Zehn tolle Songs über Eifersucht

Ja, ja, die Eifersucht: Für Nietzsche gehörte sie zu den „Schamteilen der Seele“. Bei Grillparzer „sucht sie mit Eifer, was Leiden schafft“. Wie andere niedrige Gefühle wie zum Beispiel Hass, Neid und Gier auch ist die Eifersucht so alt wie die Welt. Seitdem wir aufrecht gehen, begehren wir, was andere haben, und lassen uns zu düsteren Gedanken und unbedachten Taten hinreißen. Manchmal enden sie mit Mord und Totschlag.

Neben Liebe, Hass und Neid bildet Eifersucht seit jeher ein häufiges Motiv in der Literatur, im Film und in Theaterstücken. In Georg Büchners Dramenfragment „Woyzek“ erwischt der Soldat Franz Woyzek seine Geliebte Marie bei einem Seitensprung und tötet sie daraufhin. In Theodor Fontanes Roman „Effie Briest“ betrügt die junge Effie ihren Mann, den Baron von Instetten mit einem jugendlichen, potenten Liebhaber. Nach Jahren erfährt der Baron davon, lässt sich scheiden und tötet den Nebenbuhler im Duell. Im Film „Die Reifeprüfung“ verführt Mrs. Robinson (Ann Bancroft) den jungen Studenten Benjamin Braddock (Dustin Hoffmann). Als dieser eine Beziehung zu ihrer Tochter beginnt, wird die Mutter eifersüchtig und löst ein turbulentes Finale aus.

Kein Wunder also, dass die Eifersucht ein beliebtes Thema auch in der Musik bildet. Wir haben aus der schier unüberschaubaren Vielzahl von Songs zehn herausgesucht, die uns besonders gefallen.

Every Breath You Take – The Police (1988)

Der Police-Klassiker „Every Breath You Take“ ist nach wie vor einer der meistverkauften und beliebtesten Songs aller Zeiten. Laut dem US-Magazin „Rolling Stone“ steht er auf Platz 84 der 500 größten Songs aller Zeiten. Geschrieben hat ihn Sting im Jahre 1982 nach seiner Trennung von seiner ersten Frau, der US-Schauspielerin Frances Tomelty. Aufgenommen wurde er Jahre später für das fünfte und letzte Album der Band. Viele halten den Song fälschlicherweise für ein tröstendes Liebeslied, tatsächlich ist der Text düster und handelt von einem besitzergreifenden Stalker, der sein Opfer auf Schritt und Tritt beobachtet. Für die Verhältnisse der Band war das Stück typisch, „regelkonform“, wie Sting in einem Interview sagte. Der Gesang ist heiser, Stings Bass wummert einladend. Andy Summers durch den Komponisten Béla Bartók inspirierter Gitarrenpart hat etwas von einer zärtlich-warmen Liebkosung, während Stewart Copeland sein üblicherweise energiereiches synkopisches Schlagzeugspiel hier gekonnt zügelt und für einen gleichmäßigen Beat sorgt.

1997 sampelte der Rapper Puff Daddy „Every Breath You Take“ für seinen Song „I’ll Be Missing You“, der ebenfalls ein Riesenhit wurde.

Jealous, Beyoncé (2013)

In diesem aufwühlenden Slow Jam ist Beyoncé stinksauer auf ihren Mann. Zu Recht. Stundenlang hat sie halb nackt in der Küche gestanden und für ihn gekocht. Und dann hat er sie wegen einer anderen versetzt. Sie ist eifersüchtig, dass sie nicht die gleichen Spiele spielen kann wie er, weil sie ihn liebt. Sie wünscht sich, dass er einmal in ihrer Haut steckt, um zu fühlen, wie das ist.

In dem unter der Regie von Francesco Carrozzini gedrehten Video wirft Beyoncé wütend das Cocktailglas durch den Raum, verwüstet den liebevoll gedeckten Tisch, tritt an ihren Kleiderschrank und zieht sich ein ausgeflipptes Kleid an. Dann geht sie auf die Straße, marschiert durch eine Menschenmenge und trifft auf einen Ex, mit dem sie es früher mal in Texas hat krachen lassen.

„Jealous“ ist einer der verletzlichsten und intimsten Songs des Albums „Beyoncé“. Laut dem Magazin „Atlantic“ (5) ist er vielleicht der wichtigste des gesamten Backkatalogs der Musikerin überhaupt, weil sie am Ende des Liedes ihre Fehler eingesteht. 

Before He Cheats – Carrie Underwood (2006)

Dieser Mehrfach-Platin-Hit der US-Sängerin Carrie Underwood zeigt eine Seite, die sich viele ihrer Fans nicht hätten träumen lassen. Plötzlich war sie ein böses Mädchen, das schon auf den bloßen Verdacht, ihr Mann könnte sie betrügen, ausrastet. Mit „Before He Cheats“ legte die „American-Idol“-Gewinnerin den Grundstein für weitere Hits, die folgen sollten.

Country-Fans mögen gute Rachesongs. Lieder, in denen mit einer oder einem Verflossenen abrechnet wird. Oder einem verhassten Nebenbuhler so richtig das Fell versohlt wird. Wie in „Before He Cheats“ . Dieser Country-Hit macht keinen Hehl daraus, was dem vermeintlichen Ehebrecher geschehen wäre, wenn er an Ort und Stelle gewesen wäre, als sie mit einem Baseballschläger die Scheinwerfer seines Autos zertrümmerte. Gut möglich, dass er sein Fett wettbekommen hätte.

Der Song „Before He Cheats“ war ein großer Crossover-Erfolg. Er erreichte nicht nur Platz 1 der Country Charts, sondern schaffte zudem als eine der wenigen Singles den Einzug in die „Billboard Hot Hundred“,  die Hitliste des US-Magazins Billboard.  

Jealous – Labrinth (2014)

Eine Trennung ist nicht einfach. Vor allem dann nicht, wenn man sieht, dass der Ex-Partner sein Leben ohne Probleme allein weiterlebt oder gar mit einem anderen Menschen glücklich ist. Der britische Musiker Labrinth, der mit richtigem Namen eigentlich Timothy McKenzie heißt, verarbeitete diese Gefühle in seiner wunderschönen Klavierballade „Jealous“. In den britischen Charts stieg der Song bis auf Platz fünf und war auch in anderen europäischen Ländern ein großer Erfolg.

Auf den ersten Blick erscheint „Jealous“ wie ein Klagelied auf das Scheitern einer romantischen Beziehung. In einer gefühlvollen, bildreichen Sprache beschreibt der Musiker seine Gefühle der Eifersucht und Trauer: Regen und Wind kommen jetzt der geliebten Person näher, als er es jemals könnte. Die Hoffnung auf Rückkehr ist endgültig dahin. Tatsächlich ließ sich Labrinth zu dem Song durch seine frühkindlichen Erfahrungen inspirieren. Als er vier Jahre war, verließ der Vater die Familie, um sich einer anderen Frau zuzuwenden und eine neue Familie zu gründen. Obwohl der Brite die Abwesenheit seines Vaters in seinem Leben zur Grundlage seines Songs machte, lässt sich der Text natürlich auch aus seinem speziellen, biografisch geprägten Kontext befreien und allgemein auf die Gefühle beziehen, die man empfindet, wenn eine romantische Beziehung in die Brüche geht.

In den britischen Charts erreichte „Jealous“ Platz fünf und war auch in anderen europäischen Ländern ein großer Erfolg.

Hey Joe -Jimi Hendrix Experience (1968)

„Eine falsche Note zu spielen ist unwichtig; sie ohne Leidenschaft zu spielen ist unentschuldbar.“, soll Ludwig van Beethoven gesagt haben. Manche Noten, die Jimi Hendrix auf seiner Stratocaster hervorgelockt hat, mögen damals in den Ohren vieler schulmäßig „falsch“ geklungen haben. Gespielt hat er sie aber alle mit großer Leidenschaft.

„Hey Joe“ – Eifersucht und Leidenschaft

Um Leidenschaft und Eifersucht geht es auch in seinem Allzeit-Klassiker „Hey Joe“ aus dem Jahre 1966. Geschrieben hat ihn der US-Folk-Sänger Billy Roberts, der in den frühen 1960-er Jahren der Folkszene von Greenwich Village angehörte. Im Song geht es um ein Gespräch zwischen zwei Männern, wobei „Joe“ dem anderen erklärt, dass er seine Frau mit einem anderen Mann im Bett erwischt hat und sie umbringen will. In der zweiten Strophe nach dem furiosen Gitarrensolo unterhalten sie sich erneut; Joe erklärt, dass er sie tatsächlich erschossen hat und sich jetzt nach Mexiko absetzen werden.

Hendrix nahm am Original einige Veränderungen vor. Er kürzte den Text, spielte den Song in einem langsameren Tempo, wobei Gitarre und Bass betont wurden, während Mitch Mitchells vom Jazz inspiriertes synkopisches Schlagzeugspiel den Vierviertelknechten an den Drums der damaligen Beat-Ära die Ohren öffnete.

Mit diesem Song fing für Hendrix alles an. Vor seiner Entdeckung hatte er jahrelang als Begleitmusiker u. a. für Little Richard, Ike & Tina Turner und die Isley Brothers gearbeitet. Er war nicht der Einzige, der den Song coverte. Doch seine überirdische Version hat die Zeit überdauert.

You Can’t Do That – The Beatles (1964)

Beatles-Songs über Eifersucht gibt es viele wie zum Beispiel „No Reply“ und „Run For Your Life“. Keiner ist jedoch wohl so wütend und energiebeladen wie „You Can’t Do That“. John Lennon hat ihn geschrieben, einen von Wilson Pickett inspirierten Shouter, in dem der Musiker im autobiografisch gefärbten Text seine Eifersucht und Besitzansprüche herausschreit, die er damals gegenüber Frauen empfand.

Ursprünglich sollte der Song die sechste Single der Beatles in Großbritannien werden. Doch dann fiel die Wahl auf das von Paul McCartney komponierte „Can’t Buy Me Love“ und „You Can’t Do That“ landete auf der B-Seite. Anders als in den frühen Tagen der Band schrieben Lennon und McCartney ab 1964 seltener zusammen. Die musikalische Qualität von „Can’t Buy Me Love“ spornte Lennon an, den Großteil des Albums „A Hard Day’s Night“ zu schreiben.

Aufgenommen wurde das Stück am 25. Februar 1964 in neun Takes, von denen nur vier vollständig waren. Es gab noch einen zehnten Take, auf dem Beatles-Produzent George Martin Klavier spielte, aber den hat die Band wohlweislich nicht verwendet. Anders als bei den meisten Beatles-Songs spielte Lennon hier die Leadgitarre. George Harrison ist zum ersten Mal auf seiner 12-saitigen Rickenbacker 360/12 zu hören, die er während seines Aufenthalts in New York für die Ed Sullivan Show erhalten hatte. Seine Gitarre gab dem Lied seinen unverwechselbaren, klingelnden „Jingle-Jangle Sound“, der vor allem im Intro und am Ende zu hören ist.

„You Can’t Do That“ wurde erstmals im März 1964 veröffentlicht. Später tauchte es auf dem Album „A Hard Day’s Night“ wieder auf. 1964 gehörte der Song zum festen Live-Repertoire der Beatles, den sie üblicherweise als zweiten Song nach „Twist And Shout“ spielten.

I‘d Rather Go Blind – Etta James (1975)

„Lieber wäre ich blind, Junge, als zu sehen, dass du mich verlässt“. „I’d rather go blind“ ist ein aufwühlender, unendlich trauriger Bluessong, der einen in der Magengrube trifft. Einer der brutalsten, freimütigsten Lieder, die jemals gesungen wurden. Und einer, der so unverfälscht rüberkommt kommt, dass man glaubt, die Musikerin sänge nur für einen persönlich.

Etta James hatte eine frühe, noch unfertige Version des Liedes von seinem Autor, ihrem Freund Ellington Jordan gehört, bevor sie ihm bei der Fertigstellung half.

Etta James war eine der ersten Power-Frauen im Musikgeschäft und zählt zu den am meisten unterschätzten Bluesinterpretinnen. Mit ihrer rauen, kraftstrotzenden Stimme wurde sie zum Vorbild für viele Sängerinnen, unter ihnen Amy Winehouse, Beyoncé und Adele. Etta James‘ Leben war von Gewalt, Diskriminierung und Drogenmissbrauch geprägt. Zudem wurde sie ständig von skrupellosen Plattenfirmen über den Tisch gezogen. Auch mit ihrem 1967 in den HALL-Studios aufgenommenen aufwühlenden Song „I’d Rather Go Blind“, der auf der B-Seite ihrer Single „Tell Mama“ landete. Ein Jahr später sang Christine Perfect den Song mit Fleetwood Mac und ebnete damit den Weg für unzählige Coverversionen. Das Original ist immer noch mit Abstand das Beste.

You Keep Me Hanging On, Vanilla Fudge (1968)

Kaum eine Band hat sich wohl so oft getrennt und wiedervereint wie Vanilla Fudge, die vielen als Pate des Progressive Rock und Heavy Metal gelten. Ihre furiose, in einem einzigen Take aufgenommene Coverversion des Supremes‘-Klassiker „You Keep Me Hanging On“ zeigte bereits die unverwechselbaren Bausteine der musikalischen DNA der Band, die Ende der 1960er-Jahre die Avantgarde-Musikszene mächtig aufmischte: die wirbelnde Hammond von Sänger Mark Stein, das wuchtig geknüppelte Schlagzeug von Carmine Appice, Vince Martells stürmische Gitarre und Tim Bogerts virtuosen, synkopierten Basslinien. Dazu Steins herzzerreißender Gesang, mit dem er seine notorisch fremdgehende Angebetete anbettelt, ihn endlich freizugeben.

Vom Original der Supremes, das im November 1966 für zwei Wochen die US-Charts angeführt hatte, lies die auf knapp sieben Minuten ausgedehnte, im Zeitlupentempo gespielte Brachial-Nummer der Vanilla Fudge freilich nicht mehr viel übrig. Im Gegensatz zu der nervös flirrenden Gitarre des Originals im Intro, die den Song antreibt, beginnt die Version von Vanilla Fudge mit einer einzelnen, giftigen Orgelnote, die gegen unsichtbare Kräfte zu kämpfen scheint, um ihre Tonhöhe zu halten. Nach und nach gesellen sich weitere Töne zu dieser Note, die ein wenig an eine Sequenz aus dem Film „Die unheimliche Begegnung der dritten Art“ erinnert. Dann werden die Sinne durch eine brutale musikalische Kakophonie aus scheppernden Drums, Bass, Orgelakkorden und Gitarre durchgeschüttelt, die schließlich in den klassischen „You Keep Me Hanging On“ Riff“ mündet. Dazu wird das Stück anders als bei den fröhlich im Uptempo rasenden Supremes mit einem Viertel des Tempos und mit einer schwergewichtigen, leidenschaftlich rasenden Intensität gespielt.

Jealous Guy, John Lennon

Der 1980 ermordete Ex-Beatle John Lennon hat diese intensive Ballade in einer Phase fertig geschrieben, als seine Beziehung zu Yoko Ono wackelte. Lennon lebte sein ganzes Leben lang mit einem Gefühl der Unzulänglichkeit. Trotz seines riesigen Erfolgs hatte er Angst, nicht gut genug zu sein, als Liebhaber, Musiker (er mochte zum Beispiel seine Stimme nicht) und Vater, was alles wohl auf seine schwierige Kindheit zurückzuführen ist. Im Song setzt sich Lennon mit seinen Gefühlen zu Yoko Ono auseinander. Er gibt zu, dass er eifersüchtig ist und Angst hat, die Selbstbeherrschung zu verlieren, ihr aber nicht wehtun wollte.

Die aus dem Album „Imagine“ ausgekoppelte Single „Jealous Guy“ war kein großer kommerzieller Erfolg. Die britische Gruppe Roxy Music spielte das Stück als Hommage an Lennon, als sie während ihrer Deutschland-Tournee vom Tode des Ex-Beatle hörte. Eine später im Studio aufgenommene Version der Band landete auf Platz 1 der Charts in Großbritannien und Australien.   

Here Comes The Night – Them feat. Van Morrison (1965)

Der US-Komponist Bert Burns hatte diesen Song eigentlich für die britische Pop-Sängerin Lulu geschrieben, um ihre musikalische Karriere in Gang zu bringen. Doch die Single floppte. Die einige Wochen später von der irischen Bluesband Them aufgenommene Version war viel erfolgreicher und landete auf Platz 2 der britischen Charts. Der Song wurde in nur einer einzigen Aufnahmesitzung aufgenommen. An der Gitarre war Jimmy Page, damals noch ein viel beschäftigter Studiomusiker, bevor er ein paar Jahre später Gründer und Leadgitarrist der britischen Superband Led Zeppelin wurde.

Im Song geht es um die lange Nacht, die unweigerlich vor einem liegt, wenn man verlassen wurde. Morrison brütet über Einsamkeit, Besessenheit und Eifersucht, nachdem  er aus dem Fenster sieht, wie „sein“ Mädchen mit einem anderen Typen herumzieht.

Standardbild
Hans Kaltwasser
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