Thomas Stricker: Projekte und Skulpturen im Weltkunstzimmer

Die Ausstellung im WELTKUNSTZIMMER Düsseldorf widmet sich den sozial und ökologisch engagierten Projekten und Skulpturen des Künstlers Thomas Stricker. Seine „sozialen Plastiken“ sind über die letzten Jahre in der ganzen Welt entstanden und loten das Feld von zeitgenössisch möglicher Skulptur immer wieder neu aus.

In einem Rundgang durch die Ausstellung lässt sich gedanklich die ganze, aus den Fugen geratene Welt bereisen. Eine Welt, die von Polaritäten gekennzeichnet und als Kugel doch in ständiger Bewegung begriffen ist. Als solche kann sie beliebig gedreht, gewendet und auf den Kopf gestellt werden, sodass sich scheinbar festgefügte Gegensätze auflösen. Je nach Perspektive, nach Blickwinkel, aus welchem die Welt betrachtet wird, verändert sich auch die Lesart und ergibt manchmal von der einen, manchmal von der anderen Seite aus gesehen Sinn.

Künstler Thomas Stricker

Der 1962 in St. Gallen geborene Künstler Thomas Stricker ist weniger an universellen Antworten interessiert, sondern stellt mit seinen Werken vielmehr skulpturale Fragen. Basierend auf Beuys‘ Erweiterung des Kunstbegriffs in den Bereich der sozialen Plastik widmet er sich sozial engagierten Skulpturen, die als amorphe, gestaltlose Werke Prozesse umschreiben. Entstanden sind sie in Australien, Deutschland, Namibia, Mexiko und der Mongolei. Seiner scheinbar zwiespältigen Rolle zwischen Künstler und Entwicklungshelfer ist sich Stricker dabei bewusst. Nie drängt er fremden Orten seine Ideen auf, vielmehr hört er zu, beobachtet und integriert die jeweiligen Bewohnerinnen stets als Mitproduzentinnen in den Schaffensprozess.

Strickers Lieblingsprojekt, der „Primary School Garden“ im Township Kalkfeld in Namibia, bildet das Herz der Ausstellung. Die Schüler dort sollten ursprünglich Agrikultur in Theorie und Praxis erlernen, heute knüpft ihr Schulgarten kommunikative Netzwerke und die Wechselwirkung zwischen Pädagogik und sozialem wie künstlerischem Engagement gewinnt immer größere Bedeutung.

Ein ständiger Kreislauf des Werdens, der Blüte, des Vergehens und neuerlichen Werdens manifestiert sich auch im Kompost-Komplex „Los Composteros“ in Mexiko City. 2010 entwickelte Thomas Stricker hier ein ganzheitliches Entsorgungssystem, das sich zugleich zu einem sozialen Treffpunkt entwickelte. Aus dem Dunkel gehobene Prozesse von Vergänglichkeit, der Rückführung organischer Stoffe in den Kreislauf der Natur, fördern ökologisch-soziale Verflechtungen zutage.

WELTKUNSTZIMMER
Ausstellungshallen
Ronsdorfer Str. 77a, 40233 Düsseldorf

Ausstellungsdauer: 2. September – 10. Oktober 2021

Öffnungszeiten: Do. – So. von 14 – 18 Uhr und nach Vereinbarung

http://weltkunstzimmer.de

Titelfoto Plakat Stricker Fotografin Petra Knyrim

Alle Bilder:           Courtesy of Thomas Stricker and VG Bild-Kunst, Bonn

Ingrid
Ingrid

Kunst und Kultur, Musik und Bücher, ohne sie ist ein Leben denkbar, aber für mich sinnlos. Darum habe ich diesen Blog ins Leben gerufen. Es macht viel Spaß, ihn zu gestalten - ich hoffe, den Usern, ihn zu lesen.
Nicht alles, was gedruckt wird, muss gelesen, nicht jedes Album gehört werden. Was die User hier finden, gefällt mir und den Gastautoren, die ab und zu Lust haben, etwas zu schreiben.

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