1999 – Eine Party, wie es sie viele Male im schwedischen Skavböke gegeben hat, ist der Ausgangspunkt des Kriminalromans „Wenn die Nacht endet“ von Christoffer Carlsson. Irgendwann hatten die jungen Leute, allesamt zwischen 16 und 18 Jahren, genug getrunken und gefeiert. Auch Killian und Sander machen sich auf den Weg nach Hause. Eine Weile können sie den Heimweg gemeinsam gehen, bis Killian durch den Wald und Sander eine andere Route nach Hause nehmen muss.
Am nächsten Morgen ist nichts mehr wie zuvor. Ein Freund von ihnen wurde ermordet – der 18-jährige Mikael Söderström. Seine Leiche wird im Auto von Gwendolyn Grenberg, Felicias Mutter gefunden. Felicia ist für die meisten Jungen im Dorf Skaveböke der Anziehungspunkt, auch Killian und Sander wünschen sich eine Beziehung mit ihr. Doch der Tod von Mikael rückt alles in den Hintergrund.
Die beiden Polizistinnen Gerd und Siri nehmen die Ermittlungen auf und rücken die Freunde Killian und Sander in den Fokus. Einer von ihnen sagt nicht die Wahrheit. Killian hat zudem eine auffällige Wunde an der Nase, die von einem Aufprall herrühren muss. Doch nachweisen kann man dem ungleichen Gespann, das seit der Kindheit unzertrennlich ist, nichts. Als Killian einen tödlichen Autounfall erleidet, weil er überhastet flüchtet, scheint der Fall klar. Die Akten werden jedoch nicht geschlossen.
Die Atmosphäre im Dorf ist nachhaltig gestört. Als eine Explosion den Hof der Eltern des Ermordeten zerstört, verursacht sie einen riesigen Krater, der sich wie eine Wunde durch die Landschaft zieht. Auch Sander ist verwundet, denn sein bester Freund ist tot und zuvor hat er von dessen Verrat erfahren. Eigentlich will er nur noch weg von hier und in Stockholm Jura studieren. Doch es kommt anders.
20 Jahre später ist Sander zurück in Skavböke, um an einer Beerdigung teilzunehmen. Schnell will er wieder zu seiner Frau und seinen Kindern zurückkehren, doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Mikaels jüngerer Bruder wird in Skavböke ermordet. Vidar Jörgensson von der Polizei Halmstad übernimmt den Fall. Seine Ermittlungen führen zurück zu den Ereignissen von damals. Für Sander verschwimmen in den hellen und heißen Sommernächten die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart und er muss sein bisheriges Leben neu betrachten …
Der schwedische Autor Christoffer Carlsson hat mit seinem Kriminalroman „Wenn die Nacht endet“ eine ungewöhnlich fesselnde Geschichte geschrieben, die über einen Kriminalfall hinausgeht. Mit feinem psychologischen Gespür und unter weitgehendem Verzicht auf übliche, zum Genre gehörende Beschreibungen fokussiert er sich auf Emotionen, Reflexionen und Sprache, die Veränderungen hervorrufen, Menschen beeinflussen und besonders beim Erwachsenwerden Träume und Ziele zunichte machen können. Ein sehr lesenswerter, atmosphärisch dichter Kriminalroman!
Wenn die Nacht endet von Christoffer Carlsson
Verlag: Kindler Verlag
ISBN: 978-3-463-00061-9
Übersetzt von: Ulla Ackermann
Ausgezeichnet mit dem Schwedischen Krimipreis 2023!