone Walker oder gelegentlich die frenetische Spielweise Dog Taylors als an Jimi Hendrix. Clark kommt, anders als manche Gitaristen der Bluesszene, ohne Wah-Wah-Effekte aus, präzise Noten und Melodieführung statt schriller, hoch auf dem Bund gezogener Saiten kennzeichnen seinen Stil.
Clarks weicher Gesang, wenngleich stimmlich nicht spektakulär, kommt dennoch authentisch rüber und unterstreicht glaubhaft die leidvollen Seelenqualen des betrogenen Liebhabers oder die drängenden Sehnsüchte, von denen er singt. Bei „Please Come Home“ wechselt Clark gar in einen wehmütigen Falsettgesang, der Erinnerungen an den Soul der 60ziger Jahre wach werden lässt. Zu den Höhepunkten des Abends gehört sicherlich das Stück „When My Train Pulls In“, eine zehnminütige eindringliche Bluesnummer über die verzweifelte Suche nach einem Neuanfang, deren Soli tiefe Verzweiflung eindrucksvoll akzentuieren.

Neben der künstlerischen Virtuosität zeigt Clark Bescheidenheit im Auftreten. Die Show ist sein Ding nicht. Er meidet die Exzentrizität früherer Gitarrenhelden, verzichtet auf Pyrotechnik und das Bearbeiten der Saiten mit Zunge und Zähne. Wie er in einer Bearbeitung des Jimmy Reeds Songs „Bright Lights, Big City“ am Ende bemerkt „You’ll know my name by the end of the night.” Eine so gelungene Performance, für die sich das begeisterte Publikum mit lautstarken Ovationen nach jedem Stück bedankte, spricht für sich selbst, lässt freilich auch die Frage offen, wie lange wir Gary Clark in so schönen Clubs wie dem GRUENSPAN noch erleben dürfen, ehe er zum Megastar aufsteigt, der Riesenstadien füllt.

Hier bei uns auf Video Gary Clark Jr

Artikelfoto: Warner /Fotograf: Frank Maddocks

Standardbild
Hans Kaltwasser
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