X-Men: Dark Phoenix – kein tolles Finale

Die Vorzeichen schienen gut für das voraussichtlich letzte Abenteuer der X-Men-Generation um James McAvoy als Professor Charles Xavier und Michael Fassbender als Magneto. Der Cast war gewohnt namhaft und Simon Kinberg hatte in der Vergangenheit als Drehbuchautor und Produzent – unter anderem mit dem X-Men-Universum – so einige Erfahrungen sammeln können. Und dennoch: Die erste offizielle Regiearbeit Kinbergs ist mit „X-Men: Dark Phoenix“ leider nur mittelprächtig bis schwach ausgefallen.


Professor Xavier (James McAvoy, links) und seine X-Men nehmen von einer gefallenen Kameradin Abschied

Dabei konnte „X-Men: Erste Entscheidung“ (2011) noch als frischer Neustart des Franchise positiv überraschen. Mit „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ kam dann 2014 ein richtig starker Vertreter der Reihe in die Kinos, bevor „X-Men: Apocalypse“ (2016) dann schon deutlich abfiel. Daran knüpft „X-Men: Dark Phoenix“ nun leider an.

Darum geht es: Seit dem Sieg gegen den mächtigen wie machtbesessenen Mutanten Apokalypse ist etwa ein Jahrzehnt vergangen. Die X-Men um Charles Xavier sind in den 90er Jahren beliebte Helden, während sich Magneto mit seinen Gefolgsleuten ins Exil zurückgezogen hat. Bei einem Rettungseinsatz im Weltraum von Jean Grey (Sophie Turner), Raven (Jennifer Lawrence), Beast (Nicholas Hoult), Storm (Alexandra Shipp), Nightcrawler (Kodi Smit-McPhee) und Quicksilver (Evan Peters) kommt es zu einem verhängnisvollen Zwischenfall, bei dem sich Grey einer Sonneneruption entgegenstellen muss und diese wie ein Wunder absorbiert. Fortan ist sie nicht mehr dieselbe und zieht zudem die Aufmerksamkeit eines Aliens (Jessica Chastain) und ihrer Mitstreiter auf sich. Zudem kommen auch noch einige Geheimnisse ans Tageslicht, die die X-Men auf eine harte Probe stellen.

Wenn das Beste an einem Film die Actionsequenzen sind, und diese zwar wiederum teils nett anzuschauen sind, dabei jedoch nicht lange im Gedächtnis bleiben, sagt das einiges aus. Dabei hätte „X-Men: Dark Phoenix“ durchaus Potenzial gehabt, mehr als nur eine belanglose Comicverfilmung zu werden, die man schnell wieder vergisst. Doch dazu gibt es zu viele narrative Schwächen und zu wenig Tiefe bei nahezu allen Figuren.

So wird die Geschichte zu Beginn extrem schnell erzählt, so dass man kaum einen emotionalen Ankerpunkt findet, während die letztlich recht banale Geschichte auf der Zielgeraden vor Pathos nur so trieft. Passend dazu sind auch einige Dialoge derart platt und haarsträubend geschrieben, dass man die Hände über dem Kopf zusammenschlagen möchte. Meinungen und Empfindungen, für die Figuren zunächst zu kämpfen und zu töten bereit sind, werden kurze Zeit später unvermittelt geändert, viele Intentionen bleiben inhaltsleere Behauptungen. Das liegt daran, dass spannende (innere) Konflikte oder Figurenentwicklungen entweder nur angerissen, angedeutet oder – das andere Extrem – viel zu schnell abgehandelt werden.

Charles Xavier, Magneto, Beast oder Nightcrawler seien hier als Beispiele genannt. Nicht falsch verstehen: Die Darsteller bieten ihre gewohnte Performance – soweit sie das Drehbuch lässt. Diese Mixtur sorgt in der Summe dafür, dass der Unterhaltungsfaktor, der grundsätzlich zumindest phasenweise vorhanden ist, immer wieder extrem gestört wird.

Wenn dafür wenigstens Protagonistin und Antagonistin halbwegs funktionieren würden, könnte man alles zuvor Formulierte womöglich zumindest halbwegs verzeihen. Doch Fehlanzeige. Vielmehr ist das genaue Gegenteil der Fall: Sophie Turners Jean Grey ist schlichtweg keine Figur, mit der man uneingeschränkt mitfühlen und deren inneren Kampf man spüren kann. Auch sie ist ein Opfer des schwachen Drehbuchs. Gleiches gilt für Jessica Chastain, die einen völlig austauschbaren Bösewicht mit belangloser Intention mimt, der schon vergessen ist, wenn man den Kinosaal verlassen hat.

Fazit: Praktisch alle Bereiche des Films sind mit Schwächen durchzogen, aber „X-Men: Dark Phoenix“ ist vor allem eines: nicht richtig ausbalanciert. Schade, diese X-Men-Generation, die in ihren ersten beiden Filmen so stark begann, hätte ein besseres Finale verdient gehabt.

2 von 5 Punkte

Foto: © 2017 Twentieth Century Fox

Standardbild
Niklas Frielingsdorf
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