Jasmin Tabatabai ist vielen als Schauspielerin bekannt. Dass sie auch eine gute Musikerin ist, wissen vielleicht nur aufmerksame Musikliebhaber. Bereits 2002 veröffentlichte sie ihr erstes Solo- Album „Only Love“ und machte zuvor mit ihrer Berliner Country-Trash-Band „Even Cowgirls Get The Blues“ Musik.
2011 erntete sie mit ihrem Liederalbum „Eine Frau“ sehr positive Reaktionen, ein Album, auf dem sie erstmals Jazz gesungen hat. Entscheidend war dabei die sichere Hand des Schweizer Produzenten, Saxofonisten, Komponisten und Arrangeurs David Klein.
Auch jetzt bei Jasmins neuestem Album ist es wieder Klein, der das Talent der Sängerin für Chanson und Jazz richtig erkannt und eine feine und ausgewogene Auswahl von Songs vorgenommen hat. Das Album beginnt mit dem titelgebenden Stück von Georg Kreisler und gehört zu den schönsten Songs darauf. Mit zart hauchender Stimme singt und rezitiert die Sängerin den Text und wird dabei ebenso zart vom Piano, Bass und Schlagzeug begleitet. Der Text ist, wie kann es anders bei Kreisler sein, eine spöttische Abrechnung mit der Spaßgesellschaft, Tabatabai hat instinktiv die richtige Tonlage gefunden – unaufgeregt und stilsicher.
Drei Songs aus dem Film Bandits, „Catch Me“, „Another Sad Song“ und „Puppets“, haben eine deutlich identifizierbare jazzige Note bekommen. Insbesondere „Catch Me“ glänzt durch Saxophon (David Klein)- und Trompetensätze (Matthias Michel). Man fühlt sich in eine Jazzbar versetzt und kann nur staunen, wie anders die englischen Rock-Hymnen aus den 90ern nun klingen.
Als dreifache Mutter spricht das Lied „Aller guten Dinge sind drei“ von Reinhard Mey Jasmin Tabatabai aus der Seele. Ein Lied, das so viele Wahrheiten über einen Familienalltag ausspricht und zudem an die Sprachgeschwindigkeit der Sängerin hohe Anforderung stellt. Bei dem im Choro-Stil gekleideten Stück weiß man nicht, ob Reinhard Mey es gleich erkennen würde.
Die Ballade „Gole Sangam“ des iranischen Komponisten Anoushirvan Rohani singt Jasmin, die in Iran geboren wurde, auf Persisch. Ein wunderbares Lied, das auch ohne Textverständnis eine große Wirkung ausübt. Und Cole Porters Stück „Nur das und nicht mehr“ erzeugt Gänsehaut-Feeling, ein klassisches Jazzstück mit tollen Bläsersätzen, das durch die sanfte Stimme der Sängerin den letzten Schliff bekommt.
„Youkali“, das Lied verfasste Kurt Weill 1934 im französischen Exil. Es ist ein eindringlicher Song, der angesichts der zahlreichen Flüchtlinge an Aktualität nicht zu übertreffen ist. Die Hoffnung auf Utopia – in dem jeder Mensch geachtet, geliebt und sich frei fühlen darf, das Stück berührt und macht nachdenklich.
Ein ausgereiftes schönes Album, das besonders durch die vielfältige Auswahl der Lieder, die wunderbaren Arrangements, die höchst professionelle instrumentelle Begleitung und Produktion sowie die sehr einfühlsame gesangliche Interpretation der Sängerin Jazzherzen höher schlagen lässt.
Was sagt man zu den Menschen wenn man traurig ist?
Jasmin Tabatabai
VÖ: 20.05.2016
Format: CD, Download
Label: JaDaVi Records Vertrieb: Galileo Music
Foto: Felix Bröde
Jasmin Tabatabai auf Tour
Foto:JaDaVi Records