Wellengang von Anne Griffin

Mit zwanzig scheint das Leben unbesiegbar und alles machbar. So sieht auch Rosie im Roman „Wellengang“ der Autorin Anne Griffin ihre Zukunft als erste Kapitänin, die ein Fährschiff steuert und alle Prüfungen mit Bravour bestanden hat. Dann lernt sie Hugh kennen und verliebt sich in ihn. Er ist Architekturstudent und sieht seine Zukunft in Dublin, Rosie liebt ihre Heimatinsel vor der Küste Irlands Roaring Bay.

Letztlich siegt die Liebe und Hugh und Rosie bauen sich ein Leben in Dublin auf. Die Geburt ihrer Tochter Saoirse löst eine postnatale Depression bei Rosie aus, die sie jedoch bald überwindet. Kurz darauf kommt ihr Sohn Cully auf die Welt. Ihr Leben ist im Gleichgewicht und die Sommer verbringen sie mit ihren Kindern auf Roaring Bay, die Heimat Rosies, in der noch immer ihre Eltern leben. Oft denkt sie an das Fährschiff ihres Vaters „Aoibhnea“, das sie viele Stunden als Skipperin gesteuert hat.

Dann kommt eines Tages ihre Tochter nicht nach Hause und eine Welt bricht für die Familie und insbesondere für Rosie zusammen. Lange und ausgedehnte Suchaktionen durch Freunde und Bekannte und schließlich der Polizei bleiben erfolglos und nach auszehrenden Jahren ohne Lebenszeichen der Tochter gibt sich der Vater Hugh geschlagen. Er glaubt anders als seine Frau nicht mehr daran, dass sie lebt.

Die Ehe ist zermürbt und Rosie geht auf ihre Heimatinsel zurück, um ihrem Vater beizustehen, der sich nicht mehr in der Lage sieht, die Fähre zu steuern. Nun soll Rosie übernehmen, Und die fühlt sogleich wieder Hoffnung und Zuversicht, wenn die Aoibhnea durch die Fluten gleitet.

Nur ein Rivale aus Jugendzeiten taucht wieder auf und will Rosie arrogant ihre Schranken als Skipperin aufzeigen. Die Bekanntschaft mit Iggy, einem Nicht-Insulaner, der aber das Meer und die Menschen liebt, entschädigt sie schnell dafür. Als Rosie jedoch erfährt, dass ihr Vater bankrott ist und die Fähre nicht mehr halten kann, wird sie so erneut vor eine Entscheidung gestellt: Soll sie bleiben und kämpfen oder in ihr altes Leben zurückkehren?

Im Roman „Wellengang“ gelingt es der Autorin Anne Griffin mit empathischer und kraftvoller Erzählweise die Gefühle einer Frau und Mutter zu beschreiben, die mutig kämpft und zwischen Hoffnung und Loslassen hin- und hergerissen wird. Zudem macht die lebendige Naturbeschreibung der irischen Insel den Roman zu einer sehr lesenswerten Lektüre.

Wellengang von Anne Griffin
Übersetzt von: Martin Ruben Becker

Verlag: Kindler
400 Seiten
ISBN: 978-3-463-00057-2

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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