Die Idee war schon bemerkenswert – vier Violinkonzerte, die jeweils eine Jahreszeit porträtierten: Im Jahr 1725 komponiert Antonio Vivaldi sein wohl bekanntestes Werk „Die vier Jahreszeiten“. Das nun 300 Jahre alte Werk aus der Programmmusik imitiert Töne, die der Natur entstammen, sanfter Wind, heftige Stürme, Gewitter sowie Tierlaute und transformiert sie in wunderbare Musik, die an Popularität bis heute kaum zu übertreffen sind.
Auch diese Idee war bemerkenswert, als Max Richter 2012 die „Vier Jahreszeiten“ neu komponierte und ein Paukenschlag, der dem Gassenhauer nicht nur völlig neue Zuhörerschichten, sondern auch ein zweites Leben in Techno-Clubs und digitalen Musikplattformen bescherte.
Vier Jahreszeiten Recomposed wird 450 Millionen Mal gestreamt
„Klassische“ Musik für das Techno-Zeitalter: Die erste Aufführung von „Recomposed“ fand in Berlins legendärem Techno-Mekka, dem Berghain, statt und toppte die iTunes-Klassik-Charts in 22 Ländern, darunter Deutschland, die USA und das Vereinigte Königreich. Bis heute wurde das Stück, das Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ gekonnt auseinandernimmt und neu zusammensetzt, mehr als 450 Millionen Mal gestreamt und als Filmmusik für zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen – darunter die Serie „Bridgerton“ – verwendet.
Max Richter, der als Filmmusik-Komponist (zum Beispiel für „Waltz with Bashir“) oder mit Electro-Pop-Acts wie The Future Sounds of London berühmt wurde, bekannte, dass er Vivaldis Werk zwar liebe, es aber nicht mehr hören könne, weil es überall zu hören wäre: in Warteschleifen, im Supermarkt, in Fahrstühlen. Als er sich die Partitur ansah, erkannte Richter die Berührungspunkte zwischen Vivaldis barocker Sprache und seiner eigenen.
Vivaldis Werk basiert stark auf Mustern – typisch für die Barockmusik seiner Zeit – er erzeugt seine Effekte durch die Gegenüberstellung von kontrastierendem Material – ähnlich wie Post-Minimal und elektronische Clubmusik. Zusammen mit Stargeiger Daniel Hope, dem Orchester l’arte del mondo und Werner Ehrhardt als Dirigent kommt es 2014 zur Inszenierung für die Kamera im Funkhaus in Berlin.
Die „Sternstunde“ stellt das Konzert in den Mittelpunkt und erzählt mit Daniel Hope, der Klassik-Influencerin Esther Abrami, dem jungen Orgel-Star Anna Lapwood, dem Kult-Musiker Malakoff Kowalski auch, wie Barockmusik heute aufregend anders und neu interpretiert werden kann.
Regie: Isabel Hahn | Online verfügbar: Vom 20.06.2025 bis 17.12.2025
ARTE – TV Ausstrahlungen: Samstag, 21.06.2025 um 22.50 Uhr
Sonntag, 06.07.2025 um 17.50 Uhr
Foto: © Deutsche Grammophon