Es lohnt sich, diese drei außergewöhnlichen Ausstellungen zu besichtigen, Kunst zu genießen, die in Hamburg, Neuss und München zu sehen ist.
Die absurde Schönheit des Raumes in der Hamburger Kunsthalle
Für das Ausstellungsprojekt „Die absurde Schönheit des Raumes“ haben sich sieben junge Künstlerinnen mit der Galerie der Gegenwart als »Resonanzraum« für die Entwicklung und Präsentation von Kunst beschäftigt: Der strahlend weiße Gebäudekomplex der Hamburger Kunsthalle des Architekten Oswald Mathias Ungers mit seiner streng durchkomponierten quadratischen Formgebung im Inneren und Äußeren ist die Bezugs- und Inspirationsquelle für teils eigens für das Museum entstandene Arbeiten.
Die Spannweite der künstlerischen Positionen ist medial vielfältig: Sie reicht von collagenhaften Raumgefügen aus Gemälden und Tierpräparaten; über ein individuell an den Raum angepasstes Videoprojektionsmapping, das die Besucherinnen choreografisch miteinbezieht; und karibisch anmutende Installationen, in welche die Betrachter*innen eintauchen sollen sowie zur Interaktion eingeladen werden; bis hin zu neuen malerischen Dimensionen, bei denen Arbeiten aus Transformationsprozessen entstanden sind, welche die Grenzen zur Bildhauerei verwischen.
Der in Düsseldorf lebende Künstler Jan Albers »baut Bilder« – wie er selbst sagt –, die Malerei, Skulptur und Architektur zugleich sind. Seiner Formfindung geht ein zerstörerischer Prozess voraus, bei dem Schlagen, Fräsen, Pressen und Verbiegen das Ausgangsmaterial bis an den Rand der Auflösung führt. Bei seiner Arbeit für die Ausstellung reichen zerfurchte Kolosse bis knapp unter die Decke des Raumes. Dem gegenüber sind einfache, makellose Kuben aus Bronze gestellt. Die ästhetische Spannung von Albers Werk ergibt sich nicht zuletzt in Hinblick auf den Kontrast zur formalen Klarheit der Architektur von Ungers.
Beteiligte Künstler*innen: Jan Albers, Sol Calero, Dana Greiner, Dominik Halmer, Franziska Reinbothe, Helga Schmidhuber und Claudia Wieser
DIE ABSURDE SCHÖNHEIT DES
RAUMES – 7 Künstler*innen vs. Ungers
4. September 2020 bis 9. Mai 2021
Hamburger Kunsthalle
Michael Armitage „Paradise Edict“ im Haus der Kunst München
Der junge britisch-kenianische Maler Michael Armitage (geb. 1984 in Nairobi, Kenia) ist binnen kürzester Zeit zu einer der spannendsten Stimmen der Gegenwartsmalerei avanciert. In seinen großformatigen, farblich nuancierten Ölgemälden verbindet er europäische und ostafrikanische Themen und Maltraditionen. Inspiration erwächst ihm aus tagespolitischen Ereignissen, Popkultur, Folklore und persönlichen Erinnerungen, die er zu mythisch aufgeladenen und traumhaft anmutenden Bildern verwebt. Mit „Paradise Edict“ hat Michael Armitage, der im Herbst mit dem renommierten Ruth-Baumgarte-Preis ausgezeichnet wird, seine bislang umfassendste Präsentation in einem Museum, und zugleich seine erste in Deutschland.
Auf das durch die europäische Kunstgeschichte geschulte Auge wirken die Gemälde von Michael Armitage anziehend und seltsam vertraut wie bei einem Déjà-vu Erlebnis. In kompositorischen Elementen, Motiven oder Farbkombinationen findet sich die Ikonografie von Tizian, Francisco de Goya, Édouard Manet, Paul Gauguin, Vincent Van Gogh oder Egon Schiele wieder. Ihm gelingt mit seinen Werken der europäische Blick und den damit verbundenen Exotismus in der Betrachtung des Anderen. Die Ausstellung „Paradise Edict“ vereint vier Werkgruppen, die seit 2014 entstanden sind.
Michael Armitage lebt und arbeitet in London und Nairobi. Insgesamt sind seine wirkmächtigen Bilder Ergebnis eines vielschichtigen Arbeitsprozesses und Ausdruck essentieller Aspekte des Menschseins: Grausamkeit, Sexualität, Liebe ebenso wie Mythologien und Traumzustände. In ihnen verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart, sowie Traditionen unterschiedlicher Kontinente.
Michael Armitage „Paradise Edict“
Stiftung Haus der Kunst München jetzt auch digital zu besuchen!
04.09.20 — 14.02.21
Alicja Kwade – Kausalkonsequenz
Mit der Ausstellung Kausalkonsequenz zeigt die Langen Foundation eine umfassende Einzelausstellung der Künstlerin Alicja Kwade, die zu den wichtigsten bildenden Künstlerinnen ihrer Generation gehört. In intensiver Auseinandersetzung mit der klaren und Kontinuität ausstrahlenden Architektur der Langen Foundation hat die in Berlin lebende Künstlerin für diesen besonderen Ort eine Ausstellung konzipiert, die bis in das weitläufige Gelände hinein wirkt und den Übergang zwischen Innen und Außen betont. So wird zum ersten Mal wird so die monumentale Treppe in Gänze bespielt und zu einer in beide Richtungen lesbaren Zeitskala.
Kwades oftmals raumgreifende Installationen untersuchen Transitions- und Transformationsprozesse, unterschiedliche Daseins-Zustände
und hinterfragen immer wieder unsere Wahrnehmung von Realität. Der Mensch als Bezugspunkt wird dabei individuell und auch gesellschaftlich als Teil eines Gesamtgefüges betrachtet.
Die Arbeiten Alicja Kwades basieren auf Konzepten von Raum, Zeit, Wissenschaft und Philosophie. Ihre Werke finden große internationale Beachtung und werden in Einzel- und Gruppenaustellungen weltweit präsentiert. So nahm sie 2017 an der Biennale in Venedig teil.
Alicja Kwade – Kausalkonsequenz
Langen Foundation
Dauer der Ausstellung: 7. September – 8. August 2021
Öffnungszeiten: Täglich von 10-18 Uhr
Raketenstation Hombroich 1
41472 Neuss
Titelbild: Jan Albers Installationsansicht Hamburger Kunsthalle Foto Fred-Dott