Keine Frage, Regisseur Luc Besson (u.a. „Leon – der Profi“, „Das fünfte Element“) bringt mit seinem Herzensprojekt Valerian – Stadt der 1000 Planeten einen (in visueller Hinsicht) absolut sehenswerten Science-Fiction-Roadtrip in die Kinos, dessen atemberaubende Welt voller kreativer Bilder und Settings, skurriler Figuren sowie toller Special Effects ordentlich Eindruck bei dem geneigten Zuschauer im Kinosessel hinterlassen. So ist praktisch in jeder Sekunde Leinwandzeit förmlich zu spüren, dass Besson die verrückte 22-bändige Comic-Reihe „Valérian Et Laureline“ schon seit langem unbedingt verfilmen wollte. Dieser sehnliche Wunsch sowie das 180 Millionen Dollar umfassende Budget sorgten in Kombination nun dafür, dass der französische Filmemacher mit „Valerian“ praktisch all seine über die Jahre angestauten Visionen und Ideen in den 138-minütigen Film hineinpacken konnte. Dabei gelingt es Besson, sich zudem immer wieder mit entsprechenden Anlehnungen und Anspielungen vor den größten Science-Fiction Klassikern unserer Zeit wie beispielsweise „Star Wars“ oder „Planet der Affen“ auf charmante Weise zu verneigen.
Erzählerische Schwächen versus 2700 Spezialeffekten
Allerdings, und das ist wirklich schade, stehen den genannten Stärken erhebliche erzählerische Schwächen gegenüber, die auch der bildliche Sci-Fi-Bombast mit sage und schreibe insgesamt 2700 Spezialeffekten nicht verschleiern kann.
Wir schreiben das 28. Jahrhundert. Das Spezialagenten-Duo Valerian (Dane DeHaan) und Laureline (Cara Delevingne) hat von der Regierung den Auftrag, das Universum zu schützen und die Ordnung zu wahren. Nachdem die intergalaktischen Ordnungshüter zunächst den Befehl, den letzten Transmulator (ein kleines Wesen, das Dinge vervielfältigen kann) des vor langer Zeit zerstörten Planeten Mül zu besorgen, erfüllt haben, begeben sich die beiden auf Anordnung ihres Kommandanten Arun Filitt (Clive Owen) auf eine Sondermission in die intergalaktische Superstadt Alpha. Dort haben sich über die Jahrhunderte unzählige Spezies aus dem gesamten Weltraum zusammengefunden und insgesamt rund 17 Millionen Einwohner ihre Talente, Technologien und Ressourcen zum Vorteil aller vereint. Doch nicht jeder in der sogenannten Stadt der 1000 Planeten führt Gutes im Schilde. Dies bekommen Valerian und Laureline, die auf ihrer Mission unter anderem auf Gestaltenwandlerin Bubble (Rihanna), einen Cowboy-Zuhälter (Ethan Hawk) und viele andere skurrile Charaktere treffen, nur allzu bald zu spüren. Denn hinter zu untersuchenden Zwischenfällen steckt mehr als gedacht…
Ein Agentenduo fliegt in eine intergalaktische Stadt und soll dort eine Art Mysterium aufklären – so lautet, kompakt formuliert, der Kern der Story von „Valerian – Stadt der 1000 Planeten“. Dass dieser für sich genommen schon schlichte Plot allein durch zwei ähnlich unkreative Twists – einmal ist Valerian kurzzeitig verschollen und Laureline rettet ihn, einmal wird Laureline entführt und Valerien rettet sie – künstlich in die Länge gezogen wird, ist ein erster Beleg der erzählerischen Schwächen. Ein weiterhin wenig erbaulicher Umstand in diesem Kontext: Man tappt als Zuschauer nicht wirklich lange im Dunklen darüber, wer am Ende der geheimnisvolle Schurke ist, der für das ganze Unheil verantwortlich ist. Ganz im Gegenteil: Man kann es sich schon bei seinem ersten Auftritt denken…
Passend dazu sind auch die (Kurz-)Auftritte dreier Stars in ihren Nebenrollen geraten: Rihanna darf zwar als tanzende Gestaltenwandlerin mit starker Künstlerader eine spektakuläre Performance hinlegen, hat aber insgesamt ebenso wie Ethan Hawk schlichtweg zu wenige Minuten Leinwandzeit, als dass ihre Charaktere in der Geschichte entscheidend ins Gewicht fallen würden. Noch bitterer sind die Auftritte des ansonsten oftmals so grandiosen Clive Owen. Dabei ist es nicht einmal so, dass Owen groß die Wahl hätte. Denn seine Figur des Arun Filitt ist schlichtweg viel zu eindimensional und austauschbar geschrieben.
Valerian – Stadt der 1000 Planeten- visuell ein Feuerwerk
Dagegen harmonieren die beiden Protagonisten Dane DeHaan als selbstverliebter Draufgänger Valerian und Topmodell Cara Delevingne als toughe und schlagfertige Laureline recht gut. Zwar hat man immer mal wieder das Gefühl, dass man den einen oder anderen markigen Spruch schon mal in anderen Filmen gehört hat, doch das fällt aufgrund der guten Chemie des Duos weniger ins Gewicht. Schließlich sitzt der Großteil der Neckereien und Onliner der beiden Stars dennoch. Was in diesem Zusammenhang allerdings eher dünn daherkommt, ist die sich von der ersten Szene an anbahnende Romanze zwischen dem ungleichen Ermittlerduo. Denn die emotionale Verbundenheit zwischen beiden Figuren bleibt bis zum Abspann nicht mehr als eine reine Behauptung und ist somit für den Zuschauer kaum nachvollziehbar, geschweige denn nur ansatzweise nachzuempfinden.
FAZIT: Visuell ein absolutes Feuerwerk mit zwei gut aufgelegten Hauptdarstellern, erzählerisch dagegen mit (zu) vielen Schwächen – diese starke Diskrepanz macht „Valerien – Stadt der 1000 Planeten“ nur zu einem durchschnittlichen Science-Ficton-Spektakel. Leider.
Wem es jedoch genügt, sich im Kino (fast) ausschließlich von spektakulären Bildern berauschen zu lassen – und das darf ab und zu ja auch ruhig mal sein -, der macht ebenso wie Fans der Comic-Reihe mit Luc Bessons neuestem Streich dennoch sicher nichts falsch.
3 von 5 Punkten
Ab 20.7. in den Kinos
Fotos: © Universum Film