Und morgen werde ich dich vermissen – Heine Bakkeid

Ein tödlicher Unfall, ein Selbstmordversuch – körperlich und seelisch am Endpunkt angelangt, so sieht die persönliche Bilanz des 44-jährigen Thorkild Aske aus. Der einstmals erfolgreiche Ermittler und Verhörspezialist bei der norwegischen Polizei hat in den letzten drei Jahren im Gefängnis gesessen, für eine Tat, die er nicht mutwillig herbeigeführt hat, und die ihn selbst zum Opfer werden ließ.

Was wurde Thorkild zum Verhängnis?

So banal wie es klingt, war es nicht, aber Liebe oder besser Verliebtsein hatte dazu geführt, dass er nicht mehr nur rational reagierte. Sich von Frei bezirzen ließ und nicht zu merken, dass sie nur ein Spiel mit ihm trieb. Und erst als es zu spät war, wirklich etwas wie Liebe für Thorkild empfand. So schnell, wie dieses Gefühl entstand, so schmerzhaft und endgültig war es wieder vorbei. Nun steht er vor dem Nichts. Gegen Schmerzen gibt es eine Vielzahl von Tabletten, die er schluckt, seine Schuldgefühle jedoch hat er nicht so gut unter Kontrolle. Da helfen zwar auch diverse Pillen, die ihm sein Freund und Psychiater Ulf verschreibt, aber die Wirkung lässt immer zu schnell nach. Ulf glaubt schließlich, das richtige Rezept gefunden zu haben, er vermittelt Thorkilde einen Auftrag: Ein Mann namens Rasmus Moritzen ist spurlos verschwunden. Sein letzter Aufenthaltsort – eine verlassene Leuchtturmwärterinsel im nordnorwegischen Meer. Ein Tauchunfall ist vermutlich die Ursache seines Verschwindens. Die örtliche Polizei schließt die Akten und will warten, bis irgendwann die Leiche wieder angeschwemmt wird. Nicht so die verzweifelten Eltern, die Auftraggeber Thorkilds‘. Sie möchten genau wissen, wie Rasmus umgekommen ist. Ob Thorkild dafür der richtige Mann ist? Spürsinn und Verstand sind zwar noch vorhanden, aber seine mentalen Ressourcen werden immer wieder durch die Psychopharmaka und Schmerzmittel getrübt. Doch auf der kargen Felseninsel angekommen, bemerkt er, dass er dort nicht allein ist. Tatsächlich wird eine Leiche angeschwemmt, oder sieht er etwas, was nicht wirklich vorhanden ist, in der stürmischen Herbstnacht, wo Nässe und Kälte, die Medikamente und die unklare Sicht ihm etwas vorgaukeln?

Ein Thriller mit einem faszinierenden Protagonisten und ein wahrhaft brillanter Erzähler, der es durch seine bloße Schilderungen schafft, dass man mit friert, mit leidet und darauf hofft, dass der Albtraum endlich vorbei ist – wobei man eigentlich gerne weiterlesen möchte.

…und morgen werde ich dich vermissen
Heine Bakkeid

Verlag:  rororo
416 Seiten
ISBN:  978-3-499-29055-8
übersetzt von: Ursel Allenstein
Deutsche Erstausgabe

Standardbild
Ingrid
Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen. Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.
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