Tanz trifft auf bildende Kunst und auf Musik. Zu erleben im Folkwang Museum Essen, das im Rahmen der Ruhrtriennale die choreografische Arbeit der belgischen Choreografin und Tänzerin Anne Teresa De Keersmaeker (Rosas) zeigt. Sie trifft auf Werke aus der Sammlung des Museum Folkwang und erkundet unter dem Titel Y, kurz für why die Kraft der Fragen. Was können wir angesichts der aktuellen Krisen und der Verunsicherung, in der wir uns befinden, anderes tun, als Fragen zu stellen?
Bei der Entwicklung des Konzepts für die Choreografie geht sie von Édouard Manets großformatigem Ölgemälde Portrait de Faure dans le rôle d’Hamlet (Der Sänger Jean Baptiste Faure als Hamlet, 1877) aus, das 1927 erworben wurde. Hamlets berühmtes Zitat „Sein oder nicht sein“ und das Thema des Zweifels, wie es sich in Shakespeares Hamlet entfaltet, inspirieren die Auswahl der Werke. In dieser Auswahl treffen scheinbare Gegensätze mit abstrakter und figurativer Kunst sowie einem epochen- und medienübergreifenden Ansatz aufeinander: Manet sucht den Austausch mit Barnett Newmans Prometheus Bound (1952), Caspar David Friedrichs Frau vor der untergehenden Sonne (um 1818) mit Mark Rothkos Untitled (White, Pink and Mustard) (1954).
Gemäß ihrem choreografischen Prinzip „Verkörperung einer Abstraktion“ erforscht Anne Teresa De Keersmaeker zusammen mit den Tänzern Nina Godderis, Solal Mariotte, Synne Elve Enoksen und Robson Ladesma die Spannung zwischen Figuration und Abstraktion durch die Linse des menschlichen (Tanz-)Körpers.
Die Besucher sind eingeladen, den Tänzern frei durch den Raum zu folgen und das dynamische Zusammenspiel von Tanz, bildender Kunst, Theater und Musik zu erleben, das in Zusammenarbeit mit De Keersmaekers langjährigem musikalischen Begleiter Alain Franco realisiert wurde. Diese immersive Erfahrung verkörpert den Geist des Gesamtkunstwerks, das von Folkwang Museumsgründer Karl Ernst Osthaus ins Leben gerufen wurde.
Seit 2015 entwickelt De Keersmaeker Choreografien für Museumsräume. Daraus entstanden viel beachtete Projekte wie Work/Travail/Arbeid (2015, Wiels, Centre Pompidou, Tate Modern, MoMA), Dark Red (2020-2022, Kolumba, Fondation Beyeler, Neue Nationalgalerie) und Forêt (2022, Louvre).
Das Projekt unter dem neuen künstlerischen Leiter der Ruhrtriennale, Ivo Van Hove, reiht sich ein in die Kooperationen der vergangenen Jahre wie die mit Mette Ingvartsen (2021), Candice Breitz (2019) und Bouchra Khalili (2018).
Termine: 17. Aug 2024 – 08. Sep 2024
Production: Rosas; A work commissioned by the Ruhrtriennale in co-production with Museum Folkwang
Foto: © Anne Van Aerschot