Wer Gemälde von Joseph Mallord William Turner jemals gesehen hat, ist sogleich fasziniert von seiner kunstvollen und unkonventionellen Weise, seine Inspirationsquellen wie Natur und Umwelt auf Farbe, Licht und Atmosphäre zu reduzieren. Bis heute gilt er als Erneuerer und Vorreiter der Moderne. In seinen Bildern entfaltete die Farbe eine bis dahin ungesehene Freiheit.
Schon früh begann er, die Möglichkeiten der Landschaftsmalerei zu erkunden, sowohl im Studium berühmter Vorbilder wie in der direkten Auseinandersetzung mit der Umwelt. Er experimentierte mit den Konventionen der Gattung, integrierte Naturwissenschaften, Mythos, Geschichte und Zeitgeschehen. Zunehmend verschob er die Grenzen des Darstellbaren. Bald lösten sich seine Werke so deutlich von der anschaulichen Natur, dass sie in ihrer Reduktion auf Farbe, Licht und Atmosphäre die abbildende Funktion des Bildes in Frage stellten. Darin verblüfften und provozierten sie die Zeitgenossen. Die Nachwelt feierte seine erstaunliche Modernität.
40 Aquarelle und Skizzen aus allen Schaffensphasen des Künstlers sind nun im Lenbachhaus in München zu sehen. Sie zeigen die Geschichte der Abstraktionsfähigkeit Turners in seiner ganzen Breite. Dank der Kooperation mit Tate Britain, London, die seinen reichen Nachlass bewahrt, werden Turners Werdegang und seine bildnerischen Innovationen anschaulich nachvollziehbar.
Kuratiert von Karin Althaus und Nicholas Maniu.
Turner – Three Horizons – ab dem 28. Oktober 2023 – 10. März 2024 im Lenbachhaus
Titelbild: Snow Storm – Steam-Boat off a Harbour’s Mouth / Schneesturm – Ein Dampfschiff im flachen Wasser vor einer Hafeneinfahrt, exhibited 1842 / ausgestellt 1842, Joseph Mallord William Turner (1775-1851). Tate: Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856 © Photo / Foto Tate