Zwei Pianisten – Nils Frahm und Fred Hersch lassen ihre Virtuosität auf den weiß-schwarzen Tasten hören –
Zum diesjährigen Piano-Day präsentiert Nils Frahm uns sein erstes Studioalbum mit dem Titel „Graz„, das er schon 2009 für das Londoner Label aufgenommen hat. Warum es erst jetzt veröffentlicht wird? Keine Ahnung. Wir können nur konstatieren, dass bereits der junge Pianist Nils die Fähigkeit besaß, uns mit seiner Musik in seinen Bann zu ziehen. Sein Genie, die Essenz seiner Handschrift, ist schon hier zu erkennen: der harmonische Ausdruck der Klassik, die Unmittelbarkeit des Jazz. Es wirkt so, als würde Nils jede Idee für sich aufgreifen, ganz behutsam nur auf den Moment konzentriert, um auch ja nicht die Muse wieder zu vertreiben.
„Manchmal, wenn man ein Klavier hört, dann könnte man meinen, es handle sich um ein Gespräch zwischen einer Frau und einem Mann“, kommentiert er die Aufnahme. „Zugleich kann es auch auf die Gestalt des Universums verweisen und beschreiben, wie ein schwarzes Loch aussieht. Du kannst Klänge entstehen lassen, die keinerlei Bezug zu den Dingen haben, die wir vermessen können.“
Übrigens hat Nils Frahm mit Gleichgesinnte im Jahr 2015 den jährlichen Piano Day ins Leben gerufen.
Hersch „Songs from Home“
Der US-Pianist Fred Hersch, der uns mit seiner ruhigen, sensiblen und leidenschaftlichen Art einige der lyrischsten Jazzstücke der letzten Jahrzehnte hinterlassen hat, hat das große Glück, ein Haus im ländlichen Pennsylvania zu haben, das um ein Klavier herum gebaut wurde. Genauer gesagt einen 148 cm breiten, 211 langen und 354 kg schweren Steinway B, der Profis wie ambitionierte Kenner seit jeher wegen seines reichen Umfang an Klangfarben begeistert. An diesem Boliden entstanden die elf Stücke für sein neues Album SONGS FROM HOME, das er im vergangenen Jahr in der Einsamkeit des Lockdowns aufnahm.
Sanft melancholische und leise eindringliche Interpretationen von Liedern, die ihn berührt haben oder Jazz-Standards, die ihm besonders am Herzen liegen. Duke Ellingtons „Solitude“ gehört dazu ebenso wie „Wichita Lineman“, das die melodische Begabung von Jimmy Webb demonstriert. Und Coleman Porters „Get out of Town“, das er recht beschwingt anpackt, indem er die Themenphrase mit Akkorden in Achtelnoten spielt. Einzig die Songs „West Virginia Rose“ und „Sarabande“ sind Eigenkompositionen. Mit einer fröhlichen Version des Beatles-Klassiker „When I’m Sixty-Four“ endet das vorzügliche Album.
Auch seine wundervollen Stücke präsentieren den Piano-Day! Am 26.03. bei Palmetto Records erschienen