Tchavolo Schmitt: MIRI CHTERNA

Gypsy-Jazz ist eine leidenschaftliche, mitreißende Musik, die Elemente der traditionellen Roma-Musik mit dem frühen Swing verbindet. Der Jazz Manouche wie er in Frankreich heißt, beruht hauptsächlich auf dem perkussiven Spiel von Saiteninstrumenten wie Gitarre und Geige, ohne Schlagzeug. Der unbestrittene Meister dieses Genres ist der belgische Gitarrist Django Reinhardt. In den 1930er-Jahren gründete er gemeinsam mit dem Jazzgeiger Stéphane Grappelli das „Quintette de Hot Club“, das den Gypsy-Jazz in der Welt bekannt machte.    

Als einer der treuesten und talentiertesten Bewahrer des musikalischen Erbes von Reinhard gilt Tchavolo Schmitt. Dennoch ist er auf den großen Bühnen der Jazz-Festivals kaum zu sehen und auch in den Clubs ist er viel zu selten anzutreffen. Für sein neues Album MIRI CHTERNA hat er eine handverlesene Schar von exzellenten Nachwuchsmusikern zusammengerufen, um die neun Songs dieses wunderbaren Albums aufzunehmen: Edouard Pennes am Kontrabass und den Gitarristen Julien Cattiaux. Hinzu kommen einige Gäste wie Bartien Brison am Klavier bei „September Song“, César Poirier an der Klarinette bei „It Had To Be You“ und „Billet Doux“, Kuoa-Nam Nguyen und Thomas Descamps an der Violine, Issey Nadaud an der Altvioline und Alex Derouin am Cello bei „J’Attendrai“.

Sehr gute Gitarristen gibt es viele. In allen Musikstilen. Im Gypsy-Jazz ist Tchavolo Schmitt eine echte, unbestrittene Koryphäe. Schnell gleiten seine Finger bei Songs wie „Coucou“, „Seul Ce Soir“ und „Sheik of Arabia“ über die Saiten, wechseln zwischen perlenden Arpeggios und schmatzenden chromatischen Tönen, während Cattiaux perkussiv seine Akkordfolgen schlägt und Pennes seinen Kontrabass zupft. Diese Musik hat etwas Sehnsüchtiges. Die schönen Melodien laden ein zum Träumen, doch dann wird man durch ein paar hart angeschlagene giftige Akkorde brutal geweckt und jäh aus seinen Träumereien gerissen. Es ist genau dieser Wechsel, der die Magie dieses Gypsy-Jazzalbum ausmacht, das mal langsam und leise, mal schnörkellos und dann wieder urwüchsig kraftvoll klingt. Und der einen dazu verleitet, MIRI CHTERNA immer wieder zu hören. 

VÖ: 26.08.2022
TCHAVOLO SCHMITT
Miri Chterna
Standardbild
Hans Kaltwasser
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