Wie soll, wie will ich leben? „Walden“ als zehnstündiges Schwarmhörspiel

1845 baute sich der amerikanische Schriftsteller Henry David Thoreau
eine Hütte, abgeschieden im Wald von Massachusetts. Hier führte er
ein Leben, das Isolation fruchtbar zu machen versuchte. Sein Tagebuch
dieser Zeit nutzte er als Vorlage für „Walden“, das zu einem der
einflussreichsten Bücher der amerikanischen Literatur wurde. Seine
Grundfrage dabei lautet: Wie soll, wie will ich leben?

2020, mehr als eineinhalb Jahrhunderte später, befinden wir uns,
bedingt durch die Corona-Pandemie, in einer weltumspannenden Krise,
die viele Gewissheiten, Strukturen und sicher geglaubte Gefüge ins
Wanken bringt. Sie fordert von allen Menschen neue Verhaltensregeln,
denn es geht darum, durch Kontaktreduzierung und Isolation sich
selbst und andere zu schützen.

In seinem Song zitiert Robert Plant aus dem Werk „Walden“ des Schriftstellers Thoreau. Eine tolle Ballade.

Für die Menschen in Deutschland und auf der ganzen Welt stellt sich diese ungewohnte Daseinsform anders dar als für Thoreau: sie ist nicht selbstgewählt, sondern verordnet. Und sie geht von einer existentiellen Bedrohung aus. Die Frage, wie wir leben können und wollen, gewinnt dabei mehr und mehr an Bedeutung. Und es zeigt sich, was den Menschen Gemeinschaftsgefühl und Wertschätzung bedeutet.

Mit „zusammen-walden.de“ bietet der WDR eine Strategie an, mit der
jetzigen Situation, die von uns Kontaktreduzierung, Alleinsein und
Isolation fordert, umzugehen: Digital verbinden wir uns für ein
Gemeinschaftsprojekt, in dem wir zusammen mit Hörerinnen und Hörern,
Userinnen und Usern einen Text, der Gutes in der Abgeschiedenheit
sucht, als Hörspiel produzieren werden. Denn selbst in körperlicher
Isolation können wir gemeinsam denken und fühlen.

Teil der Lesegemeinschaft kann jeder werden. Die Idee ist, je eine
Romanseite von „Walden“ einzusprechen, ins Handy oder in den PC, und
hochzuladen. So entsteht ein kollektiv gestaltetes Schwarmhörspiel
von etwa zehn Stunden, das online abrufbar ist.

Ausgedacht, zusammengefügt und musikalisch inszeniert von Acid Pauli,
Andreas Ammer und Andreas Gerth. Redaktion: Christina Hänsel

Technisches Vorbild ist die bereits 2016 von WDR 3 mit rund 1400
Personen umgesetzte Schwarmlesung von David Foster Wallace’s Roman
„Unendlicher Spaß“. Das 79 Stunden umfassende vielstimmige Hörspiel
steht online unter www.unendlichesspiel.de

Titelbild: Image by skeeze from Pixabay

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Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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