Wir dachten, das Leben kommt noch

Im Roman „Wir dachten, das Leben kommt noch“ lebt Gwen mit ihrer Tochter Ruth ein ausgeglichenes Leben in London. Sie arbeitet als Moderatorin bei der BBC. Eine Sendung, für die sie das Leben der rumänisch-schweizerischen Musikerin und Pianistin Clara Haskil recherchiert und moderiert hat, war sehr erfolgreich. Gwen liegen diese Themen sehr am Herzen, in denen es um Frauen geht, die sehr talentiert waren und etwas bewegt haben, ohne dass die Öffentlichkeit viel davon erfahren hätte. Das möchte sie mit ihren Sendungen ändern.

Und schon kommt eine Kollegin auf sie zu, die ein neues Konzept für ein Buch vorschlägt, das Gwen herausgeben soll. Es gilt, Frauen in den Fokus zu rücken, die während des 2. Weltkriegs als SOE-Agentinnen für England in Paris gearbeitet haben. Zunächst möchte Gwen jedoch den Nachlass ihrer Großmutter, die im hohen Alter gestorben ist, sichten. Sie ist sich nicht bewusst, dass diese ihr Material hinterlassen hat, welches sie exakt nach Paris und in diese Epoche versetzt und dadurch auch ihrem Buch zugutekommt.

Gwen reist schließlich mit ihrer Freundin Laura und Tochter Ruth nach Paris und auch ihre betagte Großtante, die Paris von früher kennt, wird sie dort besuchen.

Zuvor jedoch gab es einen ersten Kontakt zu einer früheren Agentin, die zwar zurückhaltend, aber dennoch bereit schien, ihr von ihrer Arbeit damals, von den Gefahren und Erlebnissen zu berichten.

Gwen fühlt sich von den Orten, Häusern und Personen, die in der Vergangenheit ihrer Großmutter von Bedeutung waren, gefangen genommen und vertieft sich in die bemerkenswerten Geschichten. Währenddessen kämpft die ehemalige Agentin Pat mit ihren Erinnerungen und damit, welche und wie viele sie in ihr Gedächtnis zurückholen möchte. Denn selbst unter der Annahme, dass sie als Agentin sämtliche Aufgaben korrekt erfüllt hat, handelte sie zugleich als Mensch ethisch einwandfrei. Und war es nicht so, dass sie dachte, das Leben kommt noch?

Die Vergangenheit von Pat führt tief in ein bislang wenig erforschtes Kapitel des Widerstands, in dem mutige Frauen Sabotageakte verübten, geheime Funksprüche absetzten, lautlos töten mussten und kontinuierlich unterschätzt wurden.

Trotz allem bleiben manche Erlebnisse und Geheimnisse im Schatten verborgen, doch Gwen taucht tief in die Zeit ein und sieht ihre Großmutter plötzlich mit ganz neuen Augen. Die finstere Geschichte, die von den Nazi-Verfolgungen und den schrecklichen Ereignissen erzählt, die viele Pariser*innen und Flüchtende aus Deutschland damals schwer getroffen haben, wurde ihr eindrücklicher als jemals zuvor vor Augen geführt.

Der Autorin Elisabeth Sandmann ist mit „Wir dachten, das Leben kommt noch“ ein sehr spannender und präzise recherchierter Roman gelungen, der das Leben von Frauen in unsere Zeit zurückholt, die von der Geschichte oft vergessen werden. Frauen, die mutig waren und doch kaum die Tragweite ihres Handelns richtig einschätzen konnten. Gegenwart und Vergangenheit verbinden sich und fesseln die Leserinnen und Leser von der ersten bis zur letzten Seite, nicht zuletzt aufgrund der herausragenden Erzählkunst von Elisabeth Sandmann.

Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten und im Anhang des Romanes gibt es ausführliche Anmerkungen dazu.

Erscheinungsdatum: 31.10.2025
384 Seiten
Verlag: Piper
EAN 978-3-492-07367-7

Elisabeth Sandmann

Elisabeth Sandmann ist Verlagsbuchhändlerin, promovierte Literaturwissenschaftlerin und Verlegerin. Seit Jahrzehnten beschäftigt sie sich mit den Biografien außergewöhnlicher Frauen. 2015 veröffentlichte sie das Sachbuch „Der gestohlene Klimt“, das sich mit einem spektakulären Restitutionsfall beschäftigt. Sie lebt mit ihrem Mann in der Nähe von München und ist Mutter eines erwachsenen Sohnes.

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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