Zwanzig Zeilen Liebe – Rowan Coleman

Briefe zu schreiben ist heute eine Seltenheit. Doch sind sie nicht  viel romantischer und vor allen Dingen langlebiger als eine SMS oder E-Mail? Natürlich ist ihre Lebensdauer stark von ihrem Inhalt abhängig. „Zwanzig Zeilen Liebe“ haben eine hohe „Halbwertzeit“ im gleichnamigen Roman der Autorin Rowan Coleman, denn es handelt sich in der Regel um Abschiedsbriefe, die die Krankenschwester Stella im Namen ihrer Patienten des Hospiz schreibt. Sie nehmen Abschied für immer von Angehörigen, Freunden, Geliebten und lang Vermissten. Trotzdem sind die Briefe nicht nur traurig und vor allem strotzen sie nur so vor Liebe.

„Es war ein schönes Leben, Len, voller Liebe und Glück. Natürlich gab es auch traurige und weniger schöne Zeiten, aber wenn man mal drüber nachdenkt – und ich hatte in letzter Zeit sehr viel Gelegenheit dazu –, dann überwogen letztlich doch die guten Zeiten.“

Liebe empfindet auch Stella zu ihrem Vincent, ja, sogar aussergewöhnlich starke Liebe. Sie war von Anbeginn so von ihm hingerissen, dass Stella sich sogar von einer Klippe gestürzt hätte, nur um mit ihm ins Bett zu gehen. Dass es mehr ist als nur bloßes Begehren, sondern wirklich Liebe, erfährt sie, als er sie kurz vor seinem neuen Einsatz in einem Kriegsgebiet heiratet. Da weiß Stelle, dass er wirklich dauerhaft mit ihr zusammensein will. Doch dann wird Vincent schwer verletzt und kommt als behinderter Mensch zurück. Alles ist plötzlich anders geworden. Sie liebt ihn noch, doch Vincent nimmt sie gar nicht mehr wahr. Deshalb beschließt Stella, nur noch nachts in diesem Hospiz zu arbeiten.
Dort ist auch Hope, die ihren Namen wie sie glaubt ungerechtfertigt erhalten hat, denn sie leidet an Mukoviszidose, einer unheilbaren Krankheit, die die Lebensdauer drastisch verringert. Also worauf hoffen? Deswegen verschanzt Hope sich jetzt nun 21 Jahre lang zumeist im Kinderzimmer ihres Elternhauses und designt eher halbherzig Buchcover. Doch sie hat ja noch Ben, auch so ein Loser, wie sie meint. Doch in Wirklichkeit liebt sie den hinreißenden Charmeur, weiß es nur noch nicht. Dass Ben Hope liebt, spürt man gleich, sie strömt aus jeder seiner Pore.
Und dann ist da noch Hugh, Akademiker und in einem Museum beschäftigt, der alleine und sorglos in seinem Elternhaus nur mit seinem Kater Jake lebt und scheinbar nichts vermisst. Bis seine neue Nachbarin Sarah mit ihrem Sohn Mikey plötzlich auftaucht. Und er einen Brief aus dem Hospiz von Stella persönlich überbracht bekommt…

Es ist wieder ein sehr emotionaler Roman, den Rowan Coleman geschrieben hat. Er ist von Beginn an fesselnd und spricht uns aus der Seele – bleibt mit dem immer gültigen Thema Liebe in unseren Herzen. Die Liebe, sagt man so oft, kann vieles überwinden, den Tod sicher nicht, aber mit Liebe verliert auch er seinen Schrecken.
Ein sehr lesenswerter Roman, indem es die Autorin wieder mit Leichtigkeit versteht, uns mit schweren Themen wie Krankheit, Behinderung und Tod aufs Schönste zu unterhalten.

Zwanzig Zeilen Liebe
Rowan Coleman

Roman
Übersetzt von: Marieke Heimburger
416 Seiten, Klappenbroschur
ISBN: 978-3-492-06017-2
Verlag: Piper

Rowan Coleman lebt mit ihrer Familie in Hertfordshire. Wenn sie nicht gerade ihren fünf Kindern hinterherjagt, darunter lebhafte Zwillinge, verbringt sie ihre Zeit am liebsten schlafend, sitzend oder mit dem Schreiben von Romanen. Da kann das Bügeln schon mal zu kurz kommen. Rowan wünschte, ihr Leben wäre ein Musical, auch wenn ihre Tochter ihr mittlerweile verboten hat, in der Öffentlichkeit zu singen. Zuletzt stand sie mit »Einfach unvergesslich« wochenlang auf der Bestsellerliste.

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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