Zwei zu Eins – eine Wendekomödie

Der Sommer 1990 im ostdeutschen Halberstadt ist lang und heiß. Die Mauer ist vor einem halben Jahr gefallen. Das Ende der DDR zeichnet sich ab, die Wiedervereinigung beider deutschen Staaten ist jedoch noch nicht vollzogen. Die alten staatlichen DDR-Autoritäten zerfallen zusehends, die neuen politischen Institutionen sind noch nicht an ihre Stelle getreten. Während in den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen über die innere und äußere Souveränität eines wieder vereinten Deutschlands gerungen wird, ertönt immer lauter auf den Straßen der Ruf nach der D-Mark als alleiniges Zahlungsmittel: „Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, geh’n wir zu ihr!“, skandierten die Massen auf den Kundgebungen in der ehemaligen DDR.

Zwei zu Eins - eine Wendekomödie
Reger Warenverkehr – Maren (Sandra Hüller) © X Verleih AG/Peter Hartwig

Vor dem Hintergrund dieses halb-anarchistischen Schwebezustandes spielt der neue Film der Regisseurin Natja Brunckhorst ZWEI ZU EINS, in der sich die brillante Sandra Hüller zwischen zwei Welten und zwei Männern befindet. Der Filmtitel ist eine Anspielung auf den Umtauschkurs, mit dem die Ostdeutschen ihre Ersparnisse bis zum 1. Juli 1990 in D-Mark umtauschen konnten.

Maren (Sandra Hüller) vor dem VEB © X Verleih AG/Peter Hartwig

Im Mittelpunkt des Films stehen die zweifache Mutter Maren (Sandra Hüller), ihr liebevoller, aber eifersüchtiger Partner Robert (Max Riemelt) und der sanfte Hüne Volker (Ronald Zehrfeld). Einst war das Trio unzertrennlich. Doch Volker verschwand kurz vor dem Mauerfall, hatte sich nach Ungarn abgesetzt, um sein Glück im Westen zu finden und wohl auch, weil sich das polyamouröse Experiment einer Liebe zu dritt auf Dauer nicht leben ließ.

Sandra und Robert staunen nicht schlecht, als Volker im Gemeinschaftsgarten ihrer Siedlung plötzlich wieder auftaucht. Während die drei sich erst einmal abchecken und vorsichtig wieder einander annähern, ereignen sich am Rande der Kleinstadt merkwürdige Vorgänge, die dem Trio nicht unverborgen bleiben. Nacht für Nacht fahren schwerbeladene LKWs zu einem unterirdischen Sandsteinstollen am Rande der Stadt, in dem die drei als Kinder oft gespielt haben.

Markowski (Peter Kurth) und die Hausgemeinschaft
© X Verleih AG/Peter Hartwig

Mit Hilfe von Roberts griesgrämigen Onkel Markowski (Peter Kurth), der als Techniker in der Einrichtung arbeitete, lüften sie das Geheimnis: Angesichts der kurz bevorstehenden Einführung der D-Mark wird hier in einer hastigen Aktion der alten DDR-Regierung tonnenweise Altgeld verbracht, das die Bundesbanker in den Tresoren und Bunkern fanden und schnell beseitigt werden muss, bevor das neue Geld ins Land kommt.

Baden im Geld – Maren (Sandra Hüller), Volker (Ronald Zehrfeld) und Robert (Max Riemelt) © X Verleih AG/Peter Hartwig

Beflügelt von ihrer unerwarteten Entdeckung schmieden Maren, Robert und Volker ehrgeizige Pläne, wie sie einen möglichst großen Teil der Milliarden schweren Beute zu einem echten Vermögen machen können, um mit dem Geld ihr Leben und das ihrer Nachbarn zu verbessern. Doch die Zeit drängt. Schon bald wird die Währungsunion in Kraft treten, mit der das alte Ostgeld seinen Wert verlieren wird. Unter der Regie von Maren läuft zunächst alles gut. Doch dann tauchen plötzlich 200 und 500 Ostmark-Scheine in der Öffentlichkeit auf, die in der DDR wohl gedruckt, aber nie in Umlauf gebracht worden waren. Die westdeutschen Behörden werden hellhörig und beginnen zu handeln. Der tollkühne Heist-Coup droht zu scheitern…    

ZWEI zu EINS ist eine liebenswerte, sehr unterhaltsame Wendekomödie, die alle Aussichten hat, die Sommerkomödie des Jahres zu werden. Der Film erzählt seine auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte mit einer raffinierten Mischung aus augenzwinkernder Ostalgie und diffuser Sympathie für die einfachen Leute, die den Wunsch haben, es „denen da oben“ heimzuzahlen. „Die da oben“, das sind die arroganten, raffgierigen Westdeutschen, die mit ihrem Ort spekulieren. Es sind aber auch die Apparatschiks des kollabierten DDR-Regimes, das eigentlich dem Volk dienen sollte, den herrschenden Eliten jedoch letztlich ein bequemes Leben ohne die vielen Verzichte ermöglichte, die den normalen Menschen zugemutet wurden.

Die Ausstattung des Films zeigt eine große Liebe für authentische Details. Die Rollen sind hervorragend besetzt, allen voran Sandra Hüller als freigeistige Maren sowie Max Riemelt und Ronald Zehrfeld als ihre beiden Männer Robert und Volker.  

KINOTOURTERMINE zum Film Zwei zu Eins

Hans Kaltwasser
Hans Kaltwasser
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