Vivienne Westwood

Vievienne Westwood - ein sehr umfangreiches und interessantes Buch über das Leben einer faszinierenden Frau, die Kulturgeschichte geschrieben hat

Karl Lagerfeld soll einmal gesagt haben, Mode sei oberflächlich. Wie immer er das gemeint hat, die Modedesignerin Vivienne Westwood würde ihm niemals zustimmen. Die Erfinderin der Punkmode hat da eine ganz andere Einstellung. Aufgewachsen während des zweiten Weltkriegs in Tintwistle, einer ländliche Gegend in England, zeigte Vivienne schon früh, dass sie handwerklich geschickt war. Die Verhältnisse waren prekär, England litt wirtschaftlich stark unter den Folgen des Krieges. Kleidung war rationiert. Es gab zum Beispiel den Gummi-Erlass, er verbot, dass Gummi in Kleidung verwendet wurde. Unterhosen wurden mit Knöpfen versehen, Strumpfbänder sollten, wenn sie verschlissen waren, mit Garn wieder stabil gemacht werden. Doch Dora, Viviennes Mutter, die damals in einer Weberei arbeitete, schaffte es trotzdem immer, Gummiband aufzutreiben.

Mangel bringt jedoch oft Kreativität hervor, und auch noch Jahre nach dem Krieg sollte Kleidung unter der Devise stehen – alles muss praktisch und günstig sein, Getragenes weiter verwertet werden. Vielleicht sind es diese sozial-politschen Umstände, die zugleich mit Viviennes hervorragendem Talent dafür verantwortlich waren, dass aus ihr eine so kreative Designerin geworden ist. Sie gehört zu den sechs wichtigsten Mode- Designer weltweit.

Vivienne bestand die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium, doch war es absehbar, dass sie, wie viele Mädchen ihrer Generation, die Schule vor dem Abitur verließ, um eine Ausbildung zu beginnen. Vivienne zog mit ihren Eltern nach London. Ein einschneidendes Erlebnis im Leben der Siebzehnjährigen, die sich dort erst gar nicht wohl fühlte.

Kunst jedoch, das war Vivienne bei ihrem ersten Galeriebesuch klar geworden, übte eine besondere Anziehungskraft aus und bekam eine große Bedeutung für sie. Daneben spürte sie ein starkes Bedürfnis nach Freiheit und Gerechtigkeit.
Vivienne wurde zum Studium an der Harrow Arts School aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt nähte sie ihre Kleidung schon selbst und interessierte sich sehr dafür, handwerklich und nähtechnisch weiter zu lernen. Viele Einflüsse und ihre Bekanntschaft mit Malcom McLaren sollten schließlich dazu führen, dass Vivienne neben ihrer beruflichen Tätigkeit als Lehrerin und als mittlerweile zweifache Mutter eine provokante und revolutionäre Idee entwickelte, die unter dem Namen Punk Anfang der 1970er Jahre in der King’s Road 430 ihren Anfang nahm und zu einem besonderen Teil der Modegeschichte wurde.

Ohne die Punkmode hätte es das T-Shirt und vieles mehr, so wie wir es bis heute kennen, nicht gegeben.Aber Vivienne entwickelte sich weiter, nachdem sich Malcom aus ihrem Leben zurückgezogen hatte. Finanzielle Schwierigkeiten haben sie lange auf ihrem Weg zu ihrem Weltruhm begleitet.

Bis heute vertritt Vivienne die These, dass Mode ein wichtiger Teil der Kultur ist. Es keinen Fortschritt gibt, wenn man nur in die Zukunft schaut und die Vergangenheit unberücksichtigt lässt. Sich gegen Ungerechtigkeiten und die Klimakatastrophe einzusetzen, ist bis heute ein wichtiger Teil ihres kreativen Handelns geblieben.
Eine bedeutende Designerin mit dem Hang zur Kutur- und Kunstgeschichte – ihre großartige Mode ist Zeugnis davon.

Ein sehr umfangreiches und interessantes Buch über das Leben einer faszinierenden Frau, in dem auch die Söhne Ben und Joe sowie viele Wegbegleiter, Freunde und Kollegen zu Wort kommen. Mit schönen Fotos und Abbildungen versehen. Unbedingt lesenswert!

Vivienne Westwood
Autoren: Vivienne Westwood, Ian Kelly

übersetzt von Stefanie Schäfer

Eichborn
Hardcover, 576 Seiten
Ersterscheinung: 08.10.2014
ISBN: 978-3-8479-0571-4

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Foto: Sherrie Thai

Fotoquelle:www.piqs.de /Some rights reserved.

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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