George Gershwin ist sicher jedem Musikfan ein Begriff. Gemeinsam mit seinem Bruder Ira Gershwin sind sie so etwas wie ein Synonym für die Klänge und den Stil des Jazz-Zeitalters geworden. Von 1924 bis zu George Gershwins Tod im Jahr 1937 schrieben die Brüder fast ausschließlich gemeinsam: Sie komponierten über zwei Dutzend Filmmusiken für den Broadway und Hollywood. Ihr Musical PORGY AND BESS wird bis heute an Opernhäusern und Theatern auf der ganzen Welt immer wieder neu aufgeführt.
“I’VE GOT A CRUSH ON YOU”
Wenn auch selten, so gab es auch für George und Ira Gershwin manchmal unerwartete Flops. Sie schrieben eigentlich wirklich großartige Songs. Einer davon war „I’ve Got a Crush on You“ aus dem Broadway-Musical „Treasure Girl“ (1928), das auch in der Filmmusik zu „Strike Up the Band“ (1930) der Gershwins enthalten war.
Doch keines dieser Musicals war an den Kinokassen wirklich erfolgreich. Auch der Song „I’ve Got a Crush on You“ zeigte zunächst keine große Resonanz. Erst als er von der Jazzsängerin Lee Wiley im Jahr 1939 interpretiert und auf deren Album „Eight Show Tunes From Scores By George Gershwin“ erschien, erzielte er einen Durchbruch. Heute gehört das Stück zu den Jazz-Standards des Vocal-Jazz und wurde sehr häufig gecovert so etwa von Ella Fitzgerald, Diana Krall und Stacey Kent.
Kritiker haben sich damals zu Recht gefragt, warum dieser Song erst durch Wileys Interpretation eine so große Popularität erlangte. Doch Wileys Version wurde so beliebt, weil sie das Lied in eine Ballade verwandelte. Ursprünglich war der Song in einem gemäßigten Tempo gehalten. Im Musical „Strike Up the Band“ wurde es laut Ira „das schnellste 2/4, das ich je gehört habe“ (Gershwin, 1959).
Trotzdem entschied sich Wiley, das Lied in einem viel langsameren Tempo zu singen, mit einem wunderschönen Jazz-Piano-Arrangement von Fats Waller, das die Balladenstimmung noch verstärkte. Außerdem gurrte sie die Worte sanft, anstatt sie zu punchen, wie es bei „Treasure Girl“ und „Strike Up the Band“ der Fall war. Der Broadway-Song, der ursprünglich ein Flop war, hatte sich schließlich durchgesetzt.