30 Jahre nach dem Fall der Mauer widmet sich der Kunstpalast Düsseldorf in einer großen Ausstellung der Kunst in der DDR. Mehr als 130 Gemälde und Arbeiten auf Papier von 13 unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern verdeutlichen eine spannungsreiche, oft widersprüchliche Kunstepoche. Malerei galt in der DDR als wichtigstes Medium der bildenden Kunst und steht im Mittelpunkt dieser Präsentation. Das Spektrum der Ausstellung umfasst Werke von den Nachkriegsjahren bis zum Mauerfall von Künstlerinnen und Künstler aller Generationen der DDR.
Die Künstlerauswahl verdeutlicht, dass die zu DDR-Zeiten und bis heute andauernde übliche Gegenüberstellung von freiheitlicher Abstraktion im Westen und ideologisch belastetem Realismus im Osten hinterfragt werden muss. Die offizielle Kunst in der DDR sollte dem Stil des Sozialistischen Realismus folgen; volkstümlich und parteilich im Dienst der Arbeiterklasse stehen und helfen, die sozialistische Gesellschaft aufzubauen und zu festigen. Viele Künstler unterliefen diese Vorstellung und suchten nach Alternativen zum staatlichen Kunstbetrieb.
Sie gerieten häufig in den Fokus kulturpolitischer Debatten, wurden kontrolliert und überwacht. Ziel der Ausstellung ist es, die Objekte nicht allein als historische Dokumente zu betrachten – wie es in der Vergangenheit immer wieder geschehen ist –, sondern sie als Kunstwerke vorzustellen, die zum Nachdenken über unsere gesamtdeutsche Kunstgeschichte auffordern.
Bis 1990 wurde Kunst aus der DDR in der Bundesrepublik häufig gezeigt. Seitdem gab es zu dem Thema keine Überblicksausstellung mehr in einem westdeutschen Museum. „Es überrascht, dass sich die Museen im Westen in den letzten 30 Jahren nicht mit der entgegen vieler Vorurteile spannenden, heterogenen Kunst in der DDR beschäftigt haben. Die westdeutschen Institutionen haben eine Menge nachzuholen und das Publikum, gerade auch eine jüngere Generation, die die Teilung Deutschlands nicht mehr erlebt hat, kann viel entdecken.“, betont Felix Krämer, Generaldirektor Kunstpalast. „Mit unserer Ausstellung von 13 exemplarischen Positionen möchten wir einen neuen und offenen Blick auf das Kunstschaffen
in der DDR vermitteln. Es geht um die Erweiterung unseres gemeinsamen
deutsch-deutschen kulturellen Gedächtnisses.“
In Düsseldorf liegt die Frage nach dem Kunstgeschehen im Osten inhaltlich
besonders nahe. Die Stadt ist Wirkungsstätte etlicher bedeutender aus der DDR stammender Künstler, die ihre Heimat verließen, um an der Düsseldorfer Kunstakademie zu studieren und zu arbeiten. Viele siedelten in jungen Jahren ins Rheinland über, darunter Gotthard Graubner (1930–2013), Gerhard Richter (1932) und Günther Uecker (1930). Der in der Ausstellung vertretene A.R. Penck kam erst 1980 in den Westen – zu einem Zeitpunkt, als er bereits einen vollkommen eigenen Stil gefunden hatte.
Der Ausstellungsrundgang beginnt mit den unmittelbar nach dem Zweiten
Weltkrieg entstandenen Bildern von Elisabeth Voigt und Wilhelm Lachnit, die bisher noch nie im Westen gezeigt wurden. Beide prägten als Lehrer an den traditionsreichen Kunsthochschulen der DDR, Leipzig und Dresden, die nachfolgenden Künstlergenerationen, obwohl ihre eigenen Werke von offizieller Seite kritisiert wurden.
Gezeigt werden Arbeiten von Gerhard Altenbourg (1926–1989), Carlfriedrich Claus (1930–1998), Hermann Glöckner (1889–1987), Angela Hampel (1956), Bernhard Heisig (1925–2011), Wilhelm Lachnit (1899–1962), Wolfgang Mattheuer (1927–2004), Michael Morgner (1942), A.R. Penck (1939–2017), Cornelia Schleime (*1953), Willi Sitte (1921–2013), Werner Tübke (1929–2004) und Elisabeth Voigt (1893–1977).
Eine sehr sehenswerte Ausstellung – zu sehen vom 5. September 2019 bis 5. Januar 2020 im Kunstpalast Düsseldorf
Titelbild: Wolfgang Mattheuer
Die Flucht des Sisyphos, 1972
Öl auf Hartfaserplatte, 96 x 118 cm
Albertinum | Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden