Thomas Naïm: May This Be Love

Früh stirbt, wen die Götter lieben, um dann nach einem kurzen, heldenhaften Leben unsterblich zu werden. Eine uralte, in zahlreichen Varianten überlieferte Vorstellung, die sich bis in die Gegenwart erhalten hat und gerne auf Stars bezogen wird, die allzu früh verstorben sind. Einer von ihnen war Jimi Hendrix. Mit nur 27 Jahren endete das Leben des Gitarrenvirtuosen, der auch heute noch wie ein Gott verehrt wird. Seit ewigen Zeiten führt er die Liste der 100 besten Gitarristen aller Zeit laut dem Magazin Rolling Stone an.

Der französische Gitarrist Thomas Naïm stellt sich auf seinem neuen, soeben erschienenen Album MAY THIS BE LOVE der Herausforderung, das Werk Jimi Hendrix‘ solo auf Akustikgitarre neu zu beleben. Neben exquisitem technischem Können braucht dies gewiss auch eine gehörige Portion Mut. Naïm, für den der Gitarrenhexer seit jungen Jahren ein Idol war, an dessen virtuosen Stil er sein eigenes Spiel geschult hat, vereint beide Qualitäten.

Auf MAY THIS BE LOVE interpretiert er zehn der schönsten Songs seines Vorbilds. Darunter befinden sich natürlich der Allzeitklassiker „Hey Joe“, das groovige „Manic Depression“, das hier in Naïms mehrstimmigen Spiel zu frischem Leben aufblüht, das furiose „Crosstown Traffic“, das meditative „The Wind Cries Mary“ und das jazzige „Voodoo Child“. Dabei handelt es sich nicht etwa nur um glänzend gelungene Cover der Originale, sondern um durchweg eigene akustische, zwischen Minimalismus und Trance schwebende Kompositionen, die auf den Originalsongs aufbauen und mit denen Naïm sein makelloses technische und musikalisches Können unter Beweis stellt. Mehr noch: Manche Songs wie „Manic Depression“ und „Purple Haze“ enthüllen die kompositorische Raffinesse und Schönheit der Originale, die Hendrix‘ mit exzessiven Jaul-, Splitter- und Überlagerungsgeräuschen versetzten Gitarren-Trips bisweilen verdeckten.

Neben den zehn großartigen Hendrix-Stücken enthält das Album „May This Be Love“ die Eigenkomposition „Cherokee Blues“, eine wunderbare akustische Fingerstyle-Version von „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ der Beatles und eine Interpretation von John Lennons waidwundem Song „Jealous Guy“.

Am 9. Mai 2025 beim Label Rootless Blues erschienen

Hans Kaltwasser
Hans Kaltwasser
Artikel: 479

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..