Zwei Filmtipps – Jazz an einem Sommerabend & Fabian

Filme im Kino zu sehen, auch im Sommer und besonders jetzt ist einfach ein tolles Erlebnis! Hier sind unsere Filmtipps fürs Wochenende.

Sommer und Jazz – eine wunderbare Verbindung, denn wer möchte nicht einen warmen Sommertag genießen und am Abend Jazz-Musik hören. Das muss auch Bert Stern so empfunden haben, als er an einem ungewöhnlichen Tag im Jahre 1958 seine Kamera in Aktion brachte. Denn zwei Ereignisse treffen aufeinander – das Newport Jazz Festival und die Segelregatta America’s Cup.

Und es gelingt Stern wie mit seinen Bildern auch hier – in impressionistisch anmutenden Momentaufnahmen — die Persönlichkeiten der Porträtierten zu erfassen, seien es die Musikerinnen und Musiker auf der Bühne oder scheinbar willkürlich herausgegriffene Gesichter aus dem Publikum, in denen sich Lebensfreude, Entspannung und Entrückung spiegeln.
Immer wieder richtet er den Blick auf Details und kleine Episoden: Die erstaunten Blicke der Kinder, die elegante junge Frau, die allzu deutlich Kaugummi kaut oder die leicht gelangweilte Leserin eines Groschenromans…

Tagsüber gleiten zu den überlappenden Klängen der Musik die Segelboote der Regatta anmutig durchs Meer und das Wasser erscheint mit seinen Spiegelungen als psychedelisch bis graphisches Farbenspiel.
Nach Einbruch der Dunkelheit entfaltet Stern die Bandbreite der großartigen Musikerinnen und Musiker, ist ganz bei ihnen und dem Publikum. Die Performance von Rock ’n’ Roller Chuck Berry reißt mit und animiert zum Tanzen, aber Stern illustriert auch die ganz leisen Töne, deren Herbeizaubern eine unglaubliche Konzentration, Kraft und Anstrengung erfordern kann. Zwischendrin tanzt ein fast körperlos wirkender, hellblauer Anzug und niemand kann sich dem Charme eines Louis Armstrong oder einer Mahalia Jackson entziehen, deren inbrünstige Performance den Sommerabend beschließt.

JAZZ AN EINEM SOMMERABEND ist die Chronologie eines Sommertags voller Musik, Sinnlichkeit, Eleganz und Lässigkeit und ein Stück Zeitgeschichte. Jetzt ist er überarbeitet mit neuem Glanz versehen in ausgewählten Kinos zu sehen.

OT: Jazz on a Summer’s Day
Aram Avakian, Bert Stern | US 1959 | 85 min
Mit: Thelonious Monk, Dinah Washington, Chuck Berry, Louis Armstrong, Mahalia Jackson
Kinostart: 6.8.2021

FABIAN

Jakob Fabian lebt Anfang der dreißiger Jahre in Berlin. Tagsüber arbeitet er als Werbetexter in einer Zigarettenfabrik, nachts zieht er mit seinem besten Freund Labude durch Kneipen, Bordelle und Künstlerateliers. Im Gegensatz zu seinem wohlhabenden Freund bleibt Fabian dort ein distanzierter
Beobachter. Auch mit den herrschenden Zeiten der Unsicherheit, denen sich Labude mit politischem Aktivismus entgegenzusetzen versucht, kann Fabian nicht viel anfangen und kommentiert die Geschehnisse ironisch.

Fabian (Tom Schilling) mit Zigarette vor Fabrik
©Lupa Film, Hanno Lentz, DCM


Während sich Labude nach einer tragischen Trennung Hals über Kopf in Exzesse und Affären stürzt, lernt Fabian eines Tages die selbstbewusste Rechtsreferendarin Cornelia Battenberg kennen. Eine Frau, die eigentlich der Männerwelt abgeschworen hat und keine neue Beziehung sucht. Für Fabian aber ist sie der Lichtblick am düsteren Berliner Nachthimmel.
Durch sie gelingt es Fabian für einen Moment seine pessimistische Grundhaltung abzulegen, bis auch er einer Entlassungswelle zum Opfer fällt.

Filmtipps
Fabian (Tom Schilling) und Cornelia (Saskia Rosendahl) Hanno Lentz_DCM

Er versucht seine Arbeitslosigkeit vor Cornelia zu verheimlichen, die wiederum den Avancen des Filmproduzenten Makart nachgibt, der sie mit dem Versprechen einer großen Schauspielkarriere lockt. Während Cornelia ein Verhältnis mit ihm eingeht und Karriere macht, kann Fabian nicht mit dem Arrangement leben und verlässt sie. Seine Welt gerät aus den Fugen. Der unvorhergesehene Selbstmord von Labude stürzt Fabian schließlich noch tiefer in seine Zweifel an der Welt. Er kehrt Berlin den Rücken zu und sucht bei seinen Eltern in Dresden Zuflucht. Doch auch dort holt ihn das Schicksal wieder ein und der Gang vor die Hunde nimmt seinen Lauf.

Gleich zu Anfang werden die Zuschauer*innen mit der magischen Kamera von Hanno Lentz in das Berlin der 1931er hineingezogen und während des gesamten Films nicht losgelassen. Der atmosphärisch sehr dichte Film ist bis in die kleinste Nebenrolle hochkarätig besetzt. Besonders hervorzuheben sind Tom Schilling als Fabian, Saskia Rosendahl als seine große Liebe Cornelia und Albrecht Schuch als bester Freund Labude.

Graf und seinem Co-Autoren Constantin Lieb gelingt es, aus der Vorlage Kästners eine kluge Geschichte fürs Kino zu entwickeln. Dabei werden auch die aktuellen Bezüge einer Gesellschaft in Unruhe nicht vergessen. Eine beeindruckend intensive und hochaktuelle Verfilmung des Romans von Erich Kästner, mit einem phänomenalen Tom Schilling in der Hauptrolle.

FBW: Prädikat besonders wertvoll

Ab 5.8.in den Kinos

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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