Zum Ruhrgebiet, auch Ruhrpott genannt, fallen den meisten die Begriffe Bergbau, Kohle, Stahl, Hochöfen und Fußball ein. Nun hat der deutsche Jazztrompeter Till Brönner, der seit 10 Jahren auch als Fotograf tätig ist, den Ruhrpott mit seiner Kamera ganz persönlich in den Blick genommen. Die 200 Fotos die daraus entstanden sind, zeigen aber weit aus mehr. Ab dem 3. Juli sind sie in einer Ausstellung in Duisburg zu sehen.
„Ich bin kein Inszenierer (…). Ich zeige in dieser Ausstellung nichts, was es nicht gibt. Ebenfalls nichts, was ich im Nachhinein beschönigen muss. Ich lasse alles stehen, sowohl in Schwarzweiß als auch in Farbe. Sonst verkläre ich etwas, das erfahrbar bleiben soll,“ sagt Till Brönner.
Im ersten großen Ausstellungsraum wird der Betrachter auch sogleich von einem riesigen Foto angezogen, das eine große Fangemeinde dicht gedrängt auf den Sitzrängen eines Fußballstadions zeigt. Nicht nur die Größe ist beeindruckend, sondern die Gesichter, die Vorfreude, die Angespanntheit, die zu sehen sind.
Menschen ziehen Till Brönner an
Den Ruhrpottlern sagt man ja nach, dass sie besonders sind, was andere über sie denken, schert sie nicht unbedingt. Aber wie setzt man diese Eigenschaft in Fotos um? Till Brönner hat einige dieser Menschen getroffen. Welche Frau lässt sich schon mit dicker Zigarre so gleichmütig und selbstbewusst fotografieren? In der Ausstellung kann man sie bewundern. Zudem eine Bikergang, Menschen bei einer Musiktherapie und Flüchtlingskinder, deren Gesichter medizinisch wiederhergestellt werden müssen, hat der Fotograf berührend eingefangen.
Fotos von Prominenten aus der Region hängen einträchtig in einem gesonderten Raum nebeneinander. Wir alle kennen sie, und doch wirken sie plötzlich anders, in sich ruhend, in sich gekehrt oder extovertiert.
Trostlosigkeit zeigt er auch
In nahezu jeder Stadt wird man ihnen begegnen – Trostlosigkeit, Stillstand und Depression. Auch diese Bilder sieht man in der Ausstellung. Daneben monumentale Denkmäler, Industriearchitektur und Straßenbilder, Kulturlandschaften und Natur.
Bei allen Fotos spürt man, dass Till Brönner sich intensiv auf diese Region und deren Menschen eingelassen hat.
Der sympathische Künstler hat mit seiner Ausstellung nicht nur das Ruhrgebiet gezeigt, sondern ebenfalls ein Stück von sich Preis gegeben.
„Die schönsten Momente im Ruhrgebiet waren eigentlich die, in denen ich das Gefühl hatte, meinen persönlichen Horizont erweitert und eine gute Portion Demut erhalten zu haben.“ Till Brönner
Heute werden täglich mehr Fotos mit Smartphones und Fotoapparaten geschossen als im gesamten 20. Jahrhundert. Trotzdem bleibt es ein faszinierendes Erlebnis, eine Fotografie-Ausstellung wie diese zu besuchen.
Zur Ausstellung ist auch ein umfangreicher Katalog erschienen mit Beiträgen von Ulrich Rüter, Carl Friedrich Schroer und einem Gespräch mit Till Brönner. (Verlag: Wienand)
„Till Brönner – Melting Pott“ ist vom 3.Juli bis zum 6. Oktober im
MKM Museum Küppersmühle
für Moderne Kunst Duisburg zu sehen
http://www.museum-kueppersmuehle.de/
http://www.tillbroenner-photography.com
Titelbild: Till Brönner – Rhein bei Thyssenkrupp
Duisburg, 2019 © Till Brönner + courtesy Brost-Stiftung